Der aus Maulburg stammende Andreas Jost hat „Syrlins Traum“ neu herausgebracht
Maulburg. Das Chorgestühl des Ulmer Münsters ist ein bedeutendes Zeugnis der Spätgotik. Sein früher Realismus ging als „Ulmer Schule“ in die Kunstgeschichte ein. Die in Eichenholz geschnitzten Figuren stellen vor allem Berühmtheiten aus vorchristlichen Zeiten dar wie Pythagoras und Ptolemäus oder griechische und persische Sibyllen.
Rätselhaft ist, was diese Gestalten in einer christlichen Kirche zu suchen haben. Wie kam Jörg Syrlin der Ältere, der „Meister des Chorgestühls“, ein aus Söflingen bei Ulm stammender Schreiner und Bildschnitzer, auf dieses ungewöhnliche Konzept? Kannte er bereits die Schriften der antiken Humanisten, las er gar eine frühe Übersetzung der Danteschen „Göttlichen Komödie“? Diese Vermutung liegt auf der Hand, stellte Syrlin sich doch selbst an exponierter Stelle im Gestühl als Vergil dar – eben als jenen römischen Dichter, der Dante, den Autor der „Göttlichen Komödie“, als ortskundige Seele, als „Schatten“ durch das Reich der Unterwelt führt…
Bereits vor drei Jahren hatte der aus Maulburg stammende Kunsttherapeut Andreas Jost eine Geschichte über den Söflinger Meister verfasst, in der er die geheimnisvollen Hintergründe des Chorgestühls beleuchtete. Jetzt hat er seine Kurzgeschichte neu herausgebracht, sowohl textlich wie auch durch viele neue Illustrationen stark erweitert. Das 56 Seiten umfassende Bändchen fand guten Anklang beim Leser, heißt es in einer Pressemitteilung.
„Syrlins Traum – wie die Heiden ins Ulmer Münster kamen“ erzählt von einem Tag im Jahr 1469, in dem Syrlin die außergewöhnliche Inspiration für sein Werk empfängt. Aus der Schilderung des spätmittelalterlichen Lebensumfeldes des Meisters entwickelt Jost in seiner Erzählung den entscheidenden Moment in Syrlins Schaffen. Er erzählt davon, was Syrlin am Tag und in der folgenden Nacht begegnete, bevor er sein Chorgestühl zu entwerfen begann. Zahlreiche eigene Illustrationen – Zeichnungen, Aquarelle, Linol- und Holzschnitte – bereichern das Buch, das vor allem auch Münster-Erstbesuchern einen bunten, aufschlussreichen Einblick in den Prachtbau gibt.
u „Syrlins Traum – wie die Heiden ins Ulmer Münster kamen. Eine Geschichte aus der frühen Zeit des Ulmer Münsterbaues“, erzählt und illustriert von Andreas Jost. ISBN 978-3-00-045753-1, Preis 9,60 Euro.