Freudenstadts Oberbürgermeister Adrian Sonder (Mitte) besuchte die Rettungswache der Malteser. Aus ihrem Alltag berichteten (von links) Daniela Kodweiß (Standort-Koordinatorin Café Malta sowie Besuchs- und Entlastungsdienst), Leiter Bastian Börker-Monien, Jasmin Rapp (Auszubildende zur Notfallsanitäterin im dritten Lehrjahr), Markus Müller (Notfallsanitäter) und die stellvertretende Leiterin der Wache, Simone Lenski. Foto: Stadtverwaltung/Rath

Der Rettungsdienst der Malteser in Freudenstadt verrichtet anspruchsvolle Arbeit. Einen Einblick in den Alltag auf der Rettungswache hat der Oberbürgermeister von Freudenstadt, Adrian Sonder, bekommen.

Lebensretter und oft genug auch Seelentröster in einem: Der Rettungsdienst der Malteser in Freudenstadt spürt den Wandel in Gesundheitswesen und Gesellschaft. Freudenstadts Oberbürgermeister Adrian Sonder warf bei einem Besuch in der Rettungswache in der Robert-Bosch-Straße einen Blick hinter die Kulissen, wie die Stadtverwaltung Freudenstadt mitteilt.

„Freudenstadt ist noch eine vergleichsweise heile Welt. Aber auch wir stellen Veränderungen in der Gesellschaft fest und müssen uns darauf einstellen“, sagte Bastian Börker-Monien. Er ist der Leiter der Rettungswache. Zusammen mit seiner Stellvertreterin Simone Lenski führte er den OB durch das Gebäude.

Sonder war laut Mitteilung beeindruckt von der Arbeit, die die Notfall- und Rettungssanitäter tagtäglich leisten, und erstaunt, womit die Kräfte über die reine medizinische Hilfe hinaus konfrontiert werden: „Ich danke Ihnen für ihre unentbehrliche Arbeit für die Stadt Freudenstadt und ihre Einwohner. Das ist ein großartiger Job, den Sie Tag für Tag machen, ein Spiegelbild direkt vom Puls der Gesellschaft.“

Drei Fahrzeuge stehen in der Halle

20 Mitarbeiter teilen sich den Schichtdienst in der Rettungswache der Malteser, die meisten von ihnen sind kurzfristig Beschäftigte, wie das Arbeitszeitmodell heißt. Ohne sie wäre es nicht möglich, den Schichtdienst 24 Stunden am Tag an sieben Tagen die Woche garantieren zu können. Drei Fahrzeuge stehen in der Halle des Gebäudes, das vor sieben Jahren eingeweiht wurde und das der Leiter als „zeitgemäß und sehr gut ausgestattet“ bezeichnet. Der Standort im Industriegebiet sei verkehrsgünstig gelegen. Eines dieser Fahrzeuge ist für übergewichtige Patienten bis 300 Kilo ausgelegt, von denen es immer mehr gebe, eines in Reserve für die Wache in Horb. Insgesamt drei Standorte haben die Malteser im Landkreis, der dritte befindet sich in Altheim.

Die Zusammenarbeit mit den Kollegen des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter Unfallhilfe bezeichnet Börker-Monien als kollegial und sehr gut. Sechs bis acht Einsätze fahren die Malteser täglich, oft geht es nicht wirklich um die Rettung von Menschenleben. „Die Krankenhausstruktur ist ein großes Problem. Wir verlegen oft Patienten in Kliniken nach Tübingen, Villingen-Schwenningen, Offenburg, Lahr oder Stuttgart, nur weil vor Ort keine Betten frei sind“, so der Leiter. Das sei jedoch kein Freudenstädter Problem, sondern überall im Land der Fall.

Und das sei nicht die anspruchsvolle Arbeit, die die Kollegen in ihrer dreijährigen Ausbildung gelernt hätten. Auch sonst sind die Malteser mehr als nur Lebensretter. Oft würden sie gerufen, um Patienten aufzunehmen, die weniger Notfälle sind, sondern „mit der Lebenssituation überfordert und seelische Hilfe brauchen“. Vor allem zu den beiden Bahnhöfen in Freudenstadt würden sie oft gerufen. „Viele Leute sind einfach einsam und haben niemanden, den sie um Hilfe bitten können“, so Lenski.

Kaum Beleidigungen oder gar Übergriffe

Dennoch sei die Welt im ländlich geprägten Kreis Freudenstadt noch halbwegs heil, Familien und Nachbarschaftshilfe seien vielfach noch intakt. Auch gebe es, anders als in Großstädten, kaum Beleidigungen oder gar Übergriffe auf die Einsatzkräfte. Personell ist die Lage allerdings auch für die Malteser nicht einfacher geworden. Börker-Monien, vorher Zeitsoldat, sagt, die Aussetzung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes habe zu einem Einbruch in allen Organisationen des Bevölkerungsschutzes geführt.

Oberbürgermeister Sonder spricht sich angesichts dieser Gemengelage für ein Umdenken aus: „Die bundesweite Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahrs für junge Menschen ist angesichts der Entwicklungen in unserem Land eine Notwendigkeit. Es geht um die Stärkung des sozialen Zusammenhalts in einer Zeit zunehmender Krisen.“