Im Vordergrund ist die Fregatte Baden-Württemberg zu sehen, wie sie in den Hafen von Pearl Harbor einläuft. Im Hintergrund das US-Schlachtschiff USS Missouri. Foto: Bundeswehr/Philipp Schäfer

Die Fregatte Baden-Württemberg liegt im Moment im Hafen von Pearl Harbor. Flottillenadmiral Axel Schulz verteidigt die Teilnahme der deutschen Marine an einem Flottenmanöver im Indopazifik.

Die Fregatte Baden-Württemberg nimmt auf Hawaii am größten Marinemanöver der Welt teil. Flottillenadmiral Axel Schulz sagt, was er sich davon verspricht und wie es um die Einsatzfähigkeit der deutschen Marine bestellt ist.

 

Herr Admiral, wo befinden Sie sich gerade?

Auf Hawaii – wir liegen im Hafen von Pearl Harbor.

Kein alltäglicher Stopp für die Deutsche Marine ...

Nein, wir sind mit der Fregatte Baden-Württemberg und dem Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main im Zuge des Indo-Pacific Deployments im Mai erst nach Halifax in Kanada und nach New York gefahren, dann durch den Panamakanal und schließlich von San Diego aus im Verband mit sechs weiteren Marineschiffen der USA, Mexikos, Kanadas und Perus nach Hawaii. Hier ist der Startpunkt der Übung Rim of the Pacific (Rimpac), an der wir teilnehmen werden.

Warum ist diese Übung den weiten Weg von Wilhelmshaven wert?

Rim of the Pacific ist das größte internationale Marinemanöver der Welt und wird alle zwei Jahre von der US Navy ausgerichtet – dieses Mal vom 26. Juni bis zum 2. August. Es sind 29 Nationen, 40 Schiffe, drei U-Boote, 14 nationale Landstreitkräfte, mehr als 150 Flugzeuge und Hubschrauber sowie mehr als 25 000 Soldatinnen und Soldaten dabei. Wir können eine Vielzahl an Fähigkeiten, die die Deutsche Marine hat, üben – zum Beispiel Flugkörperschießen.

Der Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main begleitet die Fregatte Baden-Württemberg. Das Schiff verfügt auch über zwei Operationssäle. Foto: Bundeswehr/Nico Theska

Deutschland hat vor zwei Jahren bereits mit einzelnen Soldaten bei Rimpac mitgemacht, aber noch nie mit eigenen Schiffen. Jetzt ist zudem auch erstmals die Luftwaffe mit drei Eurofightern und einem A400M-Transportflugzeug dabei. Was versprechen Sie sich davon?

Wir zeigen, dass die Bundeswehr mit ihren Teilstreitkräften weltweit einsatzfähig ist. Wir schauen, wo wir im internationalen Vergleich stehen, wir festigen die Zusammenarbeit mit unseren Partnernationen, tauschen Erfahrungen aus und verbessern unsere grundsätzliche Einsatzfähigkeit und die Interoperabilität.

Was kann letzteres konkret bedeuten?

Wir prüfen, ob wir ein einheitliches Verständnis davon haben, wie Abläufe und Verfahren bei unterschiedlichsten Manövern sind und auch, ob es technische Aspekte gibt, die wir anpassen müssen. Das kann sinnbildlich die Frage sein, ob die Tankstutzen zwischen allen Schiffen kompatibel sind.

Flottillenadmiral Axel Schulz ist seit 1990 Soldat bei der Bundeswehr. Foto: Bundeswehr / Nico Theska

Was trainieren Sie bei der Übung auf Hawaii?

Alles von der Verteidigung gegen anfliegende Flugzeuge über die U-Boot-Jagd bis hin zum simulierten Beschuss von Landzielen und Schadensabwehr, wie zum Beispiel Brände oder Wassereinbruch auf den Schiffen in See.

Danach geht es auf Ihrem siebenmonatigen Indopazifik-Einsatz rund um die Welt ins südchinesische Meer – möglicherweise passieren Sie die Straße von Taiwan, wie es Außenministerin Annalena Baerbock nicht ausgeschlossen hat. Eine Warnung an China angesichts dessen Drohungen gegen Taiwan?

Was wir hier machen, ist nicht gegen China gerichtet, sondern wir verfolgen einen multilateralen, inklusiven Ansatz. Der Indopazifik ist eine Schlüsselregion für Deutschland als Handelsnation. Wir setzen uns für die freie Befahrbarkeit der Weltmeere ein. Doch die internationale Ordnung, das Völkerrecht und die Charta der UN geraten zunehmend unter Druck. Wir wollen einen Beitrag für die friedliche Konfliktbeilegung mit Blick auf Gebietsansprüche leisten. Zudem nehmen wir an der Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea teil.

Ist künftig eine deutsche Marinemission im Indopazifik denkbar?

Nein, eine dauerhafte Stationierung von Schiffen in der Region ist derzeit nicht geplant.

Verteidigungsminister Boris Pistorius versucht gerade, mehr Wehrdienstleistende anzuwerben. Wie ist es um den Nachwuchs bei der Marine bestellt?

Nicht gut. Es gibt einen erheblichen Personalmangel. Das schränkt unter anderem auch die Einsatzfähigkeit meines Verbandes ein. Aber, wir als Bundeswehr haben das Problem erkannt und arbeiten unter anderem im Rahmen der sogenannten Task Force Personal an der Problemlösung.

Und wie „kriegstüchtig“ ist die Marine, um mit Pistorius‘ Worten zu sprechen?

Wir brauchen Munition aber auch Ersatzteile, um Schiffe reparieren zu können. Die Probleme sind benannt und wir arbeiten an Lösungen. Erste Erfolge sind derzeit erkennbar, was mich positiv in die Zukunft blicken lässt.

Zur Person

Kommandeur
 Flottillenadmiral Axel Schulz, 53, ist seit September 2021 Kommandeur der Einsatzflottille 2 der Bundeswehr in Wilhelmshaven. Derzeit führt er einen Marineverband im Rahmen des Indo-Pacific-Deployment der Bundeswehr.

Libanon
 Schulz kam 1990 zur Bundeswehr. Nach der Offiziersausbildung und einem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik ging er zu den Minentauchern und diente auf mehreren Minenjagdbooten. Im Dezember 2020 wurde er Kommandeur des deutschen UNIFIL-Kontingents im Libanon.