Fast alle Führungen beim Versuchsfeldtag in Orschweier waren ausgebucht. Foto: Landratsamt Ortenaukreis

Landwirtschaft: Versuchsfeldtag in Orschweier stößt auf großes Interesse

Offenburg/Mahlberg - Der Versuchsfeldtag auf dem Zentralen Versuchsfeld in Orschweier hat zahlreiche Landwirte aus der Region angezogen: Fast alle Führungen waren ausgebucht gewesen, teilt das Landratsamt mit.

Bereits seit 17 Jahren veranstalten das Landwirtschaftsamt des Ortenaukreises und des Landkreises Emmendingen in Orschweier Versuchsfeldtage. Nachdem 2020 aufgrund der Corona-Pandemie keiner stattfinden konnte, waren im Juni nun wieder Begehungen in festen Kleingruppen möglich – mit überaus positiver Resonanz und gutem Zuspruch, erklärt das Landratsamt.

"Auf den Flächen des landwirtschaftlichen Betriebs von Martin Anselm finden jährlich auf rund fünf Hektar Fläche pflanzenbauliche Versuche statt. Um Informationen über Sorteneigenschaften und produktionstechnische Fragen wie Düngung und Pflanzenschutz zu bekommen, werden die wichtigsten ackerbaulichen Kulturen nach bestimmten versuchstechnischen Bedingungen angebaut", erklärt Sebastian Fricker, Sachgebietsleiter Landwirtschaftliche Produktion im Ortenaukreis. Insgesamt werden nahezu 1.000 Einzelparzellen von den Landwirtschaftsämtern des Ortenaukreises und des Landkreises Emmendingen betreut, gibt das Landratsamt Auskunft.

Pflanzenschutzmittel sparsamer einsetzen

Im Rahmen von Führungen stellten die Pflanzenproduktionsberater Volker Heitz und Carina Köninger vom Landratsamt Ortenaukreis sowie Michael Hönig und Ulf Lange vom Landratsamt Emmendingen Landessortenversuche und Wertprüfungen sowie Versuche zur Optimierung beziehungsweise Minimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln vor. So wurden beispielsweise neben chemischer Unkrautbekämpfung auch rein mechanische Unkrautbekämpfungsverfahren wie Striegel und Hacke getestet. "Hintergrund ist die in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 geforderte Reduktion des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent", erläutert Fricker.

Darüber hinaus konnten die Teilnehmenden neben den Versuchsanlagen eine moderne Hacke für den Heckanbau mit sechs Metern Arbeitsbreite und Kamerasteuerung besichtigen. "Die mittlerweile etablierte Technik, die auch auf Praxisbetrieben sehr gut funktioniert und zur erheblichen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln beitragen kann, bringt allerdings hohe Anschaffungskosten, einen höheren Dieselverbrauch, eine geringe Flächenleistung und eine große Abhängigkeit von der Witterung im Vergleich zum chemischen Pflanzenschutz mit sich", stelle Pflanzenproduktionsberater Heitz die Vor- und Nachteile vor.

Wasserschutzgebietsberater Martin Mannßhardt erläuterte abschließend die immer umfangreicher werdenden Anforderungen der Düngeverordnung praxisgerecht. Auch der neue Amtsleiter des Amtes für Landwirtschaft des Ortenaukreises, Arno Zürcher, nutzte die Gelegenheit, um sich bei den teilnehmenden Landwirten vorzustellen. Dabei ging er auf die künftigen Herausforderungen der Landwirtschaft, insbesondere die Umsetzung des Biodiversitätsstärkungsgesetzes.

81 Sorten Mais angepflanzt

Das Zentrale Versuchsfeld Südliche Rheinebene Orschweier ist eines von elf pflanzenbaulichen Versuchsfeldern des Landes Baden-Württemberg. Es ist repräsentativ für die Gebiete von Lörrach bis Rastatt. Der Versuchsstandort Orschweier ist als "bessere Rheinebene" ausgewiesen. Aufgrund geologischer und klimatisch günstiger Gegebenheiten ist dort der Anbau aller Ackerbau- und Sonderkulturen möglich.

Am umfangreichsten und am wichtigsten für die Region sind die Maisversuche mit insgesamt 81 Sorten, darauf folgen der Winterweizenversuch mit 42 Sorten, Sojabohnen mit 35 Sorten, Wintergerste mit 39 Sorten, Ackerbohnen mit 22 Sorten sowie weitere Versuche mit den Kulturen Erbsen und Sommergerste, erklärt das Landratsamt. Die Versuchsplanung und -koordination sowie die maschinen- und gerätetechnische Versuchsbetreuung erfolgt durch das Landwirtschaftliche Technologie Zentrum (LTZ) Augustenberg in Karlsruhe. Die Betreuung der Versuche vor Ort erfolgt durch die Landwirtschaftsämter an den Landratsämtern Ortenaukreis und Emmendingen; dies umfasst Pflegearbeiten, Bonituren und Auswertungen. Der Betrieb Martin Anselm zeichnet für die Bodenbearbeitung und Teile der Pflegearbeiten verantwortlich.