Rund 80 Gäste sind ins Gasthaus Lamm gekommen, um der Geschichte einer außergewöhnlichen Reise zu lauschen. Foto: Schweizer

Maximilian Semsch hat alle 16 Bundesländer Deutschlands bereist – und das mit dem Fahrrad. Im Rahmen der Albstädter Literaturtage hat er rund 80 Besucher mittels einer Multivisionsshow mit auf seine Deutschlandtour genommen.

Albstadt-Pfeffingen - Der Titel der Multivisionsshow im Pfeffinger Gasthaus Lamm hätte nicht passender sein können. "Abenteuer Deutschland". Maximilian Semsch hat sich mit seinem Fahrrad auf ein wahres Abenteuer gegeben durch alle 16 Bundesländer Deutschlands. Start war am 1. Mai 2016 in München. Viereinhalb Monate und 7561 Kilometer später ist er wieder in seiner damaligen Heimatstadt angekommen.

Ein klein wenig Hilfe hatte der gebürtige Münchner schon. Sein Fahrrad war nämlich ein E-Bike und mit zwei 500 Watt Akkus ausgestattet. "Viele bezeichnen das E-Bike als Vorstufe zum Rollator", scherzte der Referent. Doch trotz der moderaten Unterstützung eines kleinen Motors muss man dennoch noch ordentlich in die Pedale treten.

Die halbe Welt gesehen, aber nicht die Heimat

Maximilian Semsch, Spitzname Maxi, ist ein echter Weltenbummler. Viele Länder der Erde hat er gesehen, bei seiner ersten Weltreise war er mehr als drei Jahre unterwegs. Sein treuer Begleiter auf seinen Reisen ist immer sein Fahrrad und natürlich die Kamera. Und so wurde Semsch zu einem mehrfach preisgekrönten Reisefotograf.

Und so lockte der bebilderte Reisebericht auch viele Menschen nach Pfeffingen, die nicht auf der Alb heimisch sind, wie Stadtrat Steffen Bendrin mit einem Blick ins Publikum bemerkte.

"Ich sagte mir, Junge, du hast die halbe Welt gesehen, aber deine Heimat nicht", erzählte der 39-Jährige wie er auf die Idee der Deutschlandtour gekommen ist. Er bereite sich intensiv auf seine Tour vor und suchte sich vorab Mitstreiter aus jedem Bundesland, die ihn vor Ort in Empfang nahmen und ihm Land und Leute zeigten.

Fahrradtour mit Jens Weißflog

Die ersten sechs Tage seiner Tour fuhr er nur im Regen – auch das gehört dazu. Übernachtet hat er meist bei Privatpersonen, in Hotels und in Pensionen. Und wenn mal Not am Mann war, schlug er sein Zelt auf. Als er sein Heimatbundesland Bayern verlassen hat, kam er nach Thüringen. Semsch gefiel besonders gut die Wartburg und Erfurt. In Sachsen war er mit dem ehemaligen Skispringer Jens Weißflog zur Radtour verabredet. Das Elbsandstein-Gebirge blieb ihm besonders beeindruckend in Erinnerung und reihte sich in seine Top-5-Lieblingsorte der Reise ein.

Über Sachsen-Anhalt mit einer Esel-Wanderung folgten Brandenburg, der heutigen Heimat von Maximilian Semsch. Natürlich machte er auch in Berlin und Potsdam Halt. Anschließend ging es in Richtung Hamburg. Er besuchte auch den nördlichsten Zipfel der Republik, die Insel Sylt, wo es 200 Kilometer Radwege gibt. "Ich habe geglaubt, dass es in Deutschland keine Verständigungsprobleme geben wird, doch ich habe mich getäuscht", meinte der 39-Jährige. "Wenn die Friesen ihr Plattdeutsch ausgepackt haben, verstand ich gar nichts mehr", gab er lachend zu.

Zum Zeller Horn war eine Tortur

Norderney und die Ostfriesischen Inseln schafften es ebenfalls in seine Highlight-Liste der Lieblingsorte. Auf dem Ems-Radweg fuhr er weiter nach Niedersachsen und schließlich in das bevölkerungsreichste Bundesland, Nordrhein-Westfalen.

Ein kleines bisschen stolz erzählte er, dass er bis Köln seine Regel, täglich nicht mehr als zwei Bier zu trinken, egal wie gesellig es ist, gebrochen hatte. Das Kölsch der Domstadt hatte ihn buchstäblich übermannt. Ein starker Kontrast zu den Nordrhein-westfälischen Großstädten sei das Sauerland gewesen. Beeindruckend fand er Frankfurt von höher gelegenen Punkten zu beachten. Seine Route führte ihn über Rheinland-Pfalz und dem Saarland ins letzte Bundesland seiner Tour, Baden-Württemberg – und war natürlich auch auf der Schwäbischen Alb gewesen. Von der Burg Hohenzollern aus wollte er schnell auf das in Sichtweite liegende Zeller Horn. Das sei eine Tortur gewesen. Die Alb war es auch, wo er nachts die Milchstraße erblickte. Der Bodensee, Lindau und Garmisch-Partenkirchen waren weitere Stationen auf dem Weg zurück nach München.

Blick über den Tellerrand

Semsch empfahl den Gästen im Publikum, dringend über den Tellerrand hinauszuschauen. "Du verlierst in dem Heimatland wo du aufgewachsen bist, den Blick dafür, wie schön es ist". Eineinhalb Stunden lang zeigte Semsch beeindruckende Bilder von herrlichen Landschaften und erzählte währenddessen von seinen Abenteuer. Seine Erlebnisse auf der Deutschlandtour hat der Weltenbummler in einem Buch mit dem Titel #what a trip niedergeschrieben – natürlich wieder mit vielen beeindruckenden Fotos.