Was wird aus den Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Gebäudes Marktplatz 11? Noch befinden sie sich im Rohbauzustand - wenn man das überhaupt so nennen kann. Auf den Bildern, die der Vorlage zur jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses angehängt sind, sieht man unverputzte Wände, blanke Balken, Schutt auf dem Boden.
Calw - Weil eben diese Frage schon seit Langem unbeantwortet geblieben war, hatte sich der Gemeinderat vormals entschieden, die Flächen nicht zusammen mit dem Rathaus zu sanieren. Dementsprechend waren schon mehrere Ausschreibungen für eine Vermietung erfolglos geblieben. Im Haushalt 2021 sind deshalb 300.000 Euro eingestellt, damit sich die Stadt an den Baukosten beteiligen kann, falls sich ein geeigneter Mietinteressent findet, ist in der Vorlage zu lesen.
Bleibt nur die Frage: Welche Art von Gewerbe wäre in den Räumen am Marktplatz überhaupt umsetzbar? Um das herauszubekommen, hat der Bau- und Umweltausschuss nun die Umsetzung einer Machbarkeitsstudie beschlossen.
Bisher hätten sich ausschließlich Gastronomen gemeldet, die die Räume gerne mieten würden, erklärte OB Florian Kling in der Online-Sitzung. Das Problem: Es ist nicht klar, ob eine Lüftungsanlage in dem Gebäude eingebaut werden kann. Schließlich steht es unter Denkmalschutz und direkt darüber befinden sich Büros. Doch ohne eine solche Lüftungsanlage sei eine Vollgastronomie schlicht nicht möglich, führte Kling aus.
Ort der Begegnung?
In diesem Fall wäre ein Café-ähnlicher Betrieb, in dem nur eingeschränkt Speisen zubereitet werden müssen, das Äußerste. Büros hingegen, argumentierte Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw), würden dem Ziel einer Belebung des Marktplatzes entgegenstehen. Bliebe noch die Möglichkeit, dort ein Ladengeschäft einzurichten.
Um überhaupt erst mal herauszufinden, welche von diesen vier Nutzungsmöglichkeiten umsetzbar wären, soll die Machbarkeitsstudie dienen. "Es ist wichtig zu prüfen, was geht", betonte Kling. Nur dann sei es möglich, aus dem Rohbau-Zustand zu entkommen. Er selbst liebäugelt mit einem "Co-Working-Space" mit einem kleinen angeschlossenen Café – ein "Ort der Begegnung", wie Kling es formulierte. Doch mit dieser Idee sei er bei den Räten schon vormals auf Granit gestoßen.
Dieter Kömpf (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, im Rahmen der Machbarkeitsstudie alle vier Möglichkeiten der Nutzung (Vollgastronomie, eingeschränkte Gastronomie, Büros, Laden) abzuprüfen. Dann wisse man, was geht – oder eben nicht geht.
Machtbarkeitsstudie ist für Gastronomie teurer
Ginge es nach den Wünschen der Räte, ginge die künftige Nutzung tatsächlich eher in Richtung Gastronomie. Thomas Peter (CDU) könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass sich dort ein Café oder Eiscafé ansiedeln könnte, das Speisen angeliefert bekommt und sie vor Ort nur noch anrichten muss. Davon würde der Marktplatz seiner Ansicht nach mehr profitieren als von einem Büro oder einem Ladengeschäft.
Stellt sich nur noch die Frage des Preises so einer Machbarkeitsstudie. Eine solche ist für eine Vollgastronomie teurer als beispielsweise für Büros. Wie teuer, das sei laut Patrick Sekinger, Leiter der Liegenschaftsabteilung der Stadt, schwer zu sagen. Hochbauamtsleiter Volker Goedel fügte ein, dass es als "Gesamtpaket" – also wenn alle vier Nutzungsmöglichkeiten geprüft würden – insgesamt günstiger würde. Mit rund 20.000 Euro gab Sekinger eine erste Schätzung ab.
Udo Raisch (CDU) erkundigte sich, ob so eine Machbarkeitsstudie nicht auch von der Stadtverwaltung selbst bewerkstelligt werden könnte, was Kling mit einem simplen, schwäbischen "noi" beantwortete. Die Kapazitäten habe man innerhalb der Verwaltung nicht. "Mit bisschen Wille kann man da vieles machen", blieb Raisch bei seiner Ansicht.
Einen Naturparkmarkt würde sich Martin Blaich (CDU) in den Räumlichkeiten wünschen. Dafür gäbe es bestimmt Fördermittel, vermutet er. Kling befand diese Idee für gut – und hatte etwas ähnliches schon am ZOB vor. Woraufhin sich ein Gespräch darüber entspann, wie man die Innenstadt allgemein attraktiver machen könnte im Angesicht der kommenden Hesse-Bahn. Fakt ist, schloss Peter ab: Man müsse ein Konzept erstellen. "Und dazu gehört auch der Marktplatz 11."
Der Bau- und Umweltausschuss einigte sich darauf, eine Machbarkeitsstudie für alle vier Nutzungsmöglichkeiten in Auftrag zu geben.