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Ein Ehrenbürger der Stadt Marbach heißt Adolf Hitler: Das wollen die Grünen im Gemeinderat ändern. 

Marbach - Einer der Ehrenbürger der Stadt Marbach heißt Adolf Hitler. Die Grünen wollen, dass der Gemeinderat ihm die in den 1930er Jahren verliehene Auszeichnung offiziell aberkennt. Doch die Verwaltung und die anderen Fraktionen sehen dafür keine Notwendigkeit: Diese Würde sei dem Tod erloschen.

Grünen-Sprecher Hendrik Lüdke hat in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses die Ehrenbürgerschaft Hitlers angesprochen - offenbar nicht zum ersten Mal. Der Gemeinderat hat ihm Auszeichnung im Jahr 1933 verliehen.

Ein Dokument darüber, dass Hitler dieses Recht aberkannt wurde, existiert wohl nicht. Deshalb fordern die Grünen, dass der Beschluss des damaligen Gemeinderats aufgehoben wird. "Den demokratisch bestimmten Ehrenbürgern unserer Stadt ist es schlechterdings unzumutbar, in einem Atemzuge mit dem Massenmörder Adolf Hitler genannt zu werden", heißt es in ihrem Antrag.

"Für uns ist das ein Show-Antrag"

Das Argument, dass eine Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlösche, will Lüdke nicht gelten lassen: "Das stimmt nicht. Zu bestimmten Anlässen werden zum Beispiel oft die Ehrenbürger einer Stadt erwähnt." Die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft findet Lüdke wichtig, "auch wenn es nur eine symbolische Geste ist".

Stadtarchivar Albrecht Gühring bestätigt, dass sich die Ehrenbürger-Urkunde im Stadtarchiv befindet, ebenso wie ein Antwortbrief, in dem Hitler sich für die Auszeichnung bedankt. "Eigentlich ist eine Urkunde ja erst gültig, wenn sie ausgehändigt wird", sagt Gühring. Hitler sei aber nie nach Marbach gekommen. Doch die Anerkennung des Ehrenbürgerrechts dürfte wohl in diesem Fall ausgereicht haben, vermutet der Archivar. Von einer Aberkennung dieses Rechts weiß er nichts. Es sei zwar theoretisch möglich, dass die Alliierten das veranlasst hätten, "aber das ist nirgends konkret vermerkt".

Für die Stadt "ist die Sache erledigt", sagt Marbachs Erster Beigeordneter Gerhard Heim. Wenn man die Entscheidung rückgängig machen könne, würde man dies tun. "Aber es ist nun einmal so geschehen, und es ist Geschichte." Der Vorstoß der Grünen sei sinnlos: "Für uns ist das ein Show-Antrag." Ob der Antrag auf die Tagesordnung kommt, ist ohnehin fraglich. Denn dafür muss ihn mindestens ein Viertel der Gemeinderäte unterstützen. Und dies zeichnet sich im Moment nicht ab.