Die geplante Schließung der Notfallpraxis in Herrenberg sorgt in der Region für Unmut und Besorgnis. Rottenburger Kommunalvertreter haben sich in einem Protest-Schreiben an die Kassenärztliche Vereinigung gewandt.
Die geplante Schließung der Notfallpraxis in Herrenberg sorgt für massives Unverständnis und Enttäuschung in der Region. Die Entscheidung wird von zahlreichen Bürgern, der Stadt sowie den umliegenden Kommunen scharf kritisiert. Nun haben sich Vertreter der Stadt Rottenburg in einem Schreiben protestierend an die Kassenärztliche Vereinigung gewandt – unterzeichnet haben Hendrik Bednarz, Erster Bürgermeister, und Timo Wachendorfer als Ortsvorsteher von Ergenzingen.
Die Schließung wird darin als erhebliche Verschlechterung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum betrachtet. Darüber hinaus kritisieren Bednarz und Wachendorfer die Art und Weise, wie die Schließung bekannt wurde als „im Stil inakzeptabel“. Ohne Vorankündigung sei die Maßnahme über die Presseabteilung der Kassenärztliche Vereinigung an die Öffentlichkeit gegeben worden.
Ärztliche Versorgung auf dem Land bereits jetzt unzureichend
„Bereits jetzt ist die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum unzureichend. Die Schließung einer Notfallpraxis, die für viele Menschen in dringenden medizinischen Fällen eine wichtige Anlaufstelle darstellt, wird die Situation nur weiter verschärfen“, äußerten die Rottenburger Stadt- und Gemeindevertreter. Kritisiert wird insbesondere, dass Patienten in Notfällen gezwungen wären, noch längere Anfahrtswege in Kauf zu nehmen.
Die Notfallpraxis in Herrenberg habe sich als unverzichtbare Einrichtung erwiesen, die sowohl für akute medizinische Probleme als auch für die erste Hilfe unerlässlich sei. Die Entscheidung über ihre Schließung ignoriere die Bedürfnisse der Bevölkerung und untergrabe das Vertrauen in die ärztliche Versorgung. Speziell Ergenzingen sei mit seinen über 4800 Einwohnern ohnehin auch schon hausärztlich unterversorgt.
Die Notfallpraxis in Herrenberg spiele seit Jahren eine zentrale Rolle in der Erstversorgung bei akuten Erkrankungen und Notfällen, heißt es in der Erklärung weiter. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Hausärztemangels sei sie für viele Menschen unverzichtbar. Besonders kritisch sehen die Kommunen die Tatsache, dass die Schließung die ohnehin angespannte Situation in Ergenzingen mit seinen über 4800 Einwohnern weiter verschärfen würde. Dort sei man bereits jetzt hausärztlich unterversorgt.
Befürchtet wird eine Überlastung der verbleibenden Praxen
Die mögliche Schließung der Notfallpraxis in Herrenberg könnte darüber hinaus, so Bednarz und Wachendorfer, erhebliche Folgen für die umliegenden Kliniken und Rettungsdienste haben. Sollte zusätzlich die Notfallpraxis in Nagold geschlossen werden, würde dies eine massive Mehrbelastung für die Einrichtungen in Calw und Tübingen bedeuten. Für die Bürgerinnen und Bürger könnten sich daraus zusätzliche Wartezeiten und eine erhebliche Verlängerung der Anfahrtswege ergeben.
Die betroffenen Gemeinden forderten daher dringend ein Umdenken der Kassenärztlichen Vereinigung. „Es ist zwingend notwendig, dass die Kassenärztliche Vereinigung sich für eine adäquate medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten einsetzt und nicht durch solche Maßnahmen zur weiteren Unterversorgung beiträgt“, so die Vertreter der Kommunen. Darüber hinaus fordern sie die Einbindung der Kommunen in solche Entscheidungen, um sicherzustellen, dass sie als Partner auf Augenhöhe und nicht als reine Entscheidungsempfänger behandelt werden.