Fläschchen oder Brust? Frischgebackene Mamas haben die Wahl. Maren Mohl, Ärztin am Kreisklinikum Balingen, weiß wie eine gute Stillzeit gelingen kann.
Wundermittel Muttermilch: Maren Mohl, selbst Mutter zweier Kinder, berät Frauen, die frisch entbunden haben, zum Thema Stillen. Die 37-Jährige hat eine Weiterbildung absolviert. Sie sagt: „Stillen bringt auch für die Mütter Vorteile.“
Nicht nur nach spontanen Geburten, sondern neuerdings auch nach einem Kaiserschnitt werden die Babies direkt auf den Bauch der Mama gelegt. Dieses „Bonding“ sei wichtig für die Bindung zwischen Mutter und Kind. Dass dies auch nach einer Geburt per Skalpell gemacht werde, habe bei den Kollegen etwas Überzeugungsarbeit gebraucht, berichtet Mohl.
Frauen brauchen weniger Schmerzmittel
„Nach einer Stunde setzt der Saugreflex ein und das Kind findet die Brust von alleine“, erklärt die Gynäkologin. Beim ersten Anlegen bekommt der Säugling quasi einen Superbooster von der Mama: „Im Kolostrum, also der ersten Milch, stecken irre viele Abwehrstoffe.“
Auch die Wöchnerin profitiere. Das Hormon Oxytocin werde ausgeschüttet, die Rückbildung der Gebärmutter angekurbelt. „Die meisten stillenden Frauen brauchen weniger Schmerzmittel.“
Wie lange sollten Frauen stillen? „Solange Mutter und Kind es wünschen“, sagt Mohl. Man könne sich an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation halten und fünf bis sieben Monate voll stillen, und dann mit der Beikost beginnen. In manchen Kulturen allerdings sei es nicht ungewöhnlich, dass auch Kinder im Grundschulalter noch nach der Brust verlangten. „Rein biologisch spricht nichts dagegen“, erklärt die Frauenärztin.
Wichtig sei, auch die Papas mit einzubeziehen. „Sie sollten sich auskennen und Bescheid wissen“, rät Mohl. Und sie sollten wissen, dass die weibliche Brust nicht für die Männer, sondern für das Baby da sei.
Stillen im Restaurant noch immer tabu
Aus Erfahrung weiß Maren Mohl, dass viele Frauen nach der Geburt mit dem Stillen beginnen. Die meisten würden sechs Monate schaffen. „Es kommt auf die ersten Tage an für eine langfristig gute Stillbeziehung“, meint die Ärztin, die auch deswegen Wert auf das Bonding in der Wöchnerinnenstation legt.
Noch immer sei es für viele Menschen ein Tabu, wenn eine junge Mutter im Restaurant ihr Kind anlege. „Das finde ich ganz schlimm“, bekennt Maren Mohl. Schließlich würden hier – genau wie bei allen Gästen – Grundbedürfnisse gestillt, nämlich Hunger und Durst. Und fügt hinzu: „Es geht in diesem Moment nicht um die Sexualisierung der weiblichen Brust.“
Das Krebsrisiko für die Frauen sinkt
Das sagt sie mit der selben freundlichen Vehemenz, wie sie ihr Thema erklärt. Man merkt im Gespräch, dass Mohl eine Ärztin aus Überzeugung ist. Dazu gehöre auch zu akzeptieren, wenn eine Frau nicht stillen wolle. „Manche sagen, es habe in der Familie sowieso noch nie geklappt, andere wollen ihren Körper schnell zurück.“
Maren Mohl will mit ihrer Arbeit die Mütter und deren Gesundheit mehr in den Fokus rücken. Sie nennt Argumente, die auch langfristig für die Gesundheit der Frau gut seien: Brust-, oder Eierstockkrebs träten weniger häufig auf bei Frauen, die gestillt hätten. Auch sinke das Diabetesrisiko. „Die Frau tut sich also selbst auch etwas Gutes.“ Und: Kinder, die gestillt wurden, hätten ein besseres Immunsystem, seien intelligenter und weniger adipös.
Wer stillt kann viel Geld sparen
Dann hat Maren Mohl noch einen „schwäbischen“ Tipp für jene, die zwischen Stillen und Schoppen abwägen: „Muttermilch ist praktisch, sie ist immer dabei und richtig temperiert.“ Die Zusammensetzung passe sich überdies auf das Alter des kleinen Menschen an. „Außerdem ist Muttermilch günstiger und nachhaltiger als Pulvernahrung.“
Einen Wunsch hätte Maren Mohl: Dass es nicht nur in Ballungsräumen und großen Städten Muttermilchbanken gibt. Die dort abgegebene Spendermilch sei optimal für Frühchen. „Das müsste auch hier in der Region ausgebaut werden.“
Vortrag zur Woche des Stillens
Maren Mohl
spricht am Mittwoch, 1. Oktober, ab 18 Uhr, in der Cafeteria des Klinikstandorts Balingen.
Der Eintritt
ist frei.