Die Kantorei der Martinskirche und ihr Leiter Steffen Mark Schwarz haben für die Aufführung am Karfreitag eingetretene Pfade verlassen und in einem aufwendigen kreativen Prozess weltberühmte Werke zusammengepuzzelt – auf einzigartige Weise.
Als Chance nutzt Steffen Mark Schwarz, Kantor der evangelischen Martinskirche, die Veränderungen in der Chormusik in Folge der Coronavirus-Pandemie: Für die Aufführung am Karfreitag, 7. April, ab 15 Uhr zur Sterbestunde Jesu in der Martinskirche unter dem Titel „Christus factus est“ hat der Leiter der Kantorei der Martinskirche die elf Sätze der großen Choralpartita „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ BWV 768 von Johann Sebastian Bach für Orgel „aufgebrochen“ und berühmte Werke großer Komponisten der Chormusik dazwischen platziert, darunter das „Ave verum“ von Wolfgang Amadeus Mozart, „Christus factus est“ und „Locus iste“ und ein „Agnus dei“ von Anton Bruckner sowie Werke von Max Reger, dessen Geburtstag sich 2023 zum 150. Mal jährt.
„Die Aufführung ist im wahrsten Sinne einzigartig und so nicht wiederholbar“
„Vom kreativen Prozess her ist das viel aufwendiger als eine geschlossene Passionsaufführung“, sagt Schwarz. „Man muss genau überlegen, was wohin passt.“ Durch die Zusammenstellung, kreative Entwicklung und Umsetzung durch eine facettenreiche Vokal- und Instrumentalbesetzung „ist die Aufführung im wahrsten Sinne einzigartig und wie jede Musik als Zeitkunst so nicht unmittelbar wiederholbar“, so Schwarz.
Zumal er die Kantorei und die Solisten entsprechend ihrer Qualität gut in Szene setzen will: Freuen dürfen sich die Musikfreunde auf die Sopranistin Karera Fujita, Stimmbildnerin der Kantorei, und den Bariton Andrew Liefländer sowie auf Lucas Bastian an der Orgel.
Karera Fujita, 1993 in Japan geboren, hat in ihrer Heimatstadt Aichi an der Hochschule für Musik und bildende Kunst studiert, zu dieser Zeit aber auch schon das internationale Musikseminar in Wien besucht und an internationalen Wettbewerben teilgenommen. Seit 2016 studierte sie am Hamburger Konservatorium und dann an der Musikhochschule Stuttgart, hat ihren Master in Neuer Musik und Liedgestaltung absolviert und steht regelmäßig auf großen Musiktheaterbühnen.
Der Deutsch-Kanadier Andrew Liefländer hat sein Studium an der Universität in Toronto begonnen, an der McGill-Universität und seit 2020 an der Stuttgarter Opernschule fortgesetzt, die er 2022 mit dem Master abgeschlossen hat.
„Sein Sinn für Feinheiten der Interpretation ist besonders ausgeprägt“
Lucas Bastian besticht durch seinen „ausgeprägten Sinn für interpretatorische Feinheiten in fabelhafter Technik“, wie ihm der Schwarzwälder Bote nach einem Konzert in Nagold attestiert hat. Er hat Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart studiert und war 2019 Organscholar an der amerikanischen Kathedrale in Paris.
Aus der schwierigen Situation, mit der aktuellen Besetzung der Kantorei der Martinskirche sowie angesichts schon immer rarer finanzieller Mittel für Kulturprojekte, von Nachwuchs- und Motivationsproblemen von großen Passionsaufführungen derzeit noch Abstand nehmen zu müssen, hat der musikalische Leiter der Aufführung zur Sterbestunde Jesu also eine Tugend gemacht. „Wir präsentieren große Werke der Chor- und Orgelliteratur, die mystische Bilder schaffen“, sagt Steffen Mark Schwarz und verspricht: „Darin kommt ein inneres Leuchten zum Ausdruck!“
Der Eintritt zur Aufführung am Karfreitag, 7. April, ab 15 Uhr in der Martinskirche ist frei, Spenden zur Unterstützung der musikalischen Arbeit an der Martinskirche sind willkommen.