Ein Kind wird beim Kinderarzt untersucht. Wie wird sich die Kinderarzt-Situation im kommenden Jahr entwickeln? (Symbolfoto) Foto: Seventyfour - stock.adobe.com

Hoffnungsschimmer in der Kinderarzt-Krise oder doch nur Tropfen auf dem heißen Stein? Kinderärztin Oprea hat jetzt Verstärkung in der Praxis. Und Horbs Kinderarzt Michael Nagel geht in eine kleine „Verlängerung“.

Können Eltern wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen in der Kinderarzt-Krise? Horbs Kinderärztin Ioana Oprea hat Verstärkung in der Praxis erhalten. Unserer Redaktion erklärte sie schon Anfang Dezember: „Eine Kollegin hat die Genehmigung, als Sicherstellungsassistentin zu arbeiten, in Übergang bis zu ihrer Zulassung für die vertragsärztliche Tätigkeit. In dieser Hinsicht unterliegen wir, mitunter auch zeitlich, den gesetzlichen und berufsständischen Normen und Regelungen, dennoch können wir neue Patienten aufnehmen.“

 

Die Kinderärztin sagte auch: „Ich befürchte, dass unsere Aufnahmekapazitäten eher einem Tropfen auf den heißen Stein gleichen und die gesamte Versorgungssituation nicht wesentlich verändern können.“ Die Lage ist kompliziert. Wie die kassenärztliche Vereinigung erklärte, kann offiziell erst frühestens im Februar 2025 wieder ein zusätzlicher Kinderarzt in den Landkreis kommen. Weil erst der Landesausschuss die Unterversorgung offiziell feststellen muss. Falls Nagel seinen Sitz nicht zurückgibt.

Noch ist die Kinderarzt-Sitz blockiert

Jetzt macht Horbs Kinderarzt Michael Nagel ein Türchen auf, damit ein fast reibungsloser Übergang stattfinden könnte. Genau eine Woche vor Heiligabend – am Dienstag, 17. Dezember, erscheint auf seiner Homepage folgendes Update: „Die Umstellung auf die Privatpraxis wird ab dem 1. Februar 2025 erfolgen. Im Januar 2025 werde ich noch kassenärztlich versorgen und so viel wie möglich die notwendigen Impfungen und Vorsorgen anbieten. Patientenunterlagen können gerne per Mail bestellt und dann abgeholt werden.“

Nagels zwei angestellte Kinderärzte sind schon weg aus dem Landkreis

Eigentlich hatte Nagel angekündigt, ab dem 1. Januar 2025 nur noch privat zu behandeln. Seine beiden bisher angestellten Kinderärzte haben den Landkreis inzwischen schon verlassen.

Kai Sonntag, Sprecher der kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, hatte dieser Redaktion bereits gesagt: „Wenn Dr. Nagel seine Tätigkeit beendet und seinen Arztsitz nicht ausschreibt, müsste man warten, bis der Landesausschuss das nächste Mal tagt. Der Arztsitz würde dann wegfallen, der Landkreis Freudenstadt würde wahrscheinlich geöffnet werden, so dass es dann neue Niederlassungsmöglichkeiten geben würde.“

Die nächste Sitzung des Landesausschusses ist am 19. Februar 2025 terminiert. Mit der Verlängerung seiner kassenärztlichen Tätigkeit bis Ende Januar 2025 gibt der Pädiater Michael Nagel Horb und dem Landkreis noch einmal vier Wochen mehr Zeit, die missliche Situation für die Eltern zu lösen.

„Das löst unser grundsätzliches Problem nicht“

Horbs OB Peter Rosenberger: „Dass Dr. Nagel die kassenärztliche Versorgung der Kinder um vier Wochen verlängert, ist leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das löst unser grundsätzliches Problem nicht.“

Seit der Kreistagssitzung mit den Vertretern der kassenärztlichen Vereinigung hat es zwei Konferenzen mit der kassenärztlichen Vereinigung gegeben, so Horbs Stadtoberhaupt: „Wir haben die kassenärztliche Vereinigung fast schon angefleht, die bürokratischen Hindernisse abzubauen. Es kann nicht sein, dass Kinderärzte in anderen Landkreisen sagen: Wir nehmen keine Patienten mehr auf. Bitter gesagt: Wenn wir ein Dritte-Welt-Land wären, hätte man uns schon längst ein mobiles Kinderarzt-Team geschickt.“

Empfingens Bürgermeister Ferdinand Truffner begrüßt die Verlängerung der kassenärztlichen Versorgung durch den Horber Kinderarzt: „Das gibt uns etwas mehr Zeit.“ Er hatte gemeinsam mit Horbs OB Peter Rosenberger und dem Eutinger Bürgermeister Markus Tideman (SPD) eine Kampagne gestartet. Motto: „Xundmacher“ gesucht.

OB Rosenberger: „Wir gehen jetzt den nächsten Schritt“

Truffner: „Wir haben schon erste Gespräche führen können. Bisher hat sich aber noch nichts Konkretes ergeben. Wir sind jetzt im Gespräch mit der Bundesagentur für Arbeit. Das nächste Ziel muss sein, die Suche nach einem Kinderarzt so schnell wie möglich für unsere Raumschaft europaweit auszuschreiben.“

Horbs OB Peter Rosenberger: „Wir gehen jetzt den nächsten Schritt. Wir müssen uns öffnen. Wir werden jetzt auch Banner an Bauzäunen aufstellen und Anzeigen schalten. Obwohl das keine Aufgabe der Kommunen ist.“