Markus Herr und Winfried Klimesch (von links) stehen in einem Mehrfamilienhaus am Magazinplatz Tübingen und freuen sich auf die künftige Baugemeinschaft für das Kesselhaus in Bisingen. Foto: Alexander Kauffmann

Auf dem Maute-Areal in Bisingen soll das ‚neue Kessel- und Maschinenhaus‘ mit einer Baugemeinschaft realisiert werden. Die ursprünglich kalkulierten Preise wurden neu berechnet.

Die Steineibe gegenüber des Aufzugs reckt sich meterhoch im Treppenhaus. Sichtbeton, Treppen aus Stahl. Die Pflanzen mit saftig grünen Blättern wirken wie ein herzlicher Willkommensgruß an Bewohner und Besucher. „Grüne Lofts“ kündigt ein Schriftzug am Eingang an – das ist ganz offensichtlich nicht politisch gemeint, aber es trifft die Machart des Treppenhauses gut.

 

Baugemeinschaft: „Es gibt noch keine Kerngruppe“

So oder so ähnlich könnte es auch in Bisingen im Bereich des ehemaligen Maschinen- und Kesselhauses auf dem Maute-Areal aussehen. Das wäre die Vision von Winfried Klimesch, geschäftsführender Gesellschafter bei AGSN-Architekten, die das Haus am Magazinplatz gestaltet haben und in einer Bürogemeinschaft im Erdgeschoss untergebracht sind. Klimesch und Markus Herr, der das Ankerverfahren in Bisingen koordiniert, haben eine große Idee für Bisingen – aber noch keine Mitstreiter.

Nach wie vor beantworten sie immer wieder Anfragen zur Baugemeinschaft, „aber es gibt noch keine Kerngruppe“, berichtet Klimesch. Vor allem ältere Personen haben bisher angefragt, die ihr Haus gegen eine Wohnung eintauschen würden. Wie Klimesch sagt, habe er deshalb umgeplant: Aus den Maisonette- sind nun barrierefreie Wohnungen geworden. Er kann nun auch verschiedene Größen anbieten, von 35 bis 100 Quadratmetern.

Konstruktion jetzt aus Stahlbeton, nicht mehr aus Holz

Deshalb wird, anders als ursprünglich vorgesehen, die Konstruktion nicht aus Holz, sondern aus Stahlbeton realisiert. Das macht das Bauen günstiger. Wer eine Betonwand aufstellt, hat den Brand- und Schallschutz schon integriert. Bei Holzwänden muss man da erst noch weitere Schichten einbauen. Ziel ist, die Kosten um mehrere Hundert Euro pro Quadratmeter zu reduzieren. In den Preisen sind auch Grunderwerbssteuer, Notarkosten und gemeinsamer Innenhof enthalten.

Die Zahl der Stellplätze ist festgeschrieben

Hinzu kommen Kosten für den Stellplatz in der Tiefgarage, die auf derzeit 40 000 Euro pro Platz geschätzt werden. Bis zu einer Wohnungsgröße von 65 Quadratmeter braucht die Wohnung einen Stellplatz, ab 65 Quadratmetern zwei. Dies ist eine Vorgabe der Gemeinde. Gleichwohl ist der praktische Nutzen fraglich – vor allem, wenn es insbesondere ältere Menschen sind, die sich für eine Wohnung im ehemaligen Kessel- und Maschinenhaus interessieren.

Für Bisingen ist eine begrünte Fassade im Gespräch

Wohnkomfort hätte das ‚neue Kessel- und Maschinenhaus‘, wie der Besuch des Gebäudes am Magazinplatz Tübingen zeigt. Durch das Treppenhaus gelangt man in den Innenhof. Auf Holzlatten geht es durch den hübsch angelegten begrünten Bereich mit Sitzgelegenheit, Sandplatz und einem Spielgerät – ein Ort, der zum Verweilen einlädt.

Für das Maute-Areal in Bisingen ist dazuhin eine begrünte Fassade im Gespräch. 40 verschiedene Pflanzen sollen der Fassade einen neuen ‚Anstrich‘ geben. Für die Balkone sind Schiebe-Elemente vorgesehen, die das Gebäude zum künftigen Fußgängerweg hin öffnen sollen.

Feste Zusagen gibt es für das Bisinger-Projekt noch nicht

Eine schöne Welt. Feste Zusagen gibt es für das Projekt in Bisingen noch nicht. Die Zeit drängt, denn die Optionsvergabe des Bisinger Gemeinderats läuft im Dezember diesen Jahres aus. Falls sich nicht genug Interessenten für eine Baugemeinschaft finden, kommt keine Baugemeinschaft zustande. Klimesch und Herr sind jedoch guter Dinger. Viel früher hätte es ja auch gar nicht beginnen können. Die Interessenten über Monate hinweg bei der Stange zu halten, bevor es losgeht, ist schließlich auch nicht einfach.

„Bisher ist noch alles gebaut worden“

Winfried Klimesch, der das Bauen in Baugemeinschaften in Tübingen, von Beginn an mitbekommen hat, berichtet, dass es anfangs auch dort ein „Kraftakt“ war, genug Interessierte zu haben. Am Ende hat es funktioniert, sagt Klimesch: „Und das wird in Bisingen auch so sein“. Markus Herr ist der Meinung: „Bisher ist noch alles gebaut worden. Es ist zäh, aber ich habe Zuversicht.“

Kosten neu kalkuliert

Preise pro Quadratmeter
10 bis 14 Wohnungen sollen im Bereich Kessel- und Maschinenhaus entstehen. Die Kosten liegen bei rund 3700 Euro pro Quadratmeter, dazu kommt der Individualausbau mit rund 600 Euro pro Quadratmeter, der abhängig ist vom gewählten Ausbaustandard. Enthalten sind Kosten des Grunderwerbs und ein Teil des Innenhofs. Hinzu kommt der Tiefgaragenstellplatz für 40 000 Euro. Weitere Infos unter 0711 / 21068233 oder anna.heizmann@steg.de oder lena.seybold@steg.de