Erhält der Protest gegen eine drohende Schließung der geriatrischen Reha im ehemaligen Horber Krankenhaus eine neue Dynamik? Ein bekannter Unternehmer will die Horber aufrütteln.
Es meldet sich mit Konrad Faßnacht (70) nun ein prominenter Talheimer Unternehmer öffentlich zu Wort – mit deutlicher Kritik und einem eindringlichen Appell an Politik und Bevölkerung.
„Die jüngsten Überlegungen unserer Entscheidungsträger, unsere lokale Klinik für geriatrische Rehabilitation in Horb zu schließen, hat bei mir und sicherlich vielen Bürgern unserer Gemeinde eine wachsende Besorgnis ausgelöst – dennoch geht kein angemessener Aufschrei durch die Bevölkerung!“, schreibt Faßnacht.
Er sieht im bisherigen öffentlichen Protest ein deutliches Defizit: „Dies reicht jedoch noch lange nicht aus, um die erforderliche Sichtbarkeit zu erzeugen und damit einen politischen Einfluss zu sichern!“ Er verweist auf die Petition, die seit Anfang April erst knapp 3000 Unterschriften verzeichnen kann.
Ältere darauf angewiesen
Ein zentrales Argument des Unternehmers ist die finanzielle Relation. Die Geriatrie verursache ein Defizit von rund 1,7 Millionen Euro, bei einem Gesamthaushalt von etwa 243 Millionen Euro. „Das heißt lediglich rund 0,71 Prozent“, rechnet Faßnacht vor – und fragt: „Müssten uns diese Menschen daher nicht mehr als 1,7 Millionen Euro wert sein?“
Die Älteren seien auf eine wohnortnahe Versorgung angewiesen. „Wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass diese Generation maßgeblich zum Wiederaufbau unserer Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen hat, und wir ohne ihren Einsatz heute nicht an dem Punkt stünden, an dem wir sind.“
Faßnacht stellt in seinem Schreiben mehrere unbequeme Fragen: „Warum wurde der Vorschlag von Oberbürgermeister Rosenberger, die Entscheidung dieses heiklen Punktes zu verschieben, bis eine neue Regierung im Amt ist, abgelehnt?“ Eine Verschiebung hätte aus seiner Sicht Gelegenheit gegeben, „den Vorgang transparenter zu machen und die Bürger zur Diskussion einzuladen, nicht aber sie willentlich zu umgehen“.
Politiker ebenfalls kritisch
Auch zur Krankenhauspolitik im Kreis äußert er sich kritisch. „Wie ist es möglich, dass in Freudenstadt ein neues Krankenhaus geplant und gebaut wird und schon im ersten Jahr seiner Eröffnung einen Verlust von circa 16,8 Millionen Euro verzeichnet?“ Das entspreche rund 7,2 Prozent des Haushalts – bei gleichzeitig drohender Schließung einer anerkannten Reha-Einrichtung mit vergleichsweise geringem Defizit.
Faßnacht warnt: Sollte die Geriatrie geschlossen werden, suche die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH womöglich einen privaten Anbieter – wohl eher, „um die Bevölkerung zu besänftigen und im Ergebnis vermutlich dennoch erfolglos“.
Dramatische Konsequenzen befürchtet
Die Konsequenz könnte dramatisch sein: „Dann schließt die Horber Geriatrie als zentraler Baustein im Versorgungsnetz für unsere ältere Bevölkerung, und auch diejenigen Ärzte, die ihre Praxen noch im Horber Krankenhaus führen, werden wohl aufgrund mangelnder Perspektiven hier ebenfalls keine Zukunft mehr sehen.“
Er zeichnet ein düsteres Bild für Horb: „Am Ende haben wir mitten im Herzen von Horb eine Bauruine mit Blick auf unseren schönen Marktplatz und die schöne, neu renovierte Kirche.“ Viel gravierender sei aber die Frage, „wie der medizinische Bedarf der Bevölkerung, insbesondere unter Berücksichtigung des demografischen Wandels unserer Gesellschaft, abgedeckt werden soll“.
„Wir müssen uns wehren“
Konrad Faßnacht schließt mit einem deutlichen Appell: „Liebe Horber, wir müssen uns wehren!“ Der Unternehmer fordert alle Beteiligten auf, „in einen offenen Dialog zu treten, um die Zukunft unserer Gesundheitsversorgung zu sichern“.