„Mach dich stark mit uns!“ lautete das Motto der traditionellen Kundgebung auf der Möglingshöhe.
Rund 300 Teilnehmer nahmen am 1. Mai die Gelegenheit wahr, bei der Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) im Zeichen von Gemeinschaft, Solidarität und dem Einsatz für fair bezahlte, tariflich abgesicherte Arbeitsplätze einzustehen.
Beflügelt vom Engagement für die Demokratie machten sie sich für den Erhalt eines gerechten Sozialstaats stark. Mareike Jäger von der Regionalgeschäftsstelle Tuttlingen entlockte der Bundestagsabgeordneten Derya Türk-Nachbaur Antworten zur Frage, was die Arbeitnehmer vom neuen Koalitionsvertrag zu erwarten haben.
Türk-Nachbaur bedauerte, dass das Papier, das in relativ kurzer Zeit erarbeitet wurde, in seiner Entstehung von Debatten zum Thema Migration überlagert gewesen sei.
Dankbar für das Votum
Dennoch war sie froh, dass die SPD-Mitglieder mit einem überwältigenden Ja für das Koalitionspapier gestimmt hätten. „Mir geht das Miesmachen des ab dem kommenden Jahr definierten Mindestlohns von 15 Euro gegen den Strich,“ sagte sie. Die Mär von der faulen Jugend und dem faulen Arbeitnehmenden bezeichnete sie als ein unsägliches Narrativ.
Dass das Arbeits- und Sozialministerium der SPD zufällt, befürwortete sie mit Blick auf das Bundestariftreuegesetz. Um Missbrauch zu verhindern, sei vertraglich geregelt, dass beispielsweise die Einführung einer Wochenarbeitszeit nur in Absprache mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmern möglich ist. Dennoch sei es wichtig, auf der Hut zu sein, um einen möglichen Missbrauch des Gesetzes frühzeitig zu verhindern. Künstliche Intelligenz definierte die Abgeordnete als einen Mix aus Fluch und Segen. Sie betonte, dass der durch Corona ausgelöste Digitalisierungsschub rasch weiter gehen müsse.
Einstehen für Willkommenskultur
Hinsichtlich eines zunehmenden Fachkräftemangels appellierte sie dafür, rasch von den Nützlichkeitsdebatten rund um Menschen wegzukommen. Sie skizzierte die Bedeutung, sich als guter Gastgeber mit Willkommenskultur zu präsentieren. „Es muss alles getan werden, um die Menschen, die ins Land kommen und arbeiten wollen, zu halten“, ist Türk-Nachbaur überzeugt. „Jeder weiß, dass der Mangel an Arbeitskräften in Zukunft steigt. Keiner redet darüber, wer dann die Arbeit machen soll.“
Der DGB-Kreisvorsitzende Andreas Merz forderte, die soziale Balance in der Gesellschaft zu halten und den beschlossenen Koalitionsvertrag als Kompromiss für ein Zeichen der Demokratie in der Mitte der Gesellschaft zu sehen.
Roth nennt Beispiele
Gastgeber Oberbürgermeister Jürgen Roth gab auf Wunsch von Mareike Jäger einen Abriss der zukünftigen städtischen Projekte und Herausforderungen. Roth bezeichnete die bevorstehenden Investitionen als eine Stärkung des Oberzentrums und der gesamten Region. Er streifte mit Beispielen die Themen Infrastruktur und Wohnraum, Erziehung und Bildung und die städtebauliche Entwicklung.
Gewerkschaftssekretär Tom Bleile unterstrich mit Nachdruck, alles dafür zu tun, dass die Arbeitnehmerseite gestärkt aus den seiner Meinung nach mitunter unpräzisen Festlegungen im Koalitionsvertrag hervorgeht.
Die Föderation der Demokratischen Arbeitervereine (DIDF) übernahm gemeinsam mit dem BSV07 Schwenningen die Bewirtung. „Sometimes in Nowhere“ unterhielten musikalisch die Gäste.