Dorothee Jakubowski zeigt sich als selbstverliebte und glamouröse Königin. Foto: Vollmer

Seit mehr als 200 Jahren faszinieren Märchen die Menschheit. Die Brüder Grimm gaben den Märchen ihre heute weltweit bekannte Couleur. Mit "Schneewittchen" oder dem "magischen Spiegel" gastierten die Theaterwelten "Chamäleon" im Backsteinbau und bereicherten das Sommerferienprogramm der Stadt Sulz.

Sulz - Dabei bescherten sie den großen und kleinen Zuhörern eine pädagogisch lehrreiche Reise in Grimms Märchenwelt im medialen Gewand des 21. Jahrhunderts. Thematisiert werden der Verlust von Werten, der wachsende Schönheitswahn und die große Bedeutung von innerer Schönheit.

Der Spiegel lügt nicht

"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?", fragt die narzisstische Königin jeden Tag und erhält die Antwort, die sie hören will. Doch ihr Töchterchen Schneewittchen wächst zu einer Schönheit heran und der Spiegel kann nicht lügen und sagt: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste, aber Schneewittchen ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Da erschrickt sie, denn sie weiß, dass der Spiegel keine Unwahrheit spricht. Natürlich muss für sie die Konkurrentin verschwinden. Dazu nimmt die Stiefmutter die Hilfe des Jägers in Anspruch, der sie jedoch nicht töten kann.

Verzicht auf den Prinzen

Schneewittchen findet Unterschlupf bei einem Zwerg als magischen Helfer. Weiter versucht die Königin, ihre sogenannte Konkurrentin außer Gefecht zu setzen und vergiftet einen angeblichen Bio-Apfel.

Wie man weiß, kommt im Märchen zum Schluss ein Königssohn zum Zwergenhaus im Wald und rettet Schneewittchen. In der Inszenierung von "Chamäleon" wird auf den Prinzen verzichtet. Die Königin wird dagegen gekonnt getäuscht und in eine Falle gelockt. Dieser Trick führt dann zum glücklichen Ende als Ziel der Handlung. Königin und Prinzessin umarmten sich herzlich.

Kampf gegen das Böse

Der Kampf Gut gegen Böse nahm einen positiven Ausgang, das beklatschten Kinder und Erwachsene freudig. Dorothee Jakubowski zeigte sich als selbstverliebte und glamouröse Königin. Elisabeth Kaiser überzeugte als verzeihendes Schneewittchen. Swen Richter war als Jäger und Zwerg auf der Bühne. Andreas Schnell navigierte ruhig durch das Märchen und im Spiegelhemd sagte er der Königin die Wahrheit.

Was konnte man mitnehmen aus dem sehr gut gespieltem Stück? Die Anspielung auf den heutigen Schönheitswahn. Dass äußere Schönheit vergänglich ist. Dass innere Schönheit zählt. Dass es immer Hoffnung auf Besseres gibt. Und dass man verzeihen kann.