Noch immer werden tägliche viele Corona-Tests gebraucht. Doch Testzentren sind kaum mehr wirtschaftlich zu betreiben. Foto: Frankenberg/dpa

Mit dem Ende der kostenlosen Bürgertests braucht Villingen-Schwenningen eine Teststrategie für die Corona-Pandemie. Der Wille ist klar: Der freie Markt soll das künftig regeln. Aber mit den ersten Zahlen zu den Bezahltests in dieser Woche ist klar: Dieser Plan könnte schnell platzen.

Villingen-Schwenningen - Die Stadtverwaltung könnte eigentlich fein raus sein: Auf dem Markt gibt es – noch – haufenweise private Anbieter, die Coronatests anbieten. All jene, die sich nicht impfen lassen möchten oder aus anderem Grund die 3G-Regel mit dem dritten G für "getestet" erfüllen möchten oder müssen, werden hier in der Regel fündig.

Ernüchterung nach ersten Erhebungen

Doch erste Erhebungen der Stadtverwaltung zu den seit dieser Woche kostenpflichtigen Tests lassen Übles erahnen: "Heute wurden in unserem Testcenter in Villingen 42 Tests gemacht, darunter 15 bezahlte", war zu hören.

OB Jürgen Roth konnte das noch toppen: Am Montag seien zwar 26 Testungen digital beantragt worden – gemacht wurden letztlich gerade einmal elf Tests über den ganzen Tag verteilt. Kurzum: Die Wirtschaftlichkeit eines solchen Testcenters hängt auch arg von der Nachfrage ab – und die scheint mit dem Ende der generell kostenlosen Bürgertests drastisch gesunken zu sein.

Privaten Anbietern, ahnt man bei der Stadtverwaltung, könnte es nicht viel anders als der öffentlichen Hand ergehen. Kurzum: Die Anzahl der Anbieter könnte rasch sinken, wenn klar ist, dass kaum noch Kundschaft kommt.

FDP und AfD sehen Stadt in der Pflicht

Kathrin Piazolo (FDP) nahm neben dem AfD-Mann Olaf Barth schon fast eine exotische Rolle ein, als sie die Stadtverwaltung in der Pflicht sah, für ein Test-Angebot in der Stadt zu sorgen. Klar könne man mit den freien Anbietern verhandeln, so Piazolo, doch sollten sie sich zurückziehen oder gar nicht erst aktiv werden, "finde ich schon, ist zu überlegen, dass die das tut".

Waren sich andere sicher, dass private Anbieter die Testzentren gerne betreiben, war sich Piazolo da nicht ganz so sicher: "Wenn die echt nur elf Hansel haben, die kommen, sind die Anbieter schnell weg!" Den Gastronomen oder Kulturschaffenden jedoch sei man es schuldig, ein entsprechendes Testangebot in der Stadt aufrecht zu halten, so Piazolo.

Nur zwei wollen’s machen

Olaf Barth führte Städte wie Berlin und Köln an, die noch immer kostenlose Tests anbieten würden. "Ziel muss es doch sein, die Pandemie zu bekämpfen", nicht etwa Ungeimpfte quasi zur Impfung zu zwingen.

Die Resonanz auf eine Umfrage der Stadtverwaltung bei privaten Anbietern war im übrigen gering – lediglich zwei ernstzunehmende Bewerber hätten sich gemeldet, einer wolle nur in Schwenningen ein Testcenter betreiben, der andere in beiden großen Stadtbezirken. Ob die Bewerbungen allerdings angesichts des geringen Zulaufs der zu Testenden tatsächlich aufrecht erhalten bleiben, dürfte fraglich sein.

Entscheidung folgt

Für die Stadträte stand im Verwaltungsausschuss am Mittwoch dennoch fest: Die Stadt soll mit den privaten Anbietern verhandeln und ihnen den Markt überlassen. Bei zwölf Ja und zwei Gegenstimmen empfehlen die Ausschussmitgliedern dem Gemeinderat, der in der kommenden Woche abschließend beschließt, das Testangebot der Stadt künftig einzustellen.