So soll er aussehen: der Campus von Endress+Hauser im Jahr 2027. Foto: zVg/Endress+Hauser

Es entsteht das größte Bauprojekt der Firmengeschichte Endress+Hauserin Maulburg. Die Verantwortlichen stellten die Pläne für den Campus 2030+ vor.

Geschäftsführer (Managing Director) Dirk Mörmann sagte, dies sei eine große Investition am historischen Standort. Es handle sich um eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Seit 1957 gibt es das Familienunternehmen in der Gemeinde. Das Unternehmen ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Endress+Hauser Maulburg ist dabei der größte Produktionsstandort der Firmengruppe. In Maulburg fertigt und entwickelt Endress+Hauser Sensoren, Komponenten und Dienstleistungen für Füllstandsmesstechnik und Grenzstanderfassung, Absolut- und Differenzdruck sowie Lösungen für das Bestandsmanagement. Weitere Produktionsstandorte befinden sich in China, Japan, Indien, USA, Brasilien, Großbritannien und im ostdeutschen Stahnsdorf. In Weil am Rhein ist der Sitz eines Vertriebstandortes.

 

Erste Bauphase

120 Millionen Euro nimmt das Unternehmen für die Erweiterung in die Hand, das Geld hat es bereits freigegeben. Mörmann: „Das ist ein klares Bekenntnis zu diesem Standort.“

Nach den aktuellen Plänen soll die erste Bauphase 2027 abgeschlossen und der Campus Nord entstanden sein. Von da an soll die Produktion an einem Ort gebündelt werden. Derzeit beschäftigt das Unternehmen hier rund 2 000 Mitarbeiter, im Jahr 2030 sollen es 2 600 sein. Bei der Firma absolvieren derzeit 140 junge Leute eine Ausbildung oder ein Studium. Die Herausforderung sei, dass das Unternehmen Fachkräfte brauche. In der Region sei die Suche nach Fachkräften nicht ganz so einfach, sagt Mörmann. Es gebe keine Ballungszentren, zugleich sei die Schweiz direkter Nachbar.

Jens Elzenheimer, Leiter der internen Betriebsabläufe (Director Operations) sagt, derzeit sei die Produktion zersplittert, die Lager seien über das Gelände verteilt. Eines sei sogar direkt im Ort untergebracht. Die Mitarbeiter müssten lange Wege zurücklegen. Bei der Planung gehe es um die Bündelung der Fertigungslinien, um kürzere Wege für Material und Mitarbeiter. Der Personalverantwortliche des Unternehmens (Director of Human Ressources), Christopher Proios ergänzt, die Landschaft, die Region sei schön, ideal für Urlaub. „Unser Ziel ist jedoch hier Leute aus der Region auszubilden.“ Es sei mehr als ein reines Bauvorhaben, es gehe um ein „zukunftsfähiges Arbeiten“. Die Mitarbeiter werden in diesen Prozess miteinbezogen.

Pilotfläche

Der Verantwortliche für Infrastruktur (Division Manager Infrastructure), Wilfried Köning, erläuterte konkrete Baumaßnahmen. So werde derzeit eine Pilotfläche für das zukünftige Arbeiten getestet. Eines hätten sie dabei bereits herausgefunden: Die Chill-out-Zone, also der Ruhebereich, werde kaum angenommen.

Beim neuen Gebäude Bau 22 setzt das Unternehmen auf Stahlbetonmassivbauweise. Es werden Recycling-Betone verwendet. Der Bau 22 wird sieben Meter hoch, 12500 Quadratmeter Fläche entstehen.

Der Bau 21 Süd, der 2008 entstanden ist, muss energetisch saniert werden. Bau 21 Nord muss neu errichtet werden. Der Bau 18, ebenfalls ein Neubau, erhält eine lichtgraue Fassade mit PV-Modulen an der Süd-und Ostseite sowie auf dem Dach.

Insgesamt sind 10 000 PV-Module geplant. Die Gebäude 18 und 22 seien damit zu 90 Prozent energieautark, erläuter Köning.

Geothermie falle für das Unternehmen weg, Probebohrungen hätten gezeigt, so Köning, dass die Bodenverhältnisse vergleichbar mit denen in Staufen seien. Das sei zu riskant. Deshalb setze das Unternehmen auf PV-Anlagen und Luftwärmepumpen.

Alte Parkplätze fallen durch die Neubauten weg, sodass an der Wiesentalstraße ein temporärer Parkstreifen mit 190 Stellplätzen vorgesehen ist.

Ein Ziel der Planungen ist es, die Lastwagen aus der Gemeinde rauszubringen. Sie sollen direkt die Produktionsstätte Nord anfahren können. Baubeginn des Campus 2030+ist im August dieses Jahres.