Mitglieder der Burschenschaft Perchting in Bayern stemmen ihren Maibaum am Dorfplatz von Perchting in die Höhe. Foto: dpa/Matthias Balk

In vielen Orten werden zum 1. Mai Maibäume aufgestellt und mit Kränzen, Bändern und Girlanden geschmückt. Die zahlreichen Bräuche, die damit verbunden sind, unterscheiden sich von Region zu Region. Wir stellen einige davon vor.

Die in Deutschland häufigste Form des Maibaums ist ein geschmückter Baumstamm, der zum 1. Mai an einem zentralen Ort der Stadt errichtet wird.

In Bayern wird die Feier auch zu einer Art traditionellen Modenschau: Die jungen Männer holen ihre Lederhose aus dem Schrank, die Frauen schlüpfen ins Dirndl. Das Aufstellen eines neuen Maibaums zählt im Brauchtumskalender zu den großen Festen.

Muskelkraft oder Kran?

Mancherorts wird der Maibaum noch nach alter Tradition allein mit Muskelkraft aufgerichtet. Dazu liegen die girlandengeschmückten Maibäume auf gekreuzten Stangen – den sogenannten Schwaiberl, Schwalben oder Scherstangen. Zentimeterweise bringen die Helfer Schrittchen für Schrittchen den Baum in die Senkrechte.

Immer öfter übernimmt aber ein Kran das Aufstellen – oder sichert zumindest die nicht ungefährliche Prozedur, das es dabei immer wieder zu Unfällen kommt.

Anschließend wird bei Brotzeit und Blasmusik gefeiert. Mit dem Maitanz klingt das Fest am Abend aus. Die Wurzeln des europaweiten Maibaum-Brauchtums sind nicht völlig klar.

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Liebesmaien und Maibaumstehlen

Einen Zusammenhang sehen manche mit den Liebesmaien: Die jungen, unverheirateten Männer stellen vor dem Haus der Angebeteten kleinere Bäume, etwa Birken auf, die mit bunten Bändchen geschmückt werden.

Ein weiterer Brauch ist das Maibaumstehlen in der Nacht zum 1. Mai. Die Einwohner benachbarter Dörfer versuchen dabei, sich gegenseitig den Maibaum zu klauen. Gelingt das Vorhaben, muss der Baum vom bestohlenen Ort wieder freigekauft werden. Das „Lösegeld“ wird in der Regel in Form von Bier oder Hochprozentigem gezahlt.

In einigen Gegenden gibt es zudem Kletterwettbewerbe am glatten Stamm. Dabei wird ein Maikönig ermittelt oder die Kletterer können am oberen Teil des Maibaums angebrachte Preise gewinnen.

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Woher stammt der Brauch?

Schriftliche Quellen für den Maibaum-Brauch soll es seit der Barockzeit geben. Manche vermuten auch, dass der Brauch auf die Fruchtbarkeitsrituale und Baummysterien der Kelten zurückgeht.

Woher der Brauch genau kommt, ist nicht genau geklärt. Der Mönch Caesarius von Heisterbach hat erstmals 1224 über das Aufstellen eines Maibaums in Aachen geschrieben und es als heidnisches Ritual verurteilt.

Dem folgt ein Bericht über eine seit 1520 in Franken und Schwaben gepflegte Sitte des Maibaumaufstellens auf dem Dorfplatz. Aus dem Jahr 1531 stammt eine Rechnung für einen Maibaum in Bayern, 1550 folgt die erste Abbildung eines Maibaumes.

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Symbole des Frühlings und des Lebens

Maibäume gelten als Symbol des Frühlings, des neu erwachten Lebens, der Fruchtbarkeit und Fortpflanzung. Seit dem 17. Jahrhundert wurde das „Maibaumstellen“ in Gemeinden zu einer Partnervermittlung. Unverheiratete junge Frauen wurden den Junggesellen für eine bestimmte Zeit als „Leihgabe“ übergeben.

Heidnischer oder mittelalterlicher Brauch?

Wahrscheinlich entspringt der Maibaum-Brauch nicht heidnisch-germanischen Frühlingskulten, sondern der spätmittelalterlichen Zeit. So wurden am 1. Mai einen Baum auf dem Dorfplatz als Zeichen der Tanzfreiheit geschmückt und aufgestellt.

Als nach der österlichen Bußzeit das Tanzen seitens der Kirche wieder erlaubt wurde, stellte man geschmückte Bäume aus, wo das öffentliche Tanzen geradezu zelebriert wurde.