Während Israel und die Hamas am Verhandlungstisch in Katar um eine Vereinbarung ringen, veranstalteten evangelische Christen in Horb eine Mahnwache. Die Botschaft war deutlich, die Worte ebenfalls.
Es sind deutliche Worte, die Gottfried Bühler bei der Solidaritäts-Mahnwache „Shalom Israel – für Frieden in Israel und im ganzen Nahen Osten“ ausspricht. „Noch immer werden 100 Juden in den Terrortunneln der Hamas gequält. Dabei hat Israel ‘Land durch Frieden‘ vorbildhaft umgesetzt, den Gazastreifen sozusagen judenfrei gemacht: Was war das Resultat: Raketen statt Frieden.“ Er verurteilte den „barbarischen Angriffskrieg, den die palästinensische Regierung startete“ und fragte: „Wo waren da die Menschenrechtsorganisationen?“
Gottfried Bühler ist Vorsitzender der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalems (ICEJ) Deutschland. Für Bibel-TV produziert er die Sendung „Faszination Israel“. Er ist einer der Redner auf der Kundgebung im Rahmen der Gebetswoche Evangelische Allianz Oberer Neckar. 150 bis 200 Teilnehmer sind zur Mahnwache gekommen, um ihre Solidarität mit Israel zu bekunden und an die Geiseln der Hamas zu erinnern.
Mahnwache beginnt am Jüdischen Betsaal
Die Mahnwache startete am Mittwochabend am ehemaligen Jüdischen Betsaal in der Fürstabt-Gerbert-Straße. Danach marschierte die Gruppe zur nächsten Station in der Neckarstraße (direkt gegenüber dem Horber Polizeirevier). Abschluss der Mahnwache war dann am Horber Hauptbahnhof. Eskortiert wurden die Teilnehmer von einem deutlich sichtbaren Polizeiaufgebot.
Zunächst sprach Heinz Högerle vor dem Jüdischen Betsaal. „Warum versammeln wir uns heute? Wir denken an die Situation in Israel, wir denken an die Situation in Gaza, im Westjordanland, in den angrenzenden Ländern, und wir denken an den Iran.“
Er erinnerte an die Geschichte des Betsaals und an den 10. November 1938. „Am helllichten Tag kamen ältere Schüler der hiesigen Lateinschule mit ihrem Nazi-Lehrer und schlugen alles zusammen, was man in den Gottesdiensträumen finden konnte. Sie wurden unterstützt von SA-Schlägern. Die heiligen Bücher wurden hier verbrannt.“
„Unvorstellbare Brutalität der Hamas“
Mit nachdenklichem und differenziertem Blick streifte Högerle die Geschichte Israels bis zum heutigen Tag und ging auf die schrecklichen Ereignisse am 7. Oktober 2023 ein. „Der 7. Oktober offenbarte mit unvorstellbarer Brutalität das Denken und Handeln der Hamas. Man kann Kinder abschlachten, man kann Frauen vergewaltigen und wird zum Märtyrer. Man nimmt Geiseln, weil man weiß, der Erhalt von Leben ist eines der höchsten Güter im Judentum. Die eigene Parole lautet: Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod.“
Högerle weiter: „In Europa haben die Taten der Hamas eine Welle des Judenhasses ausgelöst, wie man es sich nicht mehr vorstellen konnte.“ Die Morde der Hamas hätten aber auch auch menschenverachtende Stimmen in Israel gestärkt. „Im Westjordanland gehen militante Siedler gegen palästinensische Bauern vor, die seit Generation ihr Land bebauen. Die ultrarechten Minister Smotrich und Ben-Gvir sind bereit, den Tod der entführten Menschen hinzunehmen. Bezalel Smotrich erklärte Gaza zum ‘Teil Israels‘. Man wolle ‘den Sieg, um den Feind zu vernichten und Gaza zu besiedeln‘. Sie träumen von einem Großisrael, das Gaza und das Westjordanland einschließt.“
Was ist der richtige Weg?
Was sei der richtige Weg?, fragte Högerle schließlich. „Die Menschen in Israel, in Palästina müssen den Weg selber finden. Wir können sie mit unserer Solidarität unterstützen. Alles, was die Extremisten isolieren kann, ist gut. Wir müssen dem Hass entgegentreten, den alten und neuen Judenhass in unserer Gesellschaft klar benennen und Stellung dagegen beziehen.“
An den Stationen spielte das „musikTeam“ verschiedene Lieder wie „Hevenu Shalom aleichem“ (Wir bringen Frieden euch allen), die Teilnehmer sangen dazu. Psalm- und Fürbittengebete sowie eine Schweigeminute gaben Raum zum intensiven Nachdenken und Mitfühlen.
Barbara Staudacher und Hermann Fritz lasen auf dem Bahnhofsvorplatz die Namen der Geiseln vor, die noch immer in den Händen der Hamas sind.
Das Programm gestalteten auch noch Bernhard Kast und Marianne Dölker-Gruhler, die beiden Vorsitzenden der Evangelischen Allianz oberer Neckar, sowie Martin Lütjohann (VIA Horb) mit. Die Gesamtleitung hatte Werner Plocher von der Freien Evangelischen Gemeinde Horb.