Seit der Corona-Pandemie hat es auf dem Freudenstädter Marktplatz keinen Weihnachtsmarkt gegeben. Nun wird bekannt: Auch in diesem Jahr fällt der Weihnachtsmarkt aus. Dafür soll es erneut einen „Wintergarten“ im Kurgarten geben.
Das Thema treibt die Freudenstädter Stadträte schon seit Monaten um: Wird es in diesem Jahr endlich wieder einen Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz geben? Bereits im März hatte die CDU im Gemeinderat gefordert, dass der Weihnachtsmarkt an seinen traditionellen Standort zurückkehrt.
Doch bald zeichnete sich ab, dass die Stadt erneut Schwierigkeiten hatte, genug Beschicker für den Weihnachtsmarkt zu finden. Doch obwohl schon vor Wochen erste Gerüchte über eine Absage kursierten, wollten sich damals weder die Stadtverwaltung noch das Freudenstadt-Marketing auf Anfrage unserer Redaktion offiziell äußern.
Verschwiegenheit bis zur letzten Minute
Dabei hatte die Stadt eigentlich bereits im Mai den Gemeinderat darüber informieren wollen, ob ein Weihnachtsmarkt zustande kommt. Doch trotz häufiger Nachfragen aus dem Gremium blieb die Stadtverwaltung auch gegenüber den Stadträten konkrete Informationen bis zuletzt schuldig.
Erst jetzt äußern sich Stadtverwaltung und Freudenstadt-Marketing in einer offiziellen Pressemitteilung: Auch in diesem Jahr wird es keinen Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz geben. Stattdessen soll wie im vergangenen Jahr ein „Wintergarten“ im Kurgarten veranstaltet werden.
Der Grund für die Absage ist wie auch im vergangenen Jahr, dass nicht genug Beschicker bereit waren, ihre Stände auf dem Marktplatz aufzubauen. „Wir hatten insgesamt 18 Bewerber. Nötig wären mindestens 65, besser noch mehr als 80 Teilnehmer“, wird Lukas Gauss vom Freudenstadt Marketing in der Pressemitteilung zitiert.
Offiziell informiert wurden die Stadträte über die Entscheidung noch nicht. Auf Anfrage unserer Redaktion zeigt sich Andreas Bombel (CDU) aber wenig überrascht: „Das war mir klar, dass es keinen geben wird.“ Bombel hatte als Vorsitzender der CDU-Fraktion vehement die Rückkehr auf den Marktplatz gefordert.
CDU kritisiert Verwaltung
„Wir sind natürlich enttäuscht“, meint Bombel. „Offenbar hatten die Anstrengungen der Stadt, Beschicker zu finden, keinen Erfolg.“ Doch scheinbar hat Bombel auch Zweifel daran, dass die Stadt wirklich alles dafür gegeben hat, um den traditionellen Weihnachtsmarkt wiederzubeleben. „Ich behaupte mal, dass innerhalb der Verwaltung das andere Konzept favorisiert wird und die Bemühungen nicht mit aller Konsequenz verfolgt werden.“
Ob Verwaltung und Freudenstadt-Marketing tatsächlich mittlerweile den „Wintergarten“ im Kurgarten bevorzugen, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Bis zum Redaktionsschluss war keiner der Verantwortlichen für eine Stellungnahme zu erreichen.
Größere Sichtbarkeit auf dem Marktplatz
Daneben vermutet Bombel aber auch, dass die häufigen Absagen einer der Gründe dafür sind, dass sich nicht mehr genug Beschicker bewerben. „Es kann sein, dass die Beschicker schon wissen, wo sie hingehen und Freudenstadt einfach hinten runter fällt.“ Ein Teufelskreis also. Um sich aus diesem zu befreien, brauche es einen langen Atem, meint Bombel. Man müsse mit einem kleineren Markt anfangen, bis wieder mehr Beschicker nach Freudenstadt kommen.
Den „Wintergarten“ hält Bombel dafür allerdings für ungeeignet. „Den Wintergarten sieht kein Mensch, außer wenn man gezielt hingeht“, meint Bombel. „Der normale Besucher hat das Gefühl, Weihnachten findet in Freudenstadt nicht statt.“ Auf dem Marktplatz, wo sich zwei Bundesstraßen treffen, sei die Sichtbarkeit wesentlich größer.
Doch immerhin: Mit einem Anliegen hat sich die CDU-Fraktion durchgesetzt. Parallel zum Wintergarten soll es nämlich Weihnachtsmarkthütten direkt vor den Geschäften am Marktplatz geben. Diese sollen von den Einzelhändlern betrieben werden. Über die Details muss der Gemeinderat noch in seiner nächsten Sitzung entscheiden. Bombel geht aber davon aus, dass die Einzelhändler in den Hütten auch Glühwein und Würste anbieten werden, um Kunden in die Innenstadt zu locken.