Nur 30 Jahre hat dieses Mammutbäumchen auf dem Buckel, wie die Kinder anhand der Jahresringe zählen. Foto: Fotos: Faber

Interessante Fakten über den Wald und seine Bäume haben Interessierte bei einer Nabu-Führung im Wannental erfahren. Welche Nadelbäume stechen und welche nicht? Und woher stammen die Mammutbäume in dem heimischen Waldgebiet?

Balingen-Stockenhausen - Bei sonnigem Herbstwetter war die Nabu-Führung zu den Mammutbäumen im Wannental gut besucht. Siegfried Ostertag, Nabu-Mitglied und Forstdirektor im Ruhestand, wusste viel über den Wald und seine Bäume zu berichten.

Auch die Historie rund um das Wannental kam nicht zu kurz. König Wilhelm I. von Württemberg ließ in den 1830er Jahren Samen des Riesen-Mammutbaums importieren. Der auch Wellingtonie genannte Baum wird in seiner amerikanischen Heimat fast 100 Meter hoch und 3000 Jahre alt. Die Samen ließ der König in der Wilhelma aussäen und später die Bäumchen an seine Förster im ganzen Land verteilen. Aus dieser sogenannten "Wilhelma-Saat" stammen auch die drei stattlichen Exemplare im Wald über dem Wannental.

Obgleich für Mammutbäume noch richtige Jungspunde mit ihren knapp 190 Jahren, sind die drei schon imposante Baumgestalten. Vier Personen wären nötig, um den dicksten Stamm zu umfassen. An der dicken, schwammig weichen Borke der Bäume kann man Boxübungen machen, ohne sich weh zu tun. Die dicke Rinde ist eine Anpassung an ihren natürlichen Lebensraum in den amerikanischen Wäldern. Dort gibt es öfter Waldbrände. Durch die dicke weiche Borke sind die Bäume aber gut geschützt, und die Hitze kann der dahinter liegenden Wachstumsschicht nichts anhaben.

Siegfried Ostertag berichtet von Wald-Besonderheiten

Von den Mammutbäumen ging es dann durch den Wald oberhalb des Wannentals. Im für den Albtrauf typischen Buchen-Tannenwald gab es aber noch viele andere Baumarten und interessante Gewächse zu sehen. Zu allen wusste der Forstmann Ostertag Wissenswertes zu berichten oder Geschichten zu erzählen. So kamen auch die Kinder auf ihre Kosten. Sie erfuhren, dass die Fichte sticht und die Tanne nicht und dass die Form des Ulmenblatts an das Ulmer Münster mit seinem Hauptturm und den Nebentürmen rechts und links erinnert. Auch die oft als fremdländisch angesehenen Bäume wie die Douglasie könnten in einem anderen Zeitalter schon einmal bei uns heimisch gewesen sein. Viele Baumarten schafften es nach der letzten Eiszeit einfach nicht mehr, zurückzukehren.

Die Aufsicht über die Waldbewirtschaftung, sei es in Privat-, Kommunal- oder Staatsbesitz, oblag bis 2020 einer Forstverwaltung. Die Politik unter Minister Hauk forcierte die Herausnahme der Staatswälder aus dieser bewährten Form und unterstellte sie der neu gegründeten Forst BW Anstalt des öffentlichen Rechts. Ob damit dem Wald ein Gefallen getan wurde, bleibe abzuwarten.

Plötzlich tat sich am Waldrand ein Blick auf das in der Sonne liegende Wannental auf. Die Geschichte dieses Tals und seine im Laufe der Jahrhunderte wechselnden Besitzer erstaunte manchen Teilnehmer. Wer glaubt, heute herrsche eine überbordende Bürokratie, solle sich einmal in historische Dokumente über das Wannental einlesen, meinte Siegfried Ostertag. Gegen früher herrschten heute geradezu paradiesische Zustände.

Die Menschen, die im Wannental Landwirtschaft betrieben, waren im wahrsten Sinne des Wortes arm dran. Die durch die Realteilung oft winzigen Grundstücke gaben auf den vorherrschenden Opalinustonböden nur wenig her. Davon mussten noch den Grundbesitzern reichlich Abgaben geleistet werden. Kein Wunder, dass sich um jede Kleinigkeit gestritten wurde, wie die Chroniken belegen.

Um viele Eindrücke und Wissen reicher bedankten sich die Teilnehmer mit Applaus bei Siegfried Ostertag.