Wenn es nach der FDP geht, müssen die Beschicker ihre Stände in der Markthalle künftig früher öffnen. Foto: Hörner

Die meisten Stände in der Markthalle öffnen nach 7.30 Uhr. Das will die FDP jetzt ändern.

Stuttgart - Die Stuttgarter Markthalle zählt zu den besten Einkaufsadressen und größten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Doch jetzt kommt Kritik auf, weil die Händler zu unterschiedlichen Zeiten öffnen. Die FDP fordert eine verpflichtende Regelung - und stößt damit auf Widerstand bei Beschickern und Marktgesellschaft.

Freitagmorgen, kurz nach 7 Uhr. In der Markthalle herrscht Geschäftigkeit. Allerdings nicht, weil die Kunden direkt nach Öffnung Schlange stehen würden. Vielmehr sind manche Händler kräftig mit dem Aufbau beschäftigt. Andere sind noch gar nicht da. An den meisten der 37 Stände sind die Rollläden unten. Nur ein einziger Betreiber hat bereits geöffnet.

Der FDP-Gemeinderatsfraktion ist das ein Dorn im Auge. "Seit langer Zeit entwickelt sich schleichend mehr und mehr eine sehr individuelle Öffnungszeit der Verkaufsstände", heißt es in einem Antrag an die Stadtverwaltung. Recherchen hätten ergeben, dass erst gegen 11 Uhr vormittags überall geöffnet sei. Deshalb soll die Stadt nun prüfen, ob man die Beschicker "im Sinne der Verbraucherfreundlichkeit" dazu verpflichten kann, pünktlich zwischen 7 und 7.30 Uhr zu öffnen.

"Das Kaufverhalten hat sich geändert"

Bei den Händlern stößt dieses Ansinnen auf Unverständnis. "Ich sage es ganz ehrlich: Ich würde mich weigern", sagt Renate Samaras vom Schwyzer Stand. Dort gibt es Gewürze und allerlei mehr - von 8.30 Uhr an. "Vorher kommt einfach keiner", so die Betreiberin. Die Geschäfte in der Innenstadt öffneten zumeist erst um 9.30 Uhr, deshalb gebe es frühmorgens kaum Frequenz. "Wenn man von 7 Uhr an hier steht, aber erst um halb zehn der erste Kunde kommt, frustriert das", sagt Renate Samaras.

Das Gros der Stände öffnet zwischen 8 und 9 Uhr. Auch der von Theresia Joos, die Obst und Gemüse verkauft. "Das bekommt man hier nicht einheitlich geregelt", sagt sie, "jeder hat seine eigenen Interessen." Sie sei bereits um 5 Uhr morgens auf dem Großmarkt, der erste Kunde komme aber meist erst gegen 10 Uhr. Feierabend ist unter der Woche erst abends um 18.30 Uhr. Ein langer Arbeitstag. "Frühe Öffnungszeiten waren früher interessant", weiß sie, "das hat sich heute komplett gewandelt."

Das sieht auch Karl Kübler so. "Das Kaufverhalten hat sich geändert", sagt der Geschäftsführer der Märkte Stuttgart. Eine Öffnung um 7 Uhr rechne sich nur noch für wenige Branchen. "Wir sehen die Problematik und bekommen auch immer wieder Hinweise", sagt Kübler, "aber man muss den Leuten auch einen gewissen unternehmerischen Spielraum lassen. Deren Tag hat genug Arbeitsstunden." Schließlich handle es sich oftmals um Familienbetriebe.

Die Verwaltung fragt die Öffnungszeiten regelmäßig ab und verhandelt über Änderungen. Die Kunden regten etwa immer wieder an, samstags länger als bis 16 Uhr zu öffnen, berichtet Kübler. Dagegen hätten sich aber die Beschicker ausgesprochen. Generell später aufzumachen sei auch kein Thema, das benachteilige etwa Bäcker und Metzger. Eine Verpflichtung zur frühen Öffnung scheint derzeit also unwahrscheinlich.