BLHV-Vizepräsident Bernhard Bolkart (von links), Gertraud Lohrmann, Leiterin des Kreislandwirtschaftsamts, Landwirt Uwe Götz aus Königsfeld und Klaus Mastel vom Regierungspräsidium Freiburg beim Besuch bei Götz’ Modellbetrieb für Biodiversität. Foto: Fotos: Moser

Für Landwirte ist Biodiversität ein Reizwort, weiß Bernhard Bolkart, Vizepräsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) – und oft ein negatives. Doch der Spagat zwischen Ökonomie und Artenvielfalt kann gelingen. Das zeigt ein Modellbetrieb aus Königsfeld.

Königsfeld-Burgberg - Von Königsfeld in die ganze Region sollen sich die Biodiversitäts-Maßnahmen ausbreiten, die Landwirt Uwe Götz derzeit in seinem Betrieb testet – so wünscht es sich zumindest das Regierungspräsidium (RP) Freiburg. Denn in Kooperation mit diesem unterhält Götz seinen zwischen Burgberg und Weiler gelegene landwirtschaftlichen Betrieb als Modellbetrieb. Damit ist er einer von nur sechs Landwirten im Regierungsbezirk. Was den Betrieb so modellhaft macht und was andere Landwirte von Götz’ Beispiel mitnehmen konnten, wollte das RP Interessierten am Mittwoch bei einem Vor-Ort-Termin präsentieren.

Dafür ging es – wie sollte es auch anders sein – ins Grüne. Hier stellte Götz dar, "wieso er sich auf sowas einlässt", wie Klaus Mastel, der beim RP das Referat "Pflanzliche und tierische Erzeugung" leitet, im Vorfeld ankündigte. Tatsächlich, berichtete Götz anschließend, sei sein Entschluss, 2019 als Modellbetrieb für Biodiversität an den Start zu gehen, in seinem Umfeld nicht nur auf Verständnis gestoßen. "Du verlierst da nur Fläche" und "Das bringt doch eh nichts" hätten einige Reaktionen gelautet, erinnert er sich noch heute.

Konkrete Umsetzung in der Breite ist den Verantwortlichen wichtig

In der Tat – das klang beim Vor-Ort-Besuch des Öfteren an – sei es nicht ganz einfach, einen Mittelweg zwischen Artenschutz- und wirtschaftlichen Interessen zu finden. Denn auf der einen Seite sei Biodiversität "der Schlüssel zum Leben und die Grundlage unserer Existenz", betonte Gertraud Lohrmann, die das Landwirtschaftsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises leitet. Auf der anderen Seite müssen Landwirte eine stetig wachsende Bevölkerung ernähren. Da befinde man sich in einem Spannungsfeld, machte sie deutlich. Doch, war Mastel vom RP sich sicher, "Landwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt" – allein schon, weil fast 50 Prozent der Gesamtfläche Baden-Württembergs und des Regierungsbezirks landwirtschaftlich genutzt werde.

Bernhard Bolkart, der als Vertreter des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) ebenfalls ein Grußwort an die Besucher richtete, pflichtete Mastel bei: Als Verband, betonte er, stehe man hinter dem Thema Biodiversität. "Wir wollen, dass das etwas wird." Geforscht werde zu dem Thema ja viel, es gebe zahlreiche wissenschaftliche Berichte. "Die sind aber meistens nicht sehr bauernfreundlich geschrieben." Deshalb findet Bolkhart es so wichtig, die konkrete Umsetzung des Themas Artenvielfalt und Biodiversität zu sehen – wie etwa beim Besuch am Mittwoch in Königsfeld. Nur so, stimmte Mastel zu, könne man das Thema in die Breite tragen – in der Hoffnung, dass möglichst viele landwirtschaftliche Betriebe zumindest einige der Maßnahmen umsetzten.

Also zeigte Götz den Versammelten, was auf seinen Flächen in Sachen Biodiversität getan wird: Angefangen habe alles damit, dass er statt reinen Maisfeldern seit vier Jahren Mischungen aus Mais und Bohnen sähe – angefangen hat er damit noch bevor sein Betrieb zum Modellbetrieb wurde. An der Bohnen-Mais-Mischung hat Götz festgehalten. Außerdem sind zahlreiche Maßnahmen hinzugekommen: In diesem Jahr hat der Landwirt außer Bohnen etwa noch zehn weitere Gemengepartner für den Mais getestet und rund 1,8 Kilometer Blühstreifen gesät. Zudem läuft ein Wildbienen-Projekt. Und auf seinen Grünflächen lässt Götz einen Altgrasstreifen stehen. Alles im Sinne des Artenschutzes – aber natürlich auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit.

Freilich ist nicht jede Maßnahme von Erfolg gekrönt

Den ein oder anderen skeptischen Blick bringe ihm das schon ein, berichtete Götz. Als er zum ersten Mal beim Mähen einen Streifen Gras stehen ließ, der unter anderem Insekten und kleineren Tieren wie Hasen einen Lebensraum bieten soll, erzählte der Landwirt seinen Zuhörern, habe er zum Beispiel einen Anruf von seinem Verpächter bekommen, der ihn fragte, "ob er sein Mähwerk anhängen muss, weil da noch Gras auf der Wiese steht. Da musste ich dem erstmal erklären, dass das so sein soll."

Zudem ist klar: Nicht alles klappt. 2020 etwa war ein Bohnenjahr, weshalb auch die Bohnen auf Götz’ Maisfeldern wuchsen und wuchsen, was bei der Ernte für Probleme sorgte. In diesem Jahr wiederum machte der viele Regen und die kalten Temperaturen einigen Versuchen des Landwirts einen Strich durch die Rechnung. "Aber das gehört nun mal dazu", meint Götz. Er ist froh, über seinen Standpunkt als Modellbetrieb mitarbeiten zu können. "Ich habe das Gefühl, man hopst sonst immer von links nach rechts und von oben nach unten. Aber so einen schönen Mittelweg gibt es nicht." Genau den wolle er finden.