Mehr Licht und Glas im Marstall-Center Foto: ECE

Im Herbst 2015 soll das Marstall-Center im neuen Glanz erstrahlen. Nach dem Jahreswechsel beginnt der Umbau des abgewirtschafteten Einkaufszentrums in der Ludwigsburger Innenstadt. Der Hamburger Handelsriese ECE steckt 90 Millionen Euro in das Problemobjekt.

Ludwigsburg - Der bekannte Name bleibt dem Marstall-Center auch nach dem Umbau erhalten. Und auch in den mehr als 200 im Hochhaus über der Ladenpassage erbauten Wohnungen müssen keine Umzugskartons gepackt werden. Ansonsten aber will der Hamburger Handelskonzern ECE das seit Jahren weitgehend leerstehende Einkaufszentrum am unteren Ende der Ludwigsburger Fußgängerzone wieder zu einem Publikumsmagneten machen.

Bis zur geplanten Neueröffnung im Herbst 2015 wird die bisher als dunkel und verwinkelt geschmähte Shopping-Mall komplett entkernt, für die 23 000 Quadratmeter Verkaufsfläche in zentraler Lage plant der Kaufhauskonzern eine radikale Verjüngungskur. „Sie werden das Marstall-Center nicht wiedererkennen“, versprach der ECE-Projektleiter Nikolaus Thätner schon bei der Vorstellung der ersten Umbaupläne. „Heller, offener und freundlicher“ heißt die Devise der Shopping-Macher.

Nach der grundlegenden Modernisierung soll das Einkaufszentrum in der City wieder 15 000 Besucher täglich anlocken. Geplant wird von den ECE-Architekten, in den eineinhalb Jahren die historischen Wurzeln des Standorts wieder ans Tageslicht zu bringen. Gemeint ist mit der Rückbesinnung auf die Geschichte nicht etwa die grobschlächtige Betonarchitektur des vor vier Jahrzehnten aus dem Boden gestampften Handelshauses. Die bei der Eröffnung in den 1970er Jahren noch als modern und wegweisend bejubelte Konstruktion gilt inzwischen als schlimme Bausünde, die wenig reizvolle Architektur ist mit ein Auslöser für den schleichenden Niedergang des Einkaufszentrums.

Lichthöfe und große Fensterflächen

Vielmehr wollen die Planer bei dem nach dem Jahreswechsel startenden Umbau im Marstall-Center die geschichtsträchtige Verbindung zum Pferdestall des Herzogs in den Vordergrund rücken. Gearbeitet wird mit Holz und Metall, wie Stalltore wirkende Eingangstüren sollen ebenso zum rustikalen Blickfang werden wie in der Shopping-Mall aufgestellte Pferde-Skulpturen. Bei den Ludwigsburger Stadträten sind die Umbaupläne deshalb auf mehr als nur offene Ohren gestoßen. Die Bürgervertreter loben einhellig, dass sich in der längst zum Schandfleck gewordenen Einkaufsruine etwas bewegt.

Nur die Begründung, weshalb die Hamburger Einzelhandels-Experten bei der Modernisierung des Marstall-Centers auf Holz und dunkle Fußböden setzen, hat bei manchem Lokalpolitiker für ein erstauntes Stirnrunzeln gesorgt: Laut ECE-Manager Christian Scheuerl passt das vorgesehene Ambiente einfach besser zu der „ländlich geprägten Umgebung“ der Shopping-Mall.

Für mehr Wohlfühl-Atmosphäre beim Einkauf wollen die Projektplaner die bisher um einige Ecken laufende Ladenpassage begradigen und mit neu geschaffenen Lichthöfen eine freie Sichtachse schaffen. Großzügige Fensterflächen und ein attraktiver Gastronomiebereich sollen für Transparenz und Freundlichkeit sorgen, die Südfassade wird mit hellem Naturstein verkleidet.

Zentraler Punkt beim Umbau ist außerdem die künftig eckig statt rund verlaufende Treppe beim Reithausplatz, durch die ECE auch den Vorplatz des Einkaufszentrums als Aufenthaltszone beleben will. Bei der Vorstellung der Pläne wagten die Projektplaner gar einen Vergleich zur Spanischen Treppe in Rom. Das Schaufenster des Einkaufszentrums könne nach dem Umbau zu einem Podium für Veranstaltungen werden.

60 Ladengeschäfte im Marstall-Center

Für Publikum sorgen sollen allerdings auch die 60 Ladengeschäfte, die nach dem Umbau ins Marstall-Center einziehen. Als Zugpferde dienen sollen unter anderem ein Markt für Unterhaltungselektronik und Modegeschäfte, auch Lebensmittelhandel, Sportartikel und ein großes Spielwarengeschäft sind als Ankermieter im Gespräch. Unter anderem geht es um Saturn und Rewe. ECE investiert insgesamt 90 Millionen Euro in den Kauf und die Umgestaltung, ein Betrag von mindestens 40 Millionen Euro, das hat das Unternehmen der Stadt vertraglich versichert, fließt in die geplante Schönheitsoperation. Optisch aufgewertet werden soll neben den Fassaden auch die Tiefgarage mit ihren 650 Stellplätzen.

Eine Kopie des ebenfalls von dem Hamburger Handelsunternehmen betriebenen Ludwigsburger Breuningerlands an der A 81 will ECE aber vermeiden. Laut Projektleiter Thätner wird im Marstall-Center auf ein „qualitativ und preislich niedriger“ liegendes Angebot gesetzt:„Es macht keinen Sinn für uns, in der Innenstadt noch ein zweites Breuningerland schaffen zu wollen.“ Das Marstall-Center werde keine Luxus-Mall, sondern solle sich an Kundschaft mit einem schmaleren Geldbeutel richten.

Für Ludwigsburgs Rathauschef Werner Spec stellt die Übernahme des Einkaufszentrums durch die ECE einen „Durchbruch für die Innenstadt“ dar. Durch den langen Niedergang habe die gesamte Fußgänger-zone an Kundenfrequenz eingebüßt. Die Stadt investiert parallel zu den Bauarbeiten sieben Millionen Euro in die Aufwertung des Umfelds, etwa für den Reithausplatz.