Bekannte Persönlichkeiten statteten am Sonntag dem Maschenmuseum in Tailfingen einen Besuch ab. Neben Karl Lagerfeld und Philipp-Matthäus Hahn waren auch Otto Waalkes und Udo Lindenberg zu Gast und saßen nebeneinander auf dem Bänkle. Geschaffen hat sie eine Namenspatronin des Pfarrers.
Als Häkelpuppen sind zahlreiche Prominente ins Maschenmuseum gekommen. Kreiert und mitgebracht hat sie die international bekannte Häkelkünstlerin Elke Hahn aus Echterdingen, Weltmeisterin im Herstellen von „Pfostenmützen“ – und die Besucher kamen zahlreich.
Nachhaltigkeit ist die Botschaft
In der aktuellen Ausstellung „Garne, Stoffe, Waren – Vom Wert der Textilien“ geht es nicht nur theoretisch um Nachhaltigkeit: die Kooperation mit Museen in Mössingen, Esslingen, Heubach, Reutlingen und Sindelfingen ist selbst nachhaltig, denn dafür musste nichts Neues angeschafft werden, betonte Museumsleiterin Susanne Goebel. Alles stammt aus Depots der teilnehmenden Museen oder ist Leihgabe des Landesmuseums Stuttgart.
Ein Blick auf die „Galerie der schönen Dinge“, wie Susanne Goebel ganz besondere Exponate nennt, zeuge von der Wertschätzung und Ehrfurcht gegenüber den Schätzen der Natur und den Textilien. Heute entdeckten wieder mehr Menschen ihre Liebe zum textilen Handwerk – Häkeln und Stricken sei „in“.
Häkeln für die Öffentlichkeit
Für Elke Hahn ist es das schon lange. Sie hat das „Häkeln für die Öffentlichkeit“ für sich entdeckt. Zwar produziert die Verwaltungsangestellte bei der Stadt Filderstadt auch mal einen schicken Pullover für ihre Enkel, aber ihr Herz hängt am „Yarnbombing“, dem sogenannten Häkel-Graffiti. Auf die Idee, Pfostenmützen zu häkeln, ist die Echterdingerin vor einigen Jahren eher durch Zufall gekommen, erzählt sie den Museumsbesuchern. 2016 umhäkelte sie einen Teil der unzähligen Pfosten auf dem Messegelände der Landesmesse Stuttgart.
Das kam so gut an, dass sie es 2017 wieder tat und mit einem Weltrekord verband: Sie umhäkelte 111 Pfosten und setzte ihnen gehäkelte Köpfe bekannter Comicfiguren, aber auch bekannter Persönlichkeiten auf. 222 Wollknäule hat sie dafür verarbeitet – rund 30 Kilometer Garnlänge. Bis heute hat ihr diesen Weltrekord keiner streitig gemacht.
Inzwischen verbindet sie ihre „Straßenkunst im öffentlichen Raum “ oft mit politischen Botschaften. Ein Obdachloser hing am Stuttgarter Schlossplatz, ein kleiner Punk mit Hund am Feuersee im Stuttgarter Westen. Kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine häkelte sie eine ukrainische Bäuerin und einen russischen Soldaten, aus dessen Gewehr eine rote Blume sprießt. Das Pärchen platzierte sie vor der russischen Botschaft in Feuerbach.
Der Waagenpfarrer im Kleinformat
Im Frühjahr war Elke Hahn Mitorganisatorin des ersten internationalen Yarnbombing-Festivals, der „Woolinale“ in Köln, mit Künstlern aus aller Welt. Ins Maschenmuseum hatte sie ausgewählte Exponate mitgebracht, die große Begeisterung auslösten. Allen voran bei Museumsleiterin Susanne Goebel, denn Elke Hahn schenkte dem Maschenmuseum ihren kleinen gehäkelten Philipp Matthäus Hahn.
Die bestdotierte Stelle im ganzen Land
Die Verbindung ist schnell hergestellt: Philipp Matthäus Hahn hat nicht nur in Onstmettingen als Pfarrer gewirkt, sondern der Begründer der Feinmechanikindustrie im Zollernalbkreis erhielt 1781 die am besten dotierte Pfarrei des Landes in Echterdingen, wo sich auch sein Grab auf dem Kirchfriedhof befindet. Jetzt hofft Susanne Goebel nur, dass das Onstmettinger Philipp-Matthäus-Hahn-Museum dem Maschenmuseum das kleine Unikat nicht streitig machen will.