Mithilfe von Brunnenwasser sollen künftig Weinberge bewässert werden. Foto: Hildenbrand

Die Genehmigung eines Brunnens für die Firma Kiefer und Sester im Wasserschutzgebiet war der strittigste Punkt bei der Mahlberger Gemeinderatssitzung.

Mahlberg - Zwei Bürger waren am Montagabend zur öffentlichen Gemeinderatssitzung nach Mahlberg gekommen – und beide brachten in der Bürgerfragestunde Einwendungen gegen die Niederbringung eines Brunnens auf der Gemarkung Orschweier. Über dessen geplanter Niederbringung wurde die Stadt Mahlberg von der Unteren Wasserbehörde des Landratsamts informiert. Die Firma Rebveredelung Kiefer und Sester aus Oberkirch-Bottenau hat eine Fläche von circa 4,19 Hektar vom Landwirt Martin Anselm gepachtet. Für die dort geplanten Reben will sie einen Brunnen. Mit dem durch den Brunnen entnommene Grundwasser sollen die Jungpflanzen über eine Trockenberegnung bewässert werden.

1200 Kubikmeter gab die Firma an, im Jahr entnehmen zu wollen. Das entspricht etwa dem Verbrauch von 14 Haushalten zu je drei Personen. "Also relativ hoch", kommentierte Mahlbergs Hauptamtsleiter Sophie Brogle. "Überschaubar", nannte Bürgermeister Dietmar Benz die Menge.

Bürger verweist auf Klimawandel

Der Ortschaftsrat Orschweier hatte der Niederbringung des Brunnens und der Grundwasserentnahme bereits zugestimmt, aber für die Installation einer Wasseruhr plädiert, um den Verbrauch im Blick zu halten. Ein Mahlberger Bürger verwies in der Fragestunde auf den Klimawandel. Die Bürger hätten im Sommer Wasser sparen sollen, nun werde ein solcher Brunnen genehmigt. Außerdem befürchtete er die Verunreinigung des Grundwassers durch das Düngen. "Der Gemeinderat sollte Bedenken haben", erklärte er. Die Mahlberger Bürgerin erklärte Ähnliches. Zudem hatte sie Sorgen, dass die Erlaubnis zur Wasserentnahme bestehen bleibe, wenn die Firma weggehe.

Zumindest im letzten Punkt konnte Benz sie beruhigen: Die Entnahmeerlaubnis sei seinem Kenntnisstand nach an die Firma gebunden. Auch in Sachen Düngung stellte der Bürgermeister klar: "Der Spritzmitteleinsatz ist begrenzt und vorgegeben. Das Grundstück liegt im Wasserschutzgebiet, da kann nicht jeder tun und lassen, was er will."

Die Grundwasserentnahme führe bei der Natur zu Stress. Die Wurzeln der Bäume könnten bei einer starken Entnahme das Grundwasser nicht mehr erreichen, schloss sich Gemeinderat Jürgen Weber (CDU) den Bedenken der Bürger an. Zudem lägen zwischen der angegebenen und der tatsächlichen Entnahmemenge oft Welten. Nicht nur bei Firmen, auch bei Privathaushalten. Auch Ulrike Kesselring war von der Wasserentnahme nicht begeistert.

Wasseruhr soll für Einhaltung der Entnahmemenge sorgen

Allerdings: Die Stadt Mahlberg hat bei der Niederbringung des Brunnens nicht das letzte Wort, sondern das Landratsamt. Die Stadt wird nur angehört, betonte Benz. Durch den Einbau einer Wasseruhr könne man zumindest die Entnahmemenge kontrollieren. Im Klartext hieß das: Entweder könnte die Stadt den Brunnen ablehnen und dann vom Landratsamt überstimmt werden. Oder sie könne dem zustimmen und Vorgaben machen, fasste es Barbara Frieden (SPD) zusammen. "Wir können es nicht verhindern, nur kontrollieren", stimmte Benz zu. Auch Nikolaj Blasi (BFMO) erklärte, dass die Entwicklung des Weinbaus ihm ein Dorn im Auge sei. Er aber trotzdem für den Brunnen stimmen werden, weil man durch die Wasseruhr immerhin kontrollieren könnte, ob die geförderten Mengen eingehalten würden.

"Als nicht ganz so dramatisch", stufte Andreas Ruder (CDU) die Lage ein. "Ich höre lieber auf eine Fachkraft aus dem Landratsamt, die das ordnungsgemäß prüft, bevor wir hier die Landwirtschaft wegen eines Gefühls behindern", erklärte er. Zudem habe man ja den Oberrheingraben als Europas größtes Grundwasser-Reservoir. Auch Jakob Baum (FWV) erklärte: "Zwei Drittel des Wassers gehen ohnehin in den Boden – und das Drittel, das wieder verdunstet, geht auch als Regen irgendwo nieder."

Zudem, erklärte Benz, laufe die normale Wasserversorgung auch über das Grundwasser. Hinsichtlich des Oberrheingrabens mahnte er jedoch "nicht mit dem Pfund zu äsen, als gebe es kein Morgen." Da sah er aber weniger die Landwirtschaft in der Pflicht, "die die Lebensmittel produzieren, die wir brauchen. Unsere Kulturlandschaft ist vom Weinbau geprägt", erinnerte er. Seine Kritik galt vielmehr den Privatleuten, die auch im Sommer bei Wasserknappheit ihren Rasen besprengten. Dem stimmte Gemeinderat Weber zu und plädierte für den Einbau von Zisternen, um dann von diesen das aufgefangenen Regenwasser zu entnehmen, anstatt vom Brunnen. Frieden sah zudem die vielen privaten Schwimmbäder kritisch.

Letztendlich stimmte der Rat mit neun Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen von Weber und Kesselring sowie einer Enthaltung von Rolf Baum (CDU) folgendem Beschluss zu: Die Stadt Mahlberg erhebe keine Bedenken gegen die Niederbringung eines Brunnens sowie der Grundwasserentnahme zu Beregnungszwecken. Aber: "Der Wasserverbrauch sollte durch die Installation einer Wasseruhr nachvollziehbar sein und monatlich dem Landratsamt und der Stadt gemeldet werden."