Das Männersäen wurde nach sieben Jahren Pause am Montag in Trillfingen aufgeführt Foto: Lenski/Lenski

„Aufstehen!!“ rief es am Fasnetsmontag schon in aller Herrgottsfrüh durch Trillfingen, als es noch dunkel war. Der Auftakt zum einer tollen Fasnetstradition: dem Männersäen.

Das Männersäen – ein Fasnetsbrauch in Trillfingen der seine Wurzeln im 18. Jahrhundert haben soll – hatte zuletzt 2016, also vor sieben Jahren stattgefunden. Bereits in den frühen Morgenstunden des Fasnetsmontags klingelten in blaue Fuhrmannskittel gekleidete Burschen an den Häusern, wo ledige Mädchen und Frauen wohnten. Überall im Ort suchten sie nach ihnen, um sie einzufangen. Dies verlief natürlich nicht immer ohne Gegenwehr und meist mit viel Geschrei. Manche hatten sich sogar versteckt. Ziel der insgesamt 60 Burschen war es, die jungen Damen in den Schulhof zu bringen, um sie dort in ein Gefängnis zu sperren, wo sie bis zur Mittagszeit ausharren mussten.

 

60 Burschen jagen nach Mädchen

Dies verlief natürlich nicht immer ohne Gegenwehr und meist mit viel Geschrei. Manche hatten sich sogar versteckt. Ziel der insgesamt 60 Burschen war es, die jungen Damen in den Schulhof zu bringen, um sie dort in ein Gefängnis zu sperren, wo sie bis zur Mittagszeit ausharren mussten. Dann wurde allesamt vor eine Holzegge gespannt. Unter dem Knall der Peitschen zogen sie diese durch den Ort, um den vom Sämann ausgestreuten Samen einzueggen, damit künftig mehr Männer wachsen. Der Sämann ist immer derjenige, der zuletzt vor dem Männersäen geheiratet hat. Ihn spielte diesmal Fabian Heller. Er hatte im August 2022 geheiratet.

Immer wieder Befreiungsversuche

Bevor das Umzugsspektakel begann, hatte sich bis zum Mittag jede Menge Publikum eingefunden und die von der Bauernkapelle Trillfingen angeheizte Stimmung war bestens. Immer wieder versuchten Väter und verheiratete Männer mit aller Vehemenz die Frauen aus der ungewollten Haft zu befreien. Hin und wieder gelang das auch, aber meist war die Freiheit nur von kurzer Dauer. Unterstützung bekamen die Männer schließlich vom neuen Haigerlocher Bürgermeister Heiko Lebherz. Im Gewand eines mittelalterlichen Ritters stürzte sich wagemutig ins Kampfgetümmel, um den Mädchen zu Hilfe zu eilen. Auch wenn Lebherz seinerseits Schutz von den Trillfinger Stadtarbeitern um Milan Medic erhielt, so wehrten die jungen Burschen in blauen Kitteln alle Befreiungsversuche tapfer ab.

Aber auch der Sämann musste sich vorsehen, denn auf ihn hatten es die verheirateten Frauen abgesehen. Und sie bekamen ihn sogar zu fassen, doch nicht für lange.

Hunderte Zuschauer verfolgen das Spektakel

Nach vielem Umtrieb war es schließlich soweit. Die Mädels wurden aus ihrem Arrest geholt und mit langen Seilen vor die Egge gebunden. Der lange Zug der Mädchen zog dann durch die von unzähligen Menschen gesäumten Straßen des Orts. Allen voran, die Bauernkapelle. Ihnen folgte der Sämann, der den Samen streute. Dicht auf dessen Fersen war traditionell die älteste unverheiratete Frau vom Flecka, Sophie Jaillet. Sie musste ein Strohbüschel tragen. Ramona Schüle hatte man das „Rolla-G’schell“ umgehängt.

Sämann gewinnt Wettrennen

Zum Finale der alten Fasnetstradition ließ man zwei der Mädchen frei, um den nun eilig davonlaufenden Sämann einzufangen. Die Verfolgerinnen, Anna Möllhoff und Hanna Wütz, hatten keine Chance gegen den schnellen Sportler, der sein Ziel, einen Tisch in der Dorfmitte, lange vor ihnen erreichte. Sein Glück, sonst hätte er an diesem Tag allen Mädchen die Zeche bezahlen müssen.

Ortsvorsteher Horst Henle freute sich, dass sich diese Trillfinger Tradition schon so lange hält und sie immer noch in dieser Form stattfindet. Zudem freute er sich über das zahlreiche Publikum, das dem Spektakel beiwohnte. Moderiert hatten die Veranstaltung Conny Heim und Renni Henle. Auch der SWR war extra nach Trillfingen gekommen um eine Fasnachtsreportage über den alten Brauch zu senden.