Bergrestaurant und Hotel auf dem Hochblauen  Foto: Feuchter

Eigentümer will verkaufen. Wie kann "Aushängeschild für Tourismus" gerettet werden?

Schliengen - Das Berghotel auf dem Hochblauen im Markgräflerland ist zum Leidwesen von Ausflüglern und Wanderern seit Monaten wieder geschlossen. Der Eigentümer will es verkaufen. Das ruft drei Bürgermeister der Region auf den Plan. Wie kann das "Aushängeschild für den Tourismus" gerettet werden?

Der bekannteste und älteste Fernwanderweg im Schwarzwald, der 285 Kilometer lange Westweg zwischen Basel und Pforzheim, führt Wanderer auch auf den Hochblauen. Doch wer nach anstrengender Etappe auf dem 1165 Meter hohen Hausberg des Markgräflerlands ankommt und sich in dem sanierten, weithin in leuchtendem Weiß strahlenden Blauenhaus bei einer Rast stärken oder gar im Hotel übernachten will, wird bitter enttäuscht. Restaurant und Berghotel sind nämlich seit zehn Monaten erneut geschlossen.

Volker Kirsch, ein Architekt aus Berlin und Eigentümer der Immobilie, will das Gebäude verkaufen. Dies erweist sich jedoch als schwieriges Unterfangen. "Das Blauenhaus ist mehr als fünf Millionen Euro wert, doch diese Summe bekomme ich derzeit nicht", weiß der Besitzer, der ursprünglich ein gehobenes Hotel auf dem Blauen etablieren wollte. Nun soll ein neues Konzept her.

Ein Blick zurück: Jahrelang war zum Leidwesen der Wanderer und Ausflügler das 1875 erbaute Blauenhaus verwaist. Hoffnung keimte bei den drei Anrainergemeinden Schliengen, Malsburg-Marzell (beide Kreis Lörrach) und Badenweiler (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) sowie dem Tourismusverband in Freiburg auf, als Kirsch vor acht Jahren das sanierungsbedürftige Gebäude erwarb und es wieder aus dem Dornröschenschlaf erwecken wollte. Denn den drei Gemeinden, auf deren Gemarkung der Hochblauen liegt, war das geschlossene Berghaus schon im Interesse der vielen Feriengäste ein Dorn im Auge. Ob Tagesausflügler, die auf dem Berg und auf dem 1895 vom Schwarzwaldverein erbauten Aussichtsturm das imposante Panorama mit Blick auf Schwarzwald, Vogesen, Jura und Alpen genießen wollen, oder Wanderer, die auf dem vom Deutschen Wanderverband qualifizierten Qualitätsweg oder auf dem Blauenrundweg eine Zwischenstation einlegen – sie alle haben weder eine Einkehr- noch eine Übernachtungsmöglichkeit. Auch eine öffentliche Toilette gibt es nicht.

Wiedereröffnung in Corona-Zeiten sinnlos

Bewegung kam dann in die Angelegenheit, als 2015 der Weiler Geschäftsmann und gelernte Hotelkaufmann Hasan Alaca aktiv wurde. Er schloss mit Kirsch einen Betreibervertrag und investierte nach eigenen Angaben "mehrere Hunderttausend Euro" in das Blauenhaus und in neues Inventar. Auch der Berliner Architekt selbst steckte, wie er gegenüber unserer Zeitung auf Nachfrage sagt, "einige Hunderttausend Euro" in das Haus. 2016 öffnete dann Alaca den Gastronomiebetrieb in dem weitgehend sanierten Blauenhaus; ebenso waren erste Übernachtungen möglich. Ende vergangenen Jahres gab es dann offensichtlich Unstimmigkeiten zwischen Eigentümer und Betreiber, denn überraschend kündigte Alaca für Januar 2020 die Schließung des Hauses auf unbestimmte Zeit an. Seither sind die Türen zu, zumal dann auch Corona einen Strich durch die Rechnung machte. "Da machte eine Wiedererröffnung im Frühsommer keinen Sinn mehr", sagt Kirsch heute.

Nicht nur von außen präsentiert sich nach der umfassenden Renovierung das Gebäude in neuem Glanz, auch innen wurden die Restauranträume, die insgesamt 280 Personen Platz bieten, auf Vordermann gebracht. Ebenso wurden die Einzel- und Doppelzimmer, die 50 Personen Übernachtungsmöglichkeiten bieten, zeitgemäß hergerichtet. Zudem gibt es zwei Terrassen mit herrlichem Ausblick, auf denen während der Sommermonate weitere 80 Personen verweilen können.

Nach den Vorstellungen Kirschs und Alacas, die jetzt beide wieder das Gespräch aufgenommen und nach eigenen Angaben in Verhandlungen sind, wollen sie gemeinsam eine Basis finden, um möglichst im kommenden Frühjahr das Blauenhaus wieder eröffnen zu können. Unabhängig davon hält Kirsch an einem Verkauf der Immobilie fest, "wenn der Preis stimmt". "Es muss sich für mich wie auch für Hasan Alaca rechnen, denn wir beide haben schon viel Geld in das Haus investiert."

"Geschlossenes Haus ein öffentliches Ärgernis"

"Die ungeklärte Situation auf dem Blauen ist ein öffentliches Ärgernis", stellt Schliengens Alt-Bürgermeister Werner Bundschuh fest, der sich während seiner langjährigen Amtszeit stets für eine Wiederbelebung des Berghotels starkgemacht, vom Eigentümer Verbesserungen eingefordert und verschiedene Möglichkeiten ausgelotet hatte. Neben der Suche nach einem Investor wurde die Möglichkeit einer kommunalen Lösung eruiert. Bundschuh, der von einem unbefriedigenden Zustand spricht, schwebte die Entwicklung eines Betreibermodells vor. Verbände, Organisationen, Kommunen und Privatpersonen wollte er zusammenbringen, um das Blauenhaus übernehmen zu können. "Doch jetzt in Zeiten von Corona hat niemand mehr Geld, so dass eine solche Lösung derzeit nicht machbar ist", sagt der Alt-Bürgermeister.

Hinzu kommt, dass auch eine vernünftige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ein noch nicht gelöstes Problem ist. Wegen der notwendigen langen Leitungen ist nach Schätzungen dafür eine Millioneninvestition nötig. Zudem wird befürchtet, dass der Schwarzwaldverein die Route des Klassikers Westweg wieder am Hochblauen vorbeiführt, sollte nicht in absehbarer Zeit das Berghotel eröffnet werden.

Wie wünschenswert es wäre, wieder Leben im Blauenhaus zu haben, unterstreichen die Bürgermeister der drei Gemeinden, deren Gemarkungsgrenzen jeweils bis auf den Berg reichen. Während nämlich Restaurant und Berghotel auf Schliengener Gemarkung liegen, gehören Sendeturm und Aussichtsturm zu Malsburg-Marzell. Und ein Großteil des Parkplatzes sowie das Ökonomiegebäude liegen auf Gemarkung des Bade- und Kurorts Badenweiler.

"Das Blauenhaus ist ein Aushängeschild für den Tourismus", betont Christian Renkert, seit Frühjahr neuer Bürgermeister der Winzergemeinde Schliengen. Dass es auf dem Berg keine Einkehrmöglichkeit gebe, sei sehr bedauerlich. Renkert, der im Interesse der Öffentlichkeit und des Tourismus eine baldige Lösung einfordert, berichtet von einigen Anfragen interessierter Pächter, doch der Eigentümer strebe einen Verkauf des Berghotels an.

Für Mario Singer, Bürgermeister von Malsburg-Marzell, ist der Blauen als Anlaufstelle von zentraler Bedeutung. Das derzeit verwaiste Blauenhaus biete viel Potenzial, doch leider liege es brach. Wünschenswert wäre laut Singer, der auch auf die Müllproblematik verweist ("keiner fühlt sich verantwortlich"), eine Anbindung des Blauen an den öffentlichen Personennahverkehr.

"Für den Tourismus ist ein geöffnetes Blauenhaus wichtig", sagt Badenweilers Bürgermeister Vincenz Wissler und bezeichnet die derzeitige Situation als schlecht.

Das sieht auch Hansjörg Mair so, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH in Freiburg. Gerade während des Corono-Sommers seien noch mehr Wanderer und Radfahrer in Natur und Landschaft als sonst unterwegs gewesen. Und für ein Wandererlebnis auf den Blauen, der am stark frequentierten Westweg liegt, sei auch eine Infrastruktur mit Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit wichtig. "Das Blauenhaus muss eine Renaissance erleben", betont Mair. Mit dieser Forderung steht er nicht allein.