Die Organisatoren der Menschenkette wollten auch – aber nicht nur – an die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine erinnern. Foto: Morlok

Viele Teilnehmer hatten sich die Organisatoren für die Menschenkette gewünscht. Am Ende blieb die Mahnwache "überschaubar", Zeit für mahnende Worte gab es trotzdem.

Horb - "Wenn die bunten Fahnen wehen…" heißt es in einem alten Volkslied, dessen weiterer Text zur Flüchtlingssituation, die es seit vielen Jahren gibt, ungefähr so gut passt, wie die berühmte Faust aufs Auge. Nämlich gar nicht! Und trotzdem wehten am vergangenen Samstag zum vierten Mal die Fahnen der Rettungskette des Bündnis Ankerstadt Horb vom Vorplatz der Markthalle über den Flößersteg rüber zur Platanenallee und vor bis zur Ecke der Christopherus-Brücke.

Vergeblich auf bis zu 150 Teilnehmer gehofft

Initiator Michael Widmann hatte sich alle Mühe gegeben und zwei Tage lang an dieser Fahnengirlande gearbeitet, doch das Interesse an dieser Art von Mahnwache hat offensichtlich stark nachgelassen. Glaubte Widmann in der Vorbereitungsphase noch daran, dass er und seine Mitstreiter vom Bündnis Ankerstadt Horb um die 150 Personen erreichen können, die an dieser geplanten Menschenkette teilnehmen, so wurde er schwer enttäuscht.

Wenn man die fünf Musiker vom "musikTeam" der evangelischen Kirchengemeinde Horb, die mit Lobpreisliedern die Veranstaltung begleiteten, dazuzählte, dann traf man gerade mal so um die 20 Personen an, die sich an diesem letzten Tag der Osterferien die Zeit nahmen, 90 Minuten auf das Leid der Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer aus ihren Heimatländern flüchten mussten, aufmerksam zu machen. Es war der harte Kern des Horber Bündnisses, die sich vor der Markthalle trafen. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 50 Teilnehmer gewesen.

In überfüllten "Nussschalen" übers Mittelmeer

Organisator Widmann freute sich zwar, dass die Rettungskette für Menschen aus der Ukraine schnell und unbürokratisch geklappt hatte und man den Leuten, die vor den Folgen des Krieges flüchten mussten und in Deutschland Schutz suchten, rasch Wohnraum und eine intakte Infrastruktur zur Verfügung stellen konnte, doch dabei die Schwarzafrikaner, die teilweise unter lebensbedrohenden Bedingungen auf überfüllten "Nussschalen" übers Mittelmeer aufs europäische Festland kommen, irgendwie vergessen habe.

Wo sind die Schlagworte "Seebrücke" und "Sicherer Hafen" geblieben?

Schlagworte wie "Seebrücke" oder "Sicherer Hafen" seien dem Krieg und der Ukraine-Hilfe gewichen. "Doch wir stehen für alle Flüchtlinge", betonte Widmann, der nach wie vor der Überzeugung ist, dass Horb eine sichere Hafenstadt werden könnte.

Doch das stark in schwarz und weißen Farben gehaltene Band, dass sich bis vor an die Kreissparkassenkreuzung erstreckte und die undurchdringliche Grenze für so manchen Menschen auf der Flucht symbolisieren sollte, flatterte unbeachtet im Wind dieses Apriltages, und die wenigen Aktiven des Bündnisses nutzten die Gelegenheit, sich vor der Markthalle mit ihren Mitstreitern zu unterhalten. Bevor man sich jedoch in Einzelgesprächen verlor, dankte die Gruppe ihrem Organisator für dessen aufopferungsvolles Engagement für diese Sache.