Zahlreiche Frauen, die älter als 50 Jahre sind, dürften in diesen Tagen einen Brief mit rosafarbenem Aufdruck erhalten haben – nämlich eine Einladung zum Brustkrebsscreening.
Der Truck mit dem markanten rosa Herzaufdruck auf der Seite hat es in sich: Neben einem Empfangs- und Wartebereich gibt es zwei Umkleidekabinen. Dahinter befindet sich das Untersuchungszimmer mit dem Röntgenapparat.
Und der kann Leben retten: Ohne lange Wartezeiten – Termine in einer gynäkologischen Praxis sind schwer zu bekommen – können Frauen zwischen 50 und 75 Jahren eine Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs durchführen lassen.
Das geschieht bei der Untersuchung
Die zentrale Stelle Mammografie-Screening hat ihren Sitz in Baden-Baden. Mit der mobilen Praxis sollen Frauen vor allem auch im eher ländlichen Raum erreicht werden. Alle zwei Jahre haben diese die Möglichkeit, sich im Mammobil untersuchen zu lassen.
Seit dem 1. Juli vergangenen Jahres endet die engmaschige Untersuchung nicht mehr automatisch mit dem 75. Lebensjahr. Frauen, die trotz des hohen Alters eine Untersuchung wünschen, können sich selbst bei den Screening-Praxen melden.
Die Untersuchung selbst dauert nur wenige Minuten. Dabei werden von jeder Brust zwei Aufnahmen gemacht. Die Brust wird dabei zwischen zwei Plexiglasplatten gelegt und zusammen gedrückt. Dies empfinden manche Frauen als schmerzhaft – es ist aber nötig, um das Gewebe gut darstellen zu können.
So geht es nach dem Befund weiter
Die Kosten für die Untersuchung werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Mindestens zwei Ärzte schauen sich die Aufnahmen an, weswegen die Ergebnisse bis zu einer Woche auf sich warten lassen.
Sollten Auffälligkeiten festgestellt werden, geht es ganz schnell: Binnen zwei Tagen werden die betroffenen Frauen zu weiteren Untersuchungen gebeten, für die Frauen aus Balingen und Umgebung ist in der Regel das Brustkrebszentrum in Tübingen die erste Anlaufstelle.
Die Frist ist bewusst kurz gehalten – um die Sorgen und Ängste nicht unnötig lange aushalten zu müssen. Diese sind laut Experten in 80 Prozent der Fälle auch unbegründet. Die programmverantwortlichen Ärzte haben dafür eine Rechnung aufgestellt.
Es gibt auch Überdiagnosen
Wenn 1000 Frauen eine Mammografie-Untersuchung haben, ist bei 970 von ihnen das Ergebnis komplett unauffällig. Rein rechnerisch werden 30 Frauen zu weiteren Untersuchungen eingeladen. Davon haben wiederum 24 keinen Brustkrebs, sechs erhalten die Krebsdiagnose.
Dem Einladungsschreiben ist eine kleine Broschüre beigefügt, in der die Frauen sich über die Vor- und Nachteile des Screenings informieren können. Als klarer Vorteil sind die besseren Heilungschancen bei der frühen Erkennung eines Tumors genannt. Allerdings geben die Experten zu bedenken, dass womöglich winzige Tumore, die lebenslang nie Probleme verursachen würden, entdeckt und behandelt werden, Überdiagnose nennt sich dies.
Neuer Standort als bislang
Die Macher haben dafür ein launiges Beispiel: Bei einer Frau namens Andrea wird ein langsam wachsender Tumor entdeckt, von dem sie ohne Früherkennung nichts gewusst hätte. So oder so stirbt diese Andrea aus der Broschüre mit 77 Jahren – an einer Herzerkrankung.
In den vergangenen Jahren machte das Mammomobil auf dem hinteren Teil des Parkplatzes am Freibad Station. In diesem Jahr gibt es einen neuen Standort, nämlich bei der Stadthalle.
Weitere Infos gibt es unter www.mammascreen-bw.de