Ein Maischerz mit Folgen: Das Absägen des ersten Maibaum-Exemplars in Höfendorf wurde zur Anzeige gebracht. Foto: Beiter

Die ziemlich schräge Maibaum-Überraschung einer Gruppe Jugendlicher aus Trillfingen beim Maifest in Höfendorf könnte ein böses Nachspiel für die Holzsäger haben. Die Polizei wurde gerufen und Ortsvorsteher Gerd Beiter hat Anzeige erstattet.

Rangendingen-Höfendorf - Die Aufregung und das Entsetzen in Höfendorf am Samstag war enorm. Als die Mitglieder des Jugendraumes in freudiger Erwartung des Starts ihres Maibaumfestes vor dem Bürgerhaus auf die ersten Gäste warteten, wurde ihnen die Vorfreude in sprichwörtlich letzter Sekunde ganz schön vermasselt.

Körperliches Eingreifen ist wegen der laufenden Motorsäge zu gefährlich

Nachdem ein Auto vor dem gegenüber des Bürgerhauses auf einem Traktor-Anhänger zwischengelagerten Maibaum anhielt, ging alles sehr schnell. Ein junger Mann, im Anschlag eine Motorsäge, stieg aus und kappte binnen weniger Sekunden den Gipfel des prächtig geschmückten Baumes. Ein Mitglied des Jugendraumes wollte den unkameradschaftlichen Holzsäger zwar noch davon abhalten, doch angesichts der laufenden Motorsäge war ein körperliches Eingreifen zu gefährlich.

Ungeachtet der wütenden Schreie des Höfendorfers vollbrachte der Übeltäter seine Werk und stieg, angefeuert von seinen im Auto sitzenden Kameraden, wieder ein. Unter Gejohle brauste die Gruppe davon.

Maifest kann trotzdem durchgeführt werden

Für das Höfendorfer Maifest bedeutete die hinterhältige Aktion zwar nicht das Aus, für die Veranstalter vom Jugendraum und deren Helfer allerdings eine schweißtreibende Sonderschicht. Nach der ersten Schockstarre zogen die Jugendlichen, unterstützt von der Feuerwehr und einigen Eltern, ins Tannenwäldle. Dort fällten sie einen neuen Baum. Dieser wurde in Rekordzeit geräppelt und geschmückt, sodass das Fest mit nur einer Stunde Verspätung starten konnten.

Ortsvorsteher bringt als Vertreter der Gemeinde die Tat zur Anzeige

Für die mutmaßlichen Täter allerdings könnte die ganze Geschichte noch ein unschönes Nachspiel haben. In Vertretung für den Jugendraum Höfendorf, insbesondere aber In seiner Funktion als Ortsvorsteher und Vertreter der Gemeinde Rangendingen hat Gerd Beiter Anzeige erstattet. Denn schließlich, so sagt er, sei die Tat auf einem Gemeindegrundstück passiert, der Baum stamme aus dem Rangendinger Gemeindewald.

"Für mich ist das kein Scherz mehr und hat auch mit Brauchtum im weitesten Sinne nichts zu tun", begründet er auf Nachfrage des Schwarzwälder Bote seinen Schritt.

Ortsvorsteher verärgert über die Unverfrorenheit der gesamten Aktion

Er selbst könne die Rivalität, die in ähnlichen Situationen schon früher zwischen vereinzelten Orten ausgetragen worden sei, nicht wirklich verstehen. Doch speziell an dieser Aktion ärgere ihn die Unverfrorenheit der Jugendlichen, bei "helllichtem Tag vorzufahren, die Aktion zu filmen und dann auch noch in die sozialen Medien zu stellen." Dafür, so Beiter, habe er kein Verständnis – und findet, dass diese weit über das Ziel hinausschießende Tat als Abschreckung für die Zukunft auch geahndet werden sollte.

Leid getan hätten ihm natürlich insbesondere die Höfendorfer Jugendlichen, die mit viel Einsatz den Baum vorbereitet hatten und sich auf ihr Fest freuten. Sie konnten zwar einen Maibaum aufstellen, doch wie zu vernehmen war, soll es sich bei dem abgesägten Exemplar um deren bisher schönsten Maibaum gehandelt haben.

Feuerwehrkommandant Siegfried Grupp: "Das ist eine Straftat"

Ähnlich wie der Ortsvorsteher sieht es auch Höfendorfs Feuerwehrkommandant Siegfried Grupp. "Das war kein dummer Lausbubenstreich mehr, sondern eine Sachbeschädigung und damit eine Straftat", die zur Anzeige gebracht werden müsse, so Grupp. Und in Punkto Tradition stellte er fest: "Die besagt, einen Maibaum aufzustellen und nicht diesen abzusägen. So etwas tut man einfach nicht."

Dass sich das Absägen des Höfendorfer Maibaums wie oben beschrieben zugetragen hat, beruht nicht nur auf die Aussage von Augenzeugen, sondern ist auch in einem Handy-Video zu sehen, das die mutmaßlichen Täter aus dem Auto heraus gefilmt haben und das seither im Netz kursiert. Für eine Ahndung der Straftat dürfte es sich bei diesem Streifen um ein sehr wertvolles Beweismittel handeln. Auch die Aufschrift auf dem T-Shirt des Motorsägen-Benutzers mit dem Namen eines Jugendraums aus dem Haigerlocher Gebiet dürfte die Beweisfindung deutlich erleichtern. Und schließlich wurde natürlich auch das Autokennzeichen der Jugendlichen notiert.