Der Ditzinger Maschinenbauer Trumpf reagiert auf rückläufige Aufträge und hat im Werk im schweizerischen Graubünden für gut die Hälfte der 650 Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet. Was die Belegschaft in Deutschland zu erwarten hat.
Der Ditzinger Maschinenbauer schickt ab Februar 2024 einen Teil der Beschäftigten in Kurzarbeit. Im Werk Grüsch, im schweizerischen Kanton Graubünden, hat Trumpf für rund 350 der dort 650 Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet, wie ein Trumpf-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. Zunächst einmal für drei Monate.
Der Auftragseingang in Grüsch liege im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2024 endet, um rund 30 Prozent unter dem des Vorjahres. Das sei standortspezifisch und hänge mit dem Produktionsverbund zusammen. In Grüsch stellt Trumpf unter anderem Standard-Laserschneidemaschinen her, die von der Auftragsflaute am stärksten betroffen sind – auch branchenweit. Überstunden wurden bereits abgebaut, Verträge von befristeten Beschäftigten nicht verlängert.
An deutschen Standorten sei derzeit keine Kurzarbeit geplant, sagte der Trumpf-Sprecher. Allerdings dürfen hier keine Überstunden mehr aufgebaut werden, was die flexiblen Arbeitszeitmodelle ansonsten ermöglichen. Normalerweise dürften Beschäftigte eigenverantwortlich und ohne Genehmigung bis zu zehn Überstunden im Monat aufbauen, jetzt sind Überstunden nur noch möglich, wenn sie angeordnet werden – etwa wenn es in einem Bereich sehr gut läuft.
Nicht nur Trumpf macht der rückläufige Auftragseingang zu schaffen. Insgesamt zeichnet sich für die deutschen Maschinenbauer ein schwieriges Jahr ab. Die exportorientierte Branche mit mehr als einer Million Beschäftigten bekommt die lahmende Weltwirtschaft zu spüren. Es kommen weniger Aufträge rein – sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Der Maschinenbauverband hatte angesichts der anhaltenden Auftragsflaute erst kürzlich seine Produktionsprognose für das Jahr 2024 von bisher minus zwei auf minus vier Prozent gesenkt. Im November 2023 – neuere Zahlen liegen nicht vor – sind die Bestellungen im Maschinen- und Anlagenbau nochmals kräftig gesunken. Die Branche verbuchte im Vergleich zum Vorjahresmonat ein reales Auftragsminus von 13 Prozent.
Bereits bei der Bilanzpressekonferenz im Oktober 2023 hatte Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammmüller von „großen Herausforderungen“ gesprochen, weil der Auftragseingang zurückgehe und die Konjunkturprognosen keinen Anlass zur Zuversicht gäben.
Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23, das am 30. Juni endete, hatte Trumpf den Umsatz um 27 Prozent auf 5,4 Milliarden gesteigert und anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums eine Rekordprämie an die Tarifbeschäftigten bezahlt. In Deutschland beschäftigt Trumpf gut 9000 Mitarbeiter, weltweit rund 18 400.