Arbeitsplatz hinterm Steuer: Kraftfahrer werden gerade an vielen Stellen händeringend gesucht. Foto: © Marunov – stock-adobe.com

Kein Sprit an den Tankstellen und schon einige sichtbar leere Regale im Supermarkt: Was in Großbritannien derzeit Realität ist, droht auch Deutschland. Eine Ursache, die selbst globale Lieferketten bedroht, ist dabei der Mangel an Kraftfahrern. Für den Haiterbacher Spediteur Alexander Schuon ein Problem, das sich lange abgezeichnet hat.

Haiterbach - "Wir haben noch genügend Fahrer", erklärt Alexander Schuon, Geschäftsführer der Haiterbacher Spedition Alfred Schuon, auf Anfrage. Um gleich hinterher zu schieben, dass die Betonung dabei auf dem Wort "noch" liege. Berichte und Aussagen, dass eine Situation wie in Großbritannien auch Deutschland treffen könnte, hält Schuon für realistisch. Aber nicht überraschend. Die Situation habe sich lange angekündigt, die Branche habe schon seit Jahren gewarnt. Und dennoch rolle man sehenden Auges in diese Situation hinein.

Dabei handle es sich bei einem Mangel von Kraftfahrern mitnichten nur um ein Problem der Branche. Letztlich seien ganze Lieferketten bedroht, auch global. Schon jetzt sehe man bei Automobilherstellern, dass diese teilweise die Produktion stilllegen müssten, weil Material fehle. Wenn sich in Supermarktregalen Lücken auftäten, würde es der Endverbraucher ganz direkt spüren.

Ist es also fünf vor Zwölf? "Eigentlich ist es schon später", sagt Alexander Schuon.

Der Mangel an Kraftfahrern hat für Schuon mehrere Ursachen. So habe sich die Zahl der Menschen mit Lkw-Führerschein seit Jahren verringert, da nicht mehr wie zu Zeiten der Wehrpflicht diesen viele bei der Bundeswehr gemacht hätten.

Beruf hat ein Imageproblem

Doch selbst Ausbildungsplätze könnten nicht in der gewünschten Zahl besetzt werden. Der Beruf habe ein Imageproblem, erklärt Schuon. Der Umstand, die Woche fernab der Heimat zu sein, vielleicht am Freitag oder doch erst am Samstag zuhause zu sein, betreffe vor allem den Fernverkehr. Problematisch sei mitunter aber auch der Umgang mit Fahrern an Abladestellen oder der mangel an Stellplätzen und sanitären Einrichtungen.

Ein Lösungsansatz für Schuon wäre es, dem Beruf des Kraftfahrers mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. Im Ansehen, aber auch in der Bezahlung. Die Spedition Schuon bringt sich in entsprechende Initiativen ein. Etwa die Charta zur Verbesserung der Behandlung von Lkw-Fahrern.

Fahrer sind demzufolge gefragt Arbeitnehmer. In der Branche gebe es durchaus Abwerbe-Bemühungen. "Bei uns gibt es natürlich auch eine Mitarbeiter-Werbeprämie", verrät Schuon. Durch einen unternehmenseigenen Standort in Ungarn habe man die Möglichkeit, Fahrer zu gewinnen. Fahrer aus Drittländern zu beschäftigen, sei hingegen ein riesiger bürokratischer Aufwand. Da würde sich Schuon ein Handeln der Politik wünschen. Das heißt, der Kraftfahrer müsse vergleichbar der Pflege zum Mangelberuf erklärt werden. Problem sei, dass viele Firmen die Stellen Inzwischen gar nicht mehr dem Arbeitsamt melden, da sie sich davon nichts versprechen würden.

Es wird derzeit viel transportiert

Doch auch technisch könnte die Situation etwas entzerrt werden, sagt Schuon. So beispielsweise durch Lang-Lkw mit mehr Volumen oder auch 60-Tonner, die mehr Gewicht transportieren könnten. Da gebe es insbesondere in Baden-Württemberg Widerstand.

Den Eindruck, dass die Straßen derzeit gut mit Lastwagen gefüllt sind, bestätigt Schuon. Güter seien momentan sehr gefragt und es werde viel transportiert.