Mit Staubwedel und viel Zwetschgenwasser-Puste wurde jede Maske vom Staub der fasnetslosen Zeit befreit. Foto: Peter Morlok

Die Horber Narren hauchten den Masken wieder Leben ein und nutzten die Gunst der Stunde, um auf das Jahr 2024 humorvoll zurückzublicken. Auch die Zukunft haben sie im Blick: Wird der Chef der Stadt sich noch einmal zur Wahl stellen?

„Alle Jahre wieder ….“. Dies gilt nicht nur für das Christuskind, sondern auch für Riten und Bräuche, die sich im Laufe vieler Generationen in den Lebensrhythmus der Menschen eingegraben haben. Die Fasnet und mit ihr das Erwecken der Larven und Kleidle am 6. Januar, dem Dreikönigstag, gehört dazu.

 

So auch jedes Jahr in der Fasnetshochburg Horb. Dort erscheinen bunt gekleidete Gestalten aus der Dunkelheit der Nacht und ziehen unter lautem Spiel der Spielgemeinschaft Horb/Bildechingen auf den oberen Marktplatz und befreien dort im Licht einer Laterne die Masken der einzelnen Gruppen vom Dreck und Staub, den sie in den fasnetsfreien Monaten angesetzt haben.

Trotz widrigem Wetter kommen viele Besucher

Ein wunderbarer Brauch, den auch dieses Jahr wieder eine recht große Zahl an Besuchern trotz widrigem Wetter (es regnete in Strömen) begleitete.

Nachdem die Narren ihre Positionen auf dem Marktplatz fanden, die Rotröcke vom Narrenrat das Ganze mit ihren Fackeln ausleuchteten und das Grafenpaar seinen Platz unter dem Torbogen eingenommen hatte, wurde der Korb mit den Masken in die Mitte des Platzes gestellt. Bevor sich jedoch der „Wedel-Peter“ (Peter „Lego“ Renz) die für dieses Ritual dringend benötigten zwei Zwetschgenwasser reinpfeiffen und mit seinem Staubwedel herumfuchteln durfte, war Horbs oberster Brauchtumshüter, Hofmarschall Daniel Wagner, mit seiner Begrüßungsrede an der Reihe.

„Die Fasnet kann kommen“

„Herzlich Willkommen und Hallo, es freut mich und die Zunft, dass Ihr seid do, so begrüß ich Euch alle gesund und froh mit drei kräftigen Narri, Narro und Horridooo“, reimte er. „Für uns kommt sie, diese gesegnete Zeit, wo`s für ons aufrichtige Narren koi Halta meh geit. Wo wir unseren Masken einhauchen neues Leben, damit sie ihr Bestes zeiget und für Euch geben. Die Fasnet kann kommen, wir sind gleich bereit, des isch was uns im Leba immer wieder freit.“

In seiner Ansprache blickte der Hofmarschall auch noch auf das Ringtreffen 2024 im Jubiläumsjahr der Zunft zurück und dankte nochmals allen, die mitgeholfen haben, dieses Treffen zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Horber Narrenzunft zu machen.

„Nur“ 102 Jahre für ein eigenes „Däfele“

Auch freute er sich in seiner Ansprache wie Bolle, dass es der Narrenzunft nach nur 102 Jahren gelungen ist, ein eigenes „Däfele“ für die Zunft zu bekommen, dass nun bei jedem Umzug, quasi als Ausweis, mitgeführt wird. In Horb dauert alles halt ein wenig länger.

Tobias Sontheimer, Gruppensprecher der Horber Kropfer, hatte das Schild, das hauptsächlich die Horber Farben Rot und Weiß zeigt und das von einer stilisierten, dreigeteilten Narrenkappe geprägt wird, entworfen. Auch diesem „Däfele“ wurde an diesem Abend Leben eingehaucht.

Kinderärzte, Reichsbürger und Bolzenbruch

Doch Dani Weber hatte nicht nur Gutes zu berichten. Das Dilemma mit den Kinderärzten, die Verhandlung gegen zwei Horber Reichsbürger und der Bolzenbruch an der Hochbrücke waren Themen, die die Narren bewegten und Horb landesweit bekannt machten.

Natürlich kam, wie alle Jahre wieder, auch die Kommunalpolitik nicht zu kurz. Über den Gemeinderat könne man noch nicht viel sagen, doch: „Eine große Frage in diesem Jahr ist bis jetzt noch nicht so klar. Was macht der Chef der Stadt, unser OB? Stellt er sich nochmals zur Wahl oder sagt er ade?“, fragte der Hofmarschall.

Zukunft des OB – im Reich der Spekulationen

Er begab sich ins Reich der Spekulation: „Ich könnt hier schon einiges reimen und schreiben, ob er geht oder ob er sich entscheidet zu bleiben. Es wird sicherlich oder hoffentlich ein klarer Fall ein Thema beim Eröffnungsball.“ Und der Mann, auf den sich diese Worte bezogen, saß im trockenen Narrenheim „Kipp“ und ließ seine Narren weiter rätseln.

Nach dieser ausführlichen Gesamtbetrachtung gab es dann aber grünes Licht für die Abstauber. „Der Geist muss in dia Maska nei, mit ma Zauberwörtle muss des sei: Rhabarbara, Rhabarbara, gang von diesem Kratta ra!“, forderte der Hofmarschall und Wedel-Peter: „Ich will d`r Geist erst zu mir nemma, zwoi Zwetschgawasser, no wird`s stemma.“

Gesagt, getan, getrunken und danach wurde Maske für Maske aus dem Kratten geholt, vom Staub befreit und ihr mit Zwetschgenwasseratem neues Leben eingehaucht.

Ihre große Freude darüber, dass man nun offiziell in die Fasnet 2025 starten kann, drückten die Hästräger mit dem traditionellen Maskentanz aus. Mit der Rede des Grafenpaares und einem Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen ging dieses Maskenabstauben nach gut einer Stunde zu Ende und viele der Besucher und Narren nutzten noch die Gelegenheit, um sich im ehemaligen Café Kipp mit Getränken aller Art auf die Fasnet 2025 einzustimmen.