Die Apotheke am Storchenturm hat laut Annette Ising gut für den Winter eingekauft. In ihrer Hand hält sie ein Arzneimittel für Asthmatiker. Dennoch seien einige Medikamente nur schwer zu haben, wie beispielsweise Antibiotika. Foto: Piskadlo

Die Zahl der Krankheitsfälle steigt, Medikamente sind weiterhin knapp. Das ergibt die Nachfrage bei Apothekern im Raum Lahr. Doch das ist nicht ihre einzige Sorge – auch Corona-Infektionen nehmen zu.

Die Knappheit von Medikamenten ist ein Thema, das Apothekern seit längerer Zeit Sorgen bereitet. Schon Anfang des Jahres war aus zahlreichen Apotheken im Raum Lahr von Medikamentenmangel zu hören. Später im Mai war besonders von Engpässen bei Antibiotika die Rede. Doch wie sieht die Situation heute aus? Und sind hiesige Apotheken auf eine mögliche Grippewelle im bevorstehenden Winter vorbereitet? Unsere Redaktion hat nachgefragt.

 

Apotheke am Storchenturm Lahr: „Momentan ist die Lage noch gut. Nicht zu vergleichen mit vergangenem Jahr“, berichtet Annette Ising von der Situation in der Lahrer Marktstraße 40. So seien die meisten Antibiotikasäfte wieder verfügbar, man habe „gut eingekauft“. Dennoch: Bei vielen Medikamenten bestehen laut Ising Lieferschwierigkeiten. So sei etwa Penizillin schwer zu bekommen. Ob die Apotheke auf eine Grippewelle vorbereitet ist? „Kommt darauf an, in welchem Ausmaß“, erklärt die Expertin und betont: „Wenn es so wie im vergangenen Jahr läuft, kommen wir an unsere Grenzen.“ Noch sei unklar, ob solch eine Welle zu befürchten ist. Einen Anstieg von Krankheitsfällen habe sie allerdings bereits beobachten können. „Auch die Verkaufszahlen von Corona-Schnelltests steigen wieder“, so die Apothekerin.

Schlossapotheke Lahr: Ein ähnliches Bild ergibt sich wenige Meter weiter am Schlossplatz. „Der Medikamentenmangel begleitet uns schon seit Jahren. Und es hat sich seither nichts verändert“, erklärt Inhaberin Martina Schulz-Lohmann im Gespräch mit unserer Redaktion. So seien Mittel gegen Bluthochdruck und auch Antibiotika weiterhin nur schwer zu haben. Auch sie antwortet auf die Frage, ob ihre Apotheke für eine mögliche Grippewelle vorbereitet ist, mit: „Kommt darauf an, wie lange die Welle anhält.“ Medizin gegen Erkältungen sei vorrätig, gegen schwerwiegendere Krankheiten hingegen nicht. „Das kann so nicht weitergehen“, betont Schulz-Lohmann und fügt an: „Wir wollen nicht bei jedem Notdienst Angst haben, dass wir nicht die Medizin haben, die unsere Kunden brauchen.“ Ob eine plötzliche Grippewelle zu befürchten ist, ist laut der Inhaberin schwer zu sagen. Ihrer Einschätzung nach, stehen jedoch die Zeichen für Apotheker schlecht: „Die Zahl der Krankheitsfälle ist wieder gestiegen – auch bei Corona. Und dabei hat der diesjährige Winter noch nicht einmal angefangen.“

Rohan-Apotheke Ettenheim: Etwas besser sieht es in der Rohan-Apotheke Ettenheim aus. „Wir haben immer ein sehr gutes Defektmanagemet“, erklärt Inhaber Christian Weber auf Nachfrage. Mit sogenannten Defekten sind Medikamente gemeint, die momentan nicht lieferbar sind. Und das sind laut Weber derzeit nur wenige, wie etwa Antibiotika oder Cholesterinsenker. Auch er berichtet von steigenden Erkältungsfällen – die Apotheken seien „alle voll“ mit Patienten. Im Hinblick auf den Winter erklärt er: „Für eine Grippewelle sollten wir gut versorgt sein“, und fügt an: „Wir haben außerdem ein großes Warenlager mit Medizin auf Vorrat.“

Karls-Apotheke Kippenheim: „Wir haben immer noch mit Medizinknappheit zu kämpfen“, heißt es von einer Mitarbeiterin der Karls-Apotheke in Kippenheim. Insgesamt seien 121 Dauerdefekte im System verzeichnet – also Medikamente, die nicht lieferbar sind. Als Beispiel nennt sie Antibiotika oder Arzneimittel für Kinder, die bereits in den vergangenen Monaten sehr gefragt waren. „Es ist mal so, mal so. Immer wieder sind sie verfügbar, dann nicht mehr. Aber es ist nicht mehr so schlimm wie damals.“ Besonders gefragt sei derzeit Paracetamol. Aber auch Covid-Schnelltests: „Die Corona-Zahlen sind gestiegen“, begründet dies dieMitarbeiterin. Wie es um die Apotheke bei einer bevorstehenden Grippewelle steht, lasse sich nur schwer abschätzen. Es sei davon abhängig, wie sich die Lieferschwierigkeiten entwickeln, sagt sie weiter.

Info – Die Ursache

Der Mangel an Medikamenten bereitet Apotheken in ganz Deutschland Sorgen. Doch wieso genau fehlen die Arzneimittel? Die Inhaberin der Schlossapotheke Lahr, Martina Schulz-Lohmann, erklärt: „Das Problem liegt nicht bei den örtlichen Apotheken. Die Ursache liegt im System.“ So würden Hersteller die Produktion der Wirkstoffe von Arzneien aus Kostengründen ins Ausland verlagern. Für die Inhaberin ist das unverständlich: „Die Hersteller haben sich kaputtgespart.“