Derzeit geht in den sozialen Netzwerken eine Warnung viral, wonach Männer Kinder abpassen und ihnen ihren Penis zeigen. Foto: andranik123 – stock.adobe.com

Eine Warnung vor sexuellen Belästigungen von Kindern sorgt derzeit für Verunsicherung bei den Eltern. Tatsächlich wurde ein solcher Vorfall im Schwarzwald-Baar-Kreis angezeigt. Die Polizei erklärt, was an der Sache dran ist.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Es ist eine Nachricht, wie sie immer wieder in den sozialen Netzwerken die Runde macht: Es wird vor Männern in Autos oder Kastenwagen gewarnt, die Kinder abpassen, ansprechen, belästigen oder im schlimmsten Fall versuchen mitzunehmen.

Auch dieser Tage erreicht viele Menschen im Landkreis und darüber hinaus eine solche Warnung. Männer würden mit Autos Kinder abfangen – Schülerinnen sei das widerfahren, ein Mann hätte vor einer Schule dann seinen Penis gezeigt. Betreffen soll diese Warnung einen großen Bereich: den Kreis Tuttlingen, Villingen-Schwenningen, Singen sowie "umliegende Gebiete".

Was hat sich in Pfohren abgespielt?

Was in der Regel als Falschmeldung abgehandelt werden kann, könnte dieses Mal aber einen nachverfolgbaren Hintergrund haben. Denn von einem solchen ähnlichen Vorfall wird aus Donaueschingen-Pfohren berichtet. An der dortigen Grundschule soll sich am Dienstag vergangene Woche so etwas zugetragen haben.

Die Schulleitung sah sich daraufhin veranlasst, mit einem entsprechenden Brief Eltern und damit Schüler zu sensibilisieren. "Am Dienstag berichtete ein Kind unserer Schule zu Hause, dass es am Morgen beim Lehrerparkplatz von einem Mann angesprochen wurde und dieser ihr seinen Penis zeigte", schreibt Rektorin Susanne Schulz in einer Mail, die unserer Redaktion vorliegt.

Polizei nimmt Wind aus den Segeln

Seitens der Schule sei die Polizei eingeschalten worden, zudem sollen die Kindern sensibilisiert werden – verbunden jedoch mit einem Wunsch: "Bitte schüren Sie aber keine Ängste bei Ihrem Kind!"

Und tatsächlich: Die Polizei bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion eine entsprechende Anzeige, wonach es am 24. Januar zu einem solchen Vorfall an der Grundschule Pfohren gekommen sein soll. Polizeisprecher Jörg Kluge versucht dennoch, der Angelegenheit etwas Wind aus den Segeln zu nehmen. "Wir sind da ein bisschen vorsichtig", sagt er auf die Frage, ob sich die Sache so tatsächlich zugespielt hat.

Keine weiteren Fälle bekannt

Diesbezüglich würden derzeit "sensible Ermittlungen laufen", erklärt der Polizeisprecher. Aber: "Weitere gleich gelagerte Fälle sind bislang nicht angezeigt worden." Die Warnung über die sozialen Medien sei deshalb nicht gerechtfertigt und sorgt auch bei der Polizei für Kopfschütteln: "Wir wissen nicht, was das soll."

Denn in den in der Warnung genannten Bereichen sei es zu solchen Vorfällen gar nicht gekommen. Dass Kinder quasi aus dem Auto heraus abgepasst sein sollen, stimme deshalb nicht. "Solche Hoax-Meldungen gibt es immer wieder", so Kluge mit Blick auf immer wieder auftauchenden Falschmeldungen. Vermutlich habe irgendjemand etwas aufgeschnappt "und pusht das jetzt auf".

Schulleitung und Polizei informieren

Es sei jedoch richtig von der Schulleitung gewesen, direkt die Polizei zu informieren. Sollten Kinder von solchen Vorfälle berichten, soll die Schulleitung und im gleichen Zug die Polizei in Kenntnis gesetzt werden. Dann können entsprechende Ermittlungen eingeleitet werden, die der Sache auf den Grund gehen, um dann in bestätigten Fällen über die Behörden die Bevölkerung zu warnen. In diesem Fall sieht man dazu aber keinen Anlass.

Info: Hoax

Folgendes rät das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mit Blick auf Hoax, also Falschmeldungen: "Der wirksamste Schutz gegen Hoaxes ist und bleibt gesunder Menschenverstand: Fragen Sie sich bei jeder E-Mail, Message und bei jedem Post, wie glaubhaft und plausibel der jeweilige Inhalt ist. Beim kleinsten Hoax-Verdacht sollten Sie keinesfalls auf den ›Weiterleiten‹-, ›Teilen‹- oder ›Gefällt-mir‹-Button klicken. Im Zweifelsfall können Sie das vermeintlich Unglaubliche zunächst einmal bei Google oder einer anderen Suchmaschine gegenchecken. Wenn der behauptete Skandal nur in wenigen Blogs und Foren vorkommt, aber in keinem seriösen News-Portal, dann beträgt die Hoax-Wahrscheinlichkeit nahezu hundert Prozent."