Anschließend verschanzte sich der Täter in dem Justizpalast, in dem die wichtigen Gerichte der norditalienischen Metropole untergebracht sind. Das Gebäude, in dem Hunderte Menschen arbeiten, wurde evakuiert. Einige Richter und Anwälte schlossen sich in den Büros ein, andere versteckten sich Medienberichten zufolge unter ihren Schreibtischen, bis es Entwarnung gab. „Wir haben uns sofort in unserem Gerichtssaal verbarrikadiert, als wir die Schüsse gehört haben“, sagte Anwalt Roberto Faletti der Nachrichtenagentur Ansa.
Trotz eines enormen Aufgebots an Sicherheitskräften gelang dem Täter zunächst mit einem Motorrad die Flucht. Etwa eine halbe Stunde später wurde er in Vimercate nordöstlich von Mailand festgenommen, wie Innenminister Angelino Alfano mitteilte. Der Täter sei bereit gewesen, dort weitere Menschen zu töten, wenn die Polizei ihn nicht gestoppt hätte, sagte Alfano. Im System habe es schwere Fehler gegeben, erklärte Justizminister Andrea Orlandio.
Die strengen Sicherheitsvorkehrungen und Metalldetektoren am Eingang des Gerichts umging der Täter wohl mit einem gefälschten Ausweis, wie der Staatsanwalt Edmondo Bruti Liberati erklärte. „Alle Eingänge sind mit einem Metalldetektor gesichert“, sagte er am Nachmittag.
Über den Täter war zunächst wenig bekannt, Medienberichten zufolge soll er in enormen finanziellen Schwierigkeiten gesteckt haben. „Er ist jemand, der gedacht hat, alle wollen ihn betrügen, er war paranoid“, sagte sein früherer Anwalt Valerio Maraniello der Ansa.
Regierungschef Matteo Renzi sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus. „Das Sicherheitssystem in unserem Land kann nicht solche Löcher und Risse haben. Etwas hat nicht funktioniert“, sagte Renzi, der Konsequenzen ankündigte. Sicherheitsbedenken für die im Mai beginnende Weltausstellung Expo in Mailand wies er jedoch zurück. Roberto Maroni, Präsident der Region, erklärte: „Es gibt keine Verbindung zwischen der Expo und dieser Lücke im Sicherheitssystem.“
Kommentare
Artikel kommentieren
Bitte beachten Sie: Die Kommentarfunktion unter einem Artikel wird automatisch nach sieben Tagen geschlossen.