Ein Plan zur Neuaufstellung der Firma wird nun entwickelt. Foto: Archiv/Danner

"An Schutzschirmverfahren führte kein Weg vorbei". Beschäftigten in Oberndorf droht zunächst keine Kündigung.

Oberndorf - Die Mauser-Werke in Oberndorf (MWO) haben Insolvenz angemeldet. Am Dienstag äußerte sich bereits Georg Faigle, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Freudenstadt, zu den Gründen und dem weiteren Vorgehen. Nun bezieht auch das Unternehmen selbst Stellung.

Wie vergleichbare Unternehmen sei man vom tiefgreifenden strukturellen Wandel der Automobilindustrie betroffen. Der Dieselskandal, die Umweltdebatte und die Hinwendung zum Elektromotor hätten nicht nur zu Verunsicherung, sondern auch zu einer Absatzkrise am Markt geführt, teilt die Firma mit. Automobilhersteller hätten daraufhin nach Einsparpotenzialen gesucht, Budgets umgeschichtet und in vielen Fällen auf die Anschaffung neuer Werkzeugmaschinen für den Verbrennungsmotor verzichtet, was wiederum zu erheblichen Auftragsrückgängen beim Zulieferer Mauser geführt habe.

Corona-Krise hat Schieflage verschärft

Der Wandel habe sich auch auf die Märkte außerhalb, die MWO zu erschließen versucht hatte, ausgewirkt, etwa den allgemeinen Maschinenbau und die Ultrahochpräzisionsindustrie.

Bereits 2019 habe man deshalb einen Restrukturierungsprozess begonnen, um früh zu reagieren und gegenzusteuern, teilt das Unternehmen mit. Die Corona-Krise und die massiven Einschränkungen für die Automobilindustrie (zeitweise Schließungen der Produktionsstätten im Frühjahr) hätten die Rahmenbedingungen in kurzer Zeit weiter verschärft.

"Beim bereits eingeleiteten Restrukturierungsprozess wurde MWO empfindlich getroffen und zurückgeworfen. Schließlich führte kein Weg mehr an dem Antrag auf das Schutzschirmverfahren vorbei", heißt es.

Nun gehe es darum, MWO zu stabilisieren und den Geschäftsbetrieb möglichst ohne Einschränkungen für die Kunden fortzuführen. Die Geschäftsführung werde alle Handlungsoptionen prüfen, um die Mauser-Werke langfristig stabil und wieder wettbewerbsfähig aufzustellen, wird versichert. Man habe festgestellt, dass Kunden, Lieferanten und Dienstleister in dieser schwierigen Phase zum Unternehmen hielten und es bei der Sanierung unterstützten. Deshalb sei man überzeugt, alle Voraussetzungen zu erfüllen, um diese Zeit zu überstehen und "gestärkt aus dem Sanierungsverfahren hervorzugehen.

Löhne und Gehälter für drei Monate gesichert

Zum Thema Personal teilt die Geschäftsführung mit, dass die Löhne und Gehälter der Beschäftigten für drei Monate durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bezahlt werden. Schließend würden diese wieder von MWO gezahlt werden, heißt es. Während des dreimonatigen Insolvenzzeitraums seien keine Personalmaßnahmen vorgesehen, heißt es zudem. Ob es anschließend zu solchen komme, lasse sich derzeit nicht sagen, räumt MWO ein. Aus Rücksicht auf die Mitarbeiter wolle man an diesem Punkt nicht spekulieren. Die Geschäftsführung wolle sich aber für die Fortführung und den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze"entschlossen einsetzen".

Wichtig sei nun, dass die Werkzeugmaschinen weiterhin pünktlich und zuverlässig ausgeliefert würden. Die Frage nach einem Investor oder Käufer der Mauser-Werke stelle sich erst nach dieser dringlichen Phase, sagt das Unternehmen auf die Frage, ob schon Interessenten in den Startlöchern stehen. Es sei bislang zudem zu früh, um zu sagen, welche konkreten Sanierungsmaßnahmen ergriffen werden. Jetzt lote man erst einmal alle Handlungsoptionen aus und werde "in enger Abstimmung mit den Gläubigern einen Plan erstellen, wie die Neuaufstellung gelingen kann".