Die Medizinerin Johanna Gaile gibt Tipps, wie Urlauber gesund bleiben. Was es im Vorfeld zu beachten gibt, was man besser lassen sollte und was in die Reiseapotheke gehört.
Die Hauptreisezeit des Jahres hat begonnen. Manche haben bei ihrer Rückkehr aber unliebsame Mitbringsel im Gepäck: Infektionen, Fieber oder Ausschläge.
Reisemedizinerin Johanna Gaile gibt Tipps, wie sich böse Überraschungen vermeiden lassen. Gaile ist Oberärztin für innere Medizin und arbeitet im Calwer Krankenhaus. Außerdem ist sie Fachärztin für Notfallmedizin und Tropenmedizin. Sie arbeitete unter anderem mehrere Jahre an der Tropenklinik in Tübingen.
Laut der Ärztin haben 50 Prozent aller Reisenden gesundheitlich Probleme, die im Zusammenhang mit ihrem Trip stehen. Fünf Prozent bräuchten demnach ärztliche Hilfe.
Zu den häufigsten Problemen zählten Durchfall, fieberhafte Erkrankungen und Hautprobleme. Am häufigsten träten diese Probleme nach Reisen in Asien oder in Afrika südlich der Sahara auf.
Gegen was muss man sich impfen?
Als Vorbereitung rät Gaile zu Impfungen. Es gebe die Standard-Impfungen gegen Corona, Influenza und Masern. Mit diesen Krankheiten infiziere man sich vor allem auf der Reise selbst – also im Flugzeug, auf dem Schiff oder im Zug.
Die Hepatitis B könnten sich Reisende durch infizierte Werkzeuge beim Zahnarzt oder Friseur einfangen. Auch dagegen gebe es eine Impfung.
Vor der Einreise in manchen Ländern müsse man bestimmte Impfungen nachweisen: gegen Gelbfieber, Meningokokken oder Kinderlähmung. Hier sei es sinnvoll, sich von einem Arzt beraten zu lassen, so Gaile. Eine Tropenklinik wie in Tübingen sei eine gute Anlaufstelle. Sie rät, die Impfungen rechtzeitig einzuplanen, da manche aus mehreren Spritzen in zeitlichem Abstand bestehen.
Weitere Impfungen empfiehlt Gaile gegen Denguefieber, das ähnliche Chikungunya, Cholera, Typhus, FSME, die Hirnentzündung durch die japanische Enzephalitis oder Hepatitis A. Nicht alle Impfungen seien für jeden nötig. Das hänge von der Art, Dauer und Region der Reise ab. Mit Hepatitis A könne man sich aber schon im Mittelmeerraum durch Nahrung oder Wasser infizieren.
Vor Insekten schützen
Viele Krankheiten werden durch Insekten übertragen. Gaile rät deshalb zu Unterkünften mit Klimaanlagen, Insektengittern und Moskitonetzen. Auch halte lange helle Kleidung Insekten fern. Wer auf ein Spray setze, solle darauf achten, dass dieses den Wirkstoff DEET zu etwa 50 Prozent enthält. Pflanzliche Mittel seien kaum wirksam. Knoblauchkapseln hielten vielleicht Mitmenschen fern, aber keine Insekten, so Gaile.
Bei Malaria schnell zum Arzt
Auch die Malaria wird durch Insekten übertragen. Neben dem allgemeinen Schutz gebe es das Prophylaxe-Medikament wie Ativaquone-Proguanil. Billiger seien Doxycylin oder Melfoquin. Die könnten aber zu Nebenwirkungen führen. Atremishaltige Tees als Alternative seien nicht geeignet. Vor allem Afrika sei Malaria-Risikogebiet. Touristen steckten sich oft an. Bei Symptomen wie Fieber sei schnell ein Arzt aufzusuchen – sonst könne es lebensgefährlich werden, warnt Gaile.
Beim Essen auf Nummer sicher gehen
Bei Speisen und Getränken rät Geile zu Vorsicht. Sie empfiehlt den Verzicht auf Leitungswasser, Eiswürfel, rohes Fleisch und rohen Fisch, bereits geschältes Obst und Gemüse oder unpasteurisierte Milchprodukte. Wegen mangelnder Hygiene bei der Zubereitung bekomme man sonst leicht Durchfall.
In Lateinamerika, Süd- und Südostasien sowie Afrika sei das Risiko besonders hoch. Aber auch am Mittelmeer oder in Osteuropa könne man erkranken. Bei Durchfall helfe meistens nur, es auszusitzen. Bei Blut im Stuhl müsse aber ein Arzt aufgesucht werden.
Tollwut ist tödlich
Eine Impfung gegen Tollwut rettet Leben. Zwar ist auch eine Notimpfung kurz nach einem Tierbiss möglich, so Gaile. Aber die Impfstoffe seien nicht immer verfügbar. Träten erst einmal Symptome auf, sei es zu spät. Tollwut sei immer tödlich. Übertragen werde es durch einen Biss, Kratzer oder die Schleimhaut vorn Säugetieren. Generell rate sie dazu, Tierkontakte außerhalb Europas, aber auch in Osteuropa zu meiden. Eine Impfung biete einen lebenslangen Schutz.
Vorsicht bei Süßwasser
Beim Baden in Süßwasserseen, besonders in den Tropen, drohe eine Bilharziose, so Gaile. Hierbei bohrt sich ein Wurm unter die Haut und greift die Blutgefäße an. Auch gebe es im Süßwasser manchmal Bakterien, die Nieren und Leber schädigen könnten. Sie rät deshalb von einem Bad in solchen Seen ab. Auch beim Barfußlaufen drohe die Gefahr einer Wurminfektion.
Besondere Risikogruppen
Dazu zählen Schwangere, Kinder und ältere Menschen. Bei Schwangeren und Kindern verlaufe Malaria oft tödlich. Bei Kindern sei Durchfall zudem bedrohlicher. Manche Medikamente für Tropenkrankheiten seien für Schwangere und Kinder nicht getestet, manche Impfungen für ältere Menschen nicht empfohlen. Auch klimatische Extreme machten diesen drei Gruppen besonders zu schaffen.
Das gehört in die Reiseapotheke
Gaile empfiehlt Sonnenschutz, Insektenspray, ein Fieberthermometer, Wunddesinfektionsmittel, Verbandszeug, Loparemid gegen Durchfall, Elektrolytpulver bei Durchfall sowie vom Arzt verschriebene Medikamente mitzunehmen. Sie rät zudem zu Paracetamol anstatt Apsirin oder Ibuprofen. Letztere verdünnten das Blut, was manche Tropenkrankheiten aber auch schon machten. Dann drohe die Gefahr einer Blutungsneigung. Ihr Tipp: Wer außerhalb von Industrieländern reist, solle Medikamente lieber aus Deutschland mitnehmen, um nicht an unwirksame Fälschungen oder Medikamente minderer Qualität zu geraten.
Also besser zuhause bleiben?
Alle ihre Tipps seien lediglich ein Appell, vorsichtig zu sein, erklärt Gaile. Manche Menschen brächten zwar Krankheiten aus ihren Urlauben mit. „Kaum ein Reisender wird aber ernsthaft krank“, beruhigt die Ärztin.