Charles III. (75) ergeht es wie etwa jedem zweiten Mann über 50: Im Alter vergrößert sich die Prostata. Deswegen muss sich der britische König nun behandeln lassen. Doch woran erkennt man die Symptome? Was sind die Ursachen? Und wie gefährlich ist das Leiden?
Über den Gesundheitszustand der britischen Royals verliert der Buckingham-Palast in aller Regeln nicht viele Worte. Jüngstes Beispiel: Prinzessin Kate (42), die derzeit nach einer Bauchoperation in einer Klinik liegt. Dazu hieß es nur, der Eingriff sei geplant gewesen und gut verlaufen. Was die Ehefrau von Kronprinz William (41) genau hat, bleibt unbekannt. Umso erstaunlicher, dass Charles III. nun mit der Tradition bricht.
Der 75-Jährige ließ nicht nur mitteilen, dass er ebenfalls ins Krankenhaus muss, sondern auch den Grund: Er hat Probleme mit der Prostata. „Wie Tausende von Männer jedes Jahr lässt sich auch der König wegen einer vergrößerten Prostata behandeln“, so die Mitteilung. Der „Zustand Seiner Majestät“ sei unbedenklich, heißt es weiter. Es handle sich um eine gutartige Vergrößerung. Doch woran erkennt man die Symptome? Was sind die Ursachen? Und wie gefährlich ist das Männerleiden?
Warum geht Charles an die Öffentlichkeit?
Obwohl es jeden treffen kann, ist das Thema noch immer tabuisiert. Zu intim, zu peinlich scheint es vielen. Der Monarch spricht somit vor allem deshalb Klartext, um andere Männer zu ermutigen, sich untersuchen zu lassen, auch vorsorglich. Prostatakrebs ist nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft in vielen Ländern, darunter Deutschland, die häufigste Krebsart bei Männern.
Offensichtlich zeigt Charles’ Gang an die Öffentlichkeit erste Erfolge: Bei Google wurde in den vergangenen Tagen 50-mal häufiger nach dem Begriff „gutartige Prostatavergrößerung“ gesucht, wie britische Medien berichten.
Was ist die Prostata?
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, gehört zu den Fortpflanzungsorganen des Mannes. Bei einem Erwachsenen wiegt sie 20 bis 25 Gramm und hat einen Durchmesser von etwa 3,5 Zentimetern. Sie ist kastanienförmig, liegt unterhalb der Blase und umschließt die Harnröhre. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, ein Sekret zu produzieren, das während des Samenergusses für Beweglichkeit der Spermien sorgt – und somit die Chance auf eine Befruchtung vergrößert.
Warum verändert sich die Drüse?
Im Körper werden verbrauchte Zellen immer wieder durch neue ersetzt. So auch in der Prostata. Lange Zeit befindet sich dieser Ab- und Aufbau im Gleichgewicht. Bei Männern unter 30 Jahren treten Prostatavergrößerungen (auch benigne Prostatahyperplasie genannt, kurz BPH) sehr selten auf. Ähnliches gilt laut Deutscher Krebsgesellschaft auch für Prostatakrebs.
Ab dem 40. Lebensjahr steigt jedoch das Risiko deutlich. Je älter der Mann, umso wahrscheinlicher ist es, dass sich die Gewebezellen der Prostata zu stark vermehren. Dadurch vergrößert sich die Drüse. Die Ursachen sind noch nicht genau bekannt. Faktoren können neben dem Alter, die individuellen Veranlagung und eine ungesunde Lebensweise sein. Laut Experten wie der Prostata-Hilfe Deutschland steht auch das Geschlechtshormon Testosteron im Verdacht, an der vergrößerten Prostata mitzuwirken.
Welche Symptome treten auf?
Vergrößert sich die Prostata, kann das zu Beschwerden führen. Der Grund dafür: Die wachsende Drüse drückt immer stärker auf die Harnröhre, Harnblase und Blasenmuskulatur. Laut Urologen ist in Folge häufiger, stärkerer und dringlicher Harndrang ein typisches Anzeichen für BPH.
Überhaupt kommt es zu Problemen beim Wasserlassen. Der Gang zur Toilette kann schmerzhaft werden. Viele müssen nachts oft aufs Klo. Es kann schwer fallen, überhaupt mit dem Wasserlassen zu beginnen. Außerdem dauert es länger als früher, bis man fertig ist, da der Harnstrahl schwächer ist. Häufig tropft der Urin auch nach. Als sehr störend wird empfunden, dass sich die Blase oft nicht richtig leer anfühlt. Im späteren Verlauf kann es dann zu Erektionsstörungen, unkontrolliertem Harnverlust und Inkontinenz kommen.
Ist die Vergrößerung gefährlich?
Eine altersbedingte vergrößerte Prostata ist in aller Regel ungefährlich. Behandelt man sie nicht, kann es allerdings zu akutem Harnverhalt kommen. Dabei besteht unter anderem die Gefahr, dass die Harnblase reißt.
Überhaupt sollten insbesondere ältere Männer auf Veränderungen achten – sie können im schlimmsten Fall auf eine Krebserkrankung hindeuten. Die Deutsche Krebshilfe nennt hier unter anderem Brennen beim Wasserlassen, Blut im Urin oder im Sperma sowie Erektionsstörungen. Je früher ein Prostatatumor erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Ärzte und Krankenkassen betonen deshalb, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind.
Welche Therapien gibt es?
Durch Befragung des Patienten und verschiedene Untersuchungen, etwa des Urins, des Bluts oder des Harnstrahls, können Ärzte feststellen, ob die Prostata vergrößert ist. Oft erfühlt der Arzt mit dem Finger vom Enddarm aus die Größe und Beschaffenheit der Prostata. Die Tastuntersuchung, von manchen gern als „kleine Hafenrundfahrt“ bezeichnet, wird von vielen Männern als unangenehm empfundenen. Sie wird von den Kassen bezahlt und gilt als schnell und effektiv.
Bei der Krebsfrüherkennung jedoch gilt das Abtasten Forschern inzwischen als wenig wirksam. Am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) suchen Ärzte daher nach Möglichkeiten, das Screening und so die Prävention zu verbessern. Wird eine Vergrößerung festgestellt, gibt es mehrere Strategien: abwarten, eine medikamentöse Behandlung oder eine Operation. Letztere ist vor allem dann sinnvoll, wenn starke Symptome die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Als Medikamente kommen unter anderem Alpha-Blocker zum Einsatz, aber auch pflanzliche Mittel wie Kürbissamen und Brennnesselwurzel.
Kann man vorbeugen?
Da neben dem Alter und der Veranlagung auch die Lebensweise eine Rolle spielen kann, raten Ärzte vorbeugend dazu, Übergewicht und so Bluthochdruck und Blutfettwerte zu reduzieren. Auch mehr Bewegung hilft. Laut der Prostata-Hilfe Deutschland vermuten Forscher einen Zusammenhang mit Alkohol- und Zigarettenkonsum. Das ist aber durch Studien noch nicht ausreichend belegt.
Und wie sieht es mit dem Sexualverhalten aus? Eine Mehrheit der Studien kommt zum Schluss, dass häufige Samenergüsse im Alter zwischen 40 und 75 Jahren das Risiko für Prostatakrebs senken. Das Risiko für die gutartige Prostatavergrößerung wird dadurch aber offenbar nicht beeinflusst.