Hundeführerin Annette Lauble legt Meggie die „Dienstkleidung“ an. Foto: Hannes Kuhnert

Hündin Meggie macht ihre Sache bei der Übung im Gebrüder-Hehl-Stift in Loßburg mustergültig. Dafür winkt ihr eine Belohnung.

„10 Uhr: Die Hunde vom Malteser Hilfsdienst kommen“, steht auf dem Schwarzen Brett im Gebrüder-Hehl-Stift in Loßburg. Viele Bewohner des Altersheims sitzen in Sesseln oder Rollstühlen in der Halle und warten auf die Hunde. Zum wiederholten Male veranstaltet die Rettungshundestaffel des Malteser Hilfsdienstes Freudenstadt dort eine Übung unter Ernstfall-Bedingungen. Ein Ernstfall etwa, wenn ein Heimbewohner vermisst wird.

 

Neun Teams aus der Staffel sind da. Das bedeutet acht Frauen und ein Mann, jeder bildet mit eigenem Hund ein eingespieltes Team. Viele der Hunde sind im Stift schon als Besuchshunde bekannt, kommen zum Streicheln und Knuddeln zu den alten Leuten.

Annette Lauble und Meggie sind ein Team

Diesmal aber ist es ernster. Geübt wird die Suche nach einem vermissten Bewohner, nennen wir ihn Klaus. Erschwerend hinzu kommt der Besuch der Presse, die viele Frage stellt und damit alles in die Länge zieht. Kein Wunder, dass Meggie nervös ist, denn sie muss den Anfang machen. Meggie ist ein sensibler, vierjähriger Langhaar-Collie, freundlich und aufgeregt. Ihre Teampartnerin ist Annette Lauble, mit Simone Merkt Sprecherin der Staffel.

Das ist Meggie, die vierjährige Collie-Hündin. Sie hat eine feine Nase. Foto: Hannes Kuhnert

Beide informieren über die Arbeit mit Rettungshunden, die für Mensch und Tier Konzentration, Rücksicht und viel, viel Training bedeutet. Nicht selten drei Mal die Woche, jeweils vier bis fünf Stunden.

Effektiver und kostengünstiger

Warum das alles? „Weil wir Menschen in Not helfen können und wegen der faszinierenden Arbeit mit Hunden“, sagt Simone Merkt. Die Suche mit Hunden sei allemal effektiver und kostengünstiger als stundenlanges Hubschrauber-Geschrappel über der Stadt: „Wir kosten nix.“

Es gibt verschiedene Arten von Rettungshunden. Den Flächensuchhund, den Personensuchhund – oder Neudeutsch Man Trailing – und die Trümmer- und Lawinensuchhunde. Als solche Hunde eignen sich Vierbeiner fast aller Rassen. „Suchen können sie alle. Die einen kapieren es schneller, die anderen langsamer. Das ist wie bei Schülern“, klärt Anette Lauble auf. Meist daure die Ausbildung zwei bis drei Jahre und ohne Training ginge es halt nicht.

Geruchsproben für Meggie

Dann ist es soweit: Eine der Hundeführerinnen nimmt im leeren Bett des Bewohners Klaus mit sterilem Tupfer und steriler Pinzette Geruchsproben und versenkt das Tüchlein in einer verschließbaren Plastiktüte. Diese wird später geöffnet, der ungeduldig wedelnden Meggie für Sekunden unter die schnüffelnde Nase gehalten und ab geht die Post.

Vom Bett im Zimmer des Vermissten wird eine Geruchs-Probe entnommen. Foto: Hannes Kuhnert

Meggie, ins Geschirr geschnallt und an langer Leine gehalten, checkt erst einmal konzentriert die Halle, in der sich Klaus zuvor aufgehalten hatte. Dann geht es vor die Tür in den Vorgarten.

Am anderen Ende der Leine lässt sich Annette Lauble von Meggie ziehen, gibt dieser fast jeden gewünschten Spielraum, auch wenn sie weiß, dass der Hund in der völlig falschen Richtung schnuppert. Denn dieser folgte nicht etwa einer bestimmten Duftspur, die der Vermisste auf seinem Weg hinterlassen haben könnte, sondern klappert den in Frage kommenden Raum ab. Offensichtlich kennen auch Hunde das Ausschlussprinzip.

Pudel wird ignoriert

In zehn Meter Abstand hinter dem Team läuft eine Kollegin und warnt die Hundeführerin vor störenden Elementen. Etwa so: „Achtung, Fußgänger von rechts und Achtung, Auto von vorn.“ Meggie arbeitet mustergültig. Selbst als ein fescher blond gelockter Pudel an der Ecke sichtliches Interesse an ihr signalisiert, ignoriert sie ihn damen- und gewissenhaft.

Im Team geht es auf die suche nach dem Vermissten. Vorn weg der Hund, dann die Hundeführerin und eine Helferin. Foto: Hannes Kuhnert

Und dann geht es ganz rasch. Meggie kann den versteckten Klaus nicht sehen, weiß aber genau, wo er steckt. Schnell über die Straße, um die Ecke, nochmal um die Ecke und schon hat sie ihn. Klaus sitzt in seinem Rollstuhl, behütet von einer Malteserin, und begrüßt den Hund, der vor Freude ganz aus dem Häuschen ist. Nicht weniger die Hundeführerin und ihre Kollegin, die die kluge Meggie überschäumend loben. Und dann gibt es Leckerli der Drei-Sterne-Klasse. „Die Belohnung danach ist für den Hund noch immer die beste Motivation“, weiß Lauble.