Auch der Betroffene selbst hält die Vorwürfe von Korruption und Käuflichkeit für vorgeschoben. "Das weise ich weit von mir", sagt Weißhaar. Bei seiner Freistellung als Betriebsrat im Jahr 2002 hätte Märklin ihm gegenüber die 500-Euro-Zulage als "allgemeinen Nachteilsausgleich" begründet, der durch seine hauptamtliche Tätigkeit in dem Mitarbeitergremium gerechtfertigt sei.
Tatsächlich sind derartige Funktionszulagen für Mitarbeiter durchaus üblich und im Betriebsverfassungsgesetz auch festgeschrieben. Freigestellten Betriebsräten werden sie gewährt, um einen Ausgleich für entgangene Schichtzulagen oder verpasste Weiterbildungsmaßnahmen und dadurch geringere Aufstiegschancen zu geben.
Um die Sache nicht öffentlich werden zu lassen, hat die Märklin-Geschäftsführung nach Informationen dieser Zeitung zunächst versucht, Weißhaar lediglich zu entmachten. In einem internen Schreiben dringt Pluta-Adlatus Seitzinger gegenüber mehreren Funktionsträgern im Betrieb auf eine "geräuschlose" Bereinigung der "Affäre". Demnach habe er Weißhaar mitgeteilt, diesbezüglich "Vorschläge zu machen". Sprich: als Betriebsrats-Chef abzudanken. Andernfalls sehe er sich gezwungen, den "Vorgang zur Anzeige" zu bringen. Weißhaar sagt, er sei auf das Angebot Seitzingers - unterbreitet am Dienstag vergangener Woche - nicht eingegangen. "Das wäre ein Schuldeingeständnis gewesen."
Daher hat Seitzinger die Gangart jetzt verschärft. Am vergangenen Mittwoch hat er den Märklin-Betriebsrat über eine fristlose Kündigung seines Chefs abstimmen lassen - und damit prompt eine Niederlage erlitten. Die Mitarbeitervertreter hätten sich geschlossen hinter ihn gestellt, sagt Weißhaar. Vom Tisch ist die Sache damit allerdings noch nicht. Durch ein Votum des zuständigen Arbeitgerichts kann Märklin die fehlende Zustimmung des Betriebsrats ersetzen. Ob Seitzinger diesen Schritt wagt, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Weißhaar allerdings glaubt: "Um mich loszuwerden, machen sie das."
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