Ein neues Fahrrad ist eine große Hilfe, um den Weg zur Schule schneller zurückzulegen. Foto: Tawuka School

Weltweit steigende Preise bereiten vor allem den ärmsten Ländern große Probleme. Die Malawi Freunde Rottenburg berichten, wie sich die Krise auf die Menschen und Projekte in dem südostafrikanischen Land auswirken. Die Hilfe des Vereins kommt gerade zur rechten Zeit.

Rottenburg - Der 2013 gegründete Verein Malawi Freunde Rottenburg unterstützt seit Jahren Projekte in Chilumba, einer Kleinstadt mit etwa 8000 Einwohnern im Norden des Landes, direkt am Malawisee gelegen. Der Verein hat bereits 70 Patenschaften zu Jungen und Mädchen in Malawi vermittelt, hilft beim Aufbau von landwirtschaftlichen Projekten, unterstützt die "Tawuka Secondary School" und hat schon zwei sogenannte "Village Clinics" gebaut, die wichtig für die medizinische Versorgung vor Ort ist.

Preise für Lebensmittel um 30 Prozent gestiegen

Die weltweite Krise in Folge des Kriegs in der Ukraine macht sich in Malawi auf drastische Weise bemerkbar. Holger Keppel, Vorsitzender der Malawi Freunde Rottenburg, hat das Land schon mehrmals besucht und berichtet unserer Redaktion über die aktuelle Situation: "Die Preise für Lebensmittel sind um 30 Prozent, für Zement um 40 Prozent gestiegen. Wie sich dies auf unsere Bauvorhaben in der Folge auswirkt, ist noch nicht absehbar." Die Malawi Freunde würden beispielsweise gerne eine weitere Village Clinic bauen.

Der Klinikbau könnte nun sogar günstiger werden als zuvor geplant. Denn die malawische Währung, der Kwacha, ist einer hohen Inflation ausgesetzt. Nach Medienangaben aus Malawi liege die Inflation in den vergangenen drei Monaten bei durchschnittlich 13,4 Prozent. Keppel sagt: "Wir legen die Projekte in Kwacha fest. Daher wirkt sich der rasante Währungsverfall des Kwacha ›günstig‹ aus. Als ich in Malawi 2012 angefangen habe, gab es für einen Euro 300 Kwacha, heute liegt dies bei einem Euro zu 1100 Kwacha."

Landwirtschaftliche Projekte zur richtigen Zeit

Damit sich die Bevölkerung in Chilumba besser selbst mit Nahrungsmitteln versorgen kann, investieren die Malawi Freunde auch in landwirtschaftliche Projekte. Diese Arbeit zahlt sich jetzt besonders aus. Keppel berichtet: "Angesichts der derzeitigen Weltlage kamen unsere landwirtschaftlichen Projekte gerade zur richtigen Zeit. Die Reisernte fiel sehr gut aus, profitieren tun davon derzeit 85 Familien zu je fünf bis sieben Personen. Bei der Pflanzschule sind sechs Frauengruppen beteiligt mit rund 30 Familien. Die beiden Mühlenprojekte (Reis und Mais) runden die landwirtschaftlichen Projekte ab. Damit können die Menschen nicht nur Geld sparen, sondern auch noch Geld verdienen. Die Maismühle ist fast fertig, für die Reismühle fehlen noch einige Finanzmittel."

Hohe Überweisungskosten

Zusätzlich zu den großen Projekten sind es auch kleinere alltägliche Anliegen, bei denen die Malawi Freunde gerne helfen. Eine Geschichte erzählt Holger Keppel: "Ein Pate aus Rottenburg bekam einen Brief von seinem Patenkind, das Mädchen wünschte sich einen Schulranzen. Nur wie kommen 30 Euro nach Malawi, wenn die Überweisungskosten schon 15 Euro betragen? Ich hatte dann vorgeschlagen, ein kleines Projekt daraus zu machen und der Pate hat hierfür 150 Euro gespendet. So habe ich dann nochmals 150 Euro dazugetan und so konnten wir 20 Mädchen mit Schulranzen versorgen. Und wie bekannt setze ich den Verkaufserlös meines neuen Buches für Malawi ein und so konnten für 15 Schüler ein sehr schönes Fahrrad beschafft werden, wodurch der Weg zur Schule einfacher und schneller geht."

Spenden und Patenschaften

Der Bedarf an Spenden sei immer vorhanden, sei es für Bücher, die bauliche Fertigstellung der Grundschule beziehungsweise einer neuen Schulhalle, sagt Keppel. Auch weitere Paten sucht der Verein. Aktuell gebe es eine Warteliste für weitere zehn Schülerinnen und Schüler.

Weitere Informationen über Spenden oder die Übernahme einer Patenschaft finden Interessierte auf der Internetseite der Malawi Freunde Rottenburg.