Etwa 120 Menschen nahmen am vergangenen Donnerstag an einer Mahnwache auf dem Rathausplatz von Bad Herrenalb für den Frieden in der Ukraine teil. Sie wird jeden Donnerstag um 19 Uhr stattfinden. Bis der Krieg zu Ende ist. Foto: Glaser

Etwa 120 Menschen haben sich am Donnerstagabend bei Einbruch der Nacht auf dem Rathausplatz von Bad Herrenalb zu einer Mahnwache für den Frieden in der Ukraine versammelt. Emotionaler Höhepunkt war die spontane Rede einer jungen Ukrainerin, deren Flucht in Bad Herrenalb endete.

Bad Herrenalb - Die Teilnehmer der Mahnwache stellten sich mit Kerzen in der Hand in einem großen Kreis auf den Rathausplatz. Eine Frau hatte eine Ukraineflagge umgehängt. Zwei Männer spannten eine Friedensfahne auf. Nachdem die Turmuhr der nahegelegenen Klosterkirche 19 Mal geschlagen hatte, ergriff Hans-Jörg Hyneck das Wort. Bad Herrenalbs ehemaliger Kurseelsorger hatte zusammen mit Gerhard Geschwill und Rainer Merkle den Impuls zu dieser Mahnwache gegeben.

Frappierend ähnlichen Vorgänge

Hyneck lenkte die Gedanken der Versammelten auf die Not der Ukrainer. Er sprach von den Russen, die Krieg ins Brudervolk tragen. Und er sprach von frappierend ähnlichen Vorgängen in Deutschland vor mehr als 80 Jahren. "Damals hatte der Lügner und Demagoge einen anderen Namen! Machtlosigkeit und Hilflosigkeit sind in dieser Situation grundverkehrte Gedanken!“", betonte Hyneck. Unsere Vorbilder seien Ukraines Präsident Selenskyj, Ukrainer, die Widerstand leisten, und auch solche Russen, die demonstrieren.

Am Ende seiner Rede schlug Hyneck vor, bis zum Viertelschlag der Kirchenuhr zu schweigen, als eine junge Ukrainerin unvermittelt um das Mikrofon bat. "Wir sind nicht hilflos. Wir können beten. Das macht uns stark!", sagte Vitalja Jazkanitsch. Dann weinte sie. Mit tränenerstickter Stimme schlug sie vor, jeder möge drei Vaterunser beten. Danach war es, als bliebe die Zeit stehen. Bis zum Glockenschlag.

Flucht dauerte 27 Stunden

Nachforschungen unserer Redaktion ergaben, dass Vitalja Jazkanitsch kurz zuvor aus der Ukraine geflohen war und in Bad Herrenalb eine Bleibe gefunden hat. 27 Stunden dauerte ihre Flucht, davon fünf Stunden an der ukrainischen Grenze. "Wenn wir verlieren, verliert ganz Europa!", sagte sie unserer Redaktion Zwei ukrainische Familien mit zwei Kindern und diese junge Frau haben bisher in Bad Herrenalb ein sicheres Quartier bezogen.

In Gesprächen nach der Mahnwache kam viel Solidarität zum Ausdruck. "Je mehr Städte mitmachen, desto besser. Das ist ein Signal an Putin, zur Besinnung zu kommen", sagte Nikolaus Renck. Christa Sagawe erklärte: "Ich bin hier, weil mich das Ganze sehr bewegt. Meine Eltern und meine Großeltern haben oft von ihrer Flucht erzählt. Man kann Geld spenden und Hilfsgüter schicken. Die Gemeinschaft hilft, sich gegenseitig Kraft zu geben", sagte Sagawe. Sie hat an der Organisation der Mahnwache mitgewirkt.

Alle sind eingeladen

Jeden Donnerstag um 19 Uhr wird es in Zukunft eine Mahnwache auf dem Rathausplatz in Bad Herrenalb geben. Für den Frieden in der Ukraine, in Europa und in der Welt. Alle sind eingeladen. Die Mahnwache ist ausdrücklich eine Aktion der Zivilgesellschaft. Keine Demonstration. Auch wenn sie als solche bei den Behörden angemeldet ist.