Es ist und war ein musikalisches Märchen für die ganze Familie: Das OHG, die JKS und die Musikschule Nagold präsentierten im Kubus "Hanna & Gretchen".
Nagold - Wer erinnert sich nicht mit Grausen an das Märchen "Hänsel und Gretel" von den Gebrüdern Grimm? Nein, nicht weil die Hexe den Hänsel fressen will. Das Grauenhafte ist, dass es die Eltern sind, die ihre Kinder im Wald aussetzen, um sie dort verhungern zu lassen. Rafael Hummel ist ein wesentlich charmanterer Einstieg gelungen, in seiner modernen Fassung, die den Titel "Hanna & Gretchen" trägt.
"Hanna & Gretchen", ein musikalisches Märchen für die ganze Familie, hatte am Freitagabend im Kubus Premiere. Die Musikschule Nagold, das Otto-Hahn-Gymnasium und die Jugendkunstschule Oberes Nagoldtal haben das Stück gemeinsam auf die Bühne gebracht. Je eine weitere Aufführung gab es am Samstag- und Sonntagnachmittag.
Wandern im Wald gerät zum Desaster
Der zeitgenössische Einstieg geht so: Die Geschwister Hanna (gespielt von Emma Taha) und Gretchen (Christina Lang) wollen draußen im Wald ein digitales Herbarium erstellen. Bei dieser Gelegenheit laden sie ihre Mutter (Annawina Merk) zu einem Erholungswochenende ein. Das Wandern im Wald gerät zum Desaster (kein Handyempfang), die Mutter verschwindet und die Kinder verlaufen sich.
Und stoßen auf das berühmte Haus mit den Süßigkeiten. Da wohnt die Hexe (Leonie Dengler) und der kommen die Kinder gerade recht. Die Hexe will nämlich ein Elexir brauen, das ewige Jugend verleiht. Zur gelungenen Übertragung des Märchens in unsere Zeit gehört, dass die Hexe ans Marketing denkt und sich sicher ist, Kunden für ihr Elexir zu finden. Die Zutaten für das Mittel (zum Nachkochen) sind unter anderem geschnetzelte Karotten, getrocknete Krokodilstränen, granulierte Hoffnung und – ein Menschenkind! Fragt die Hexe: "Wo soll ich denn ein Menschenkind hernehmen, um diese Jahreszeit?"
Gretchen kommt in den "Infernomix"
Da tauchen Hanna und Gretchen auf. Hanna hilft der Hexe, Gretchen kommt in den "Infernomix", ein riesiger Topf, in dem sie den Trank zubereiten. Doch Hanna liest das Rezeptbuch und weiß nun, was ihrer Schwester droht. Zusammen mit der Mutter, die inzwischen auch aufgetaucht ist, gelingt es ihnen, die Hexe zu überwältigen und in den Infernomix zu stoßen.
Besonders auffallend an dem Stück, das im Grunde genommen ein Musical ist: Es sind nur vier Schauspielerinnen (ein männlicher Darsteller fand sich nicht, daher "Hanna & Gretchen"), aber ein großes Team, welches das Ganze auf die Bühne gebracht hat. Der Text und die Songs sind von Rafael Hummel, die Regie führte Nadia Dellagiacoma. Ashley Pöndl leitete das Jugendorchester und sorgte für den musikalischen Rahmen. Die Konzeption übernahmen Clara le Guellec, Leiterin der Jugendkunstschule, und Christian Pöndl, Leiter der Musikschule.
Für die Bühnentechnik sorgte Frank Meyer vom OHG, zusammen mit Tamara Pirslin, Aaron Schaible und Ria Stahl. Die Bühnenbildleitung hatte Nicole Borbély von der Jugendkunstschule, zum Bühnenbildteam gehörten Holger Bächle, Viktoria Damm, Niko Marquardt, Carolina Moreno und eine große Schar Helferinnen und Helfer, darunter viele Geflüchtete aus der Ukraine.