Comedian Martin Schneider, alias "Maddin", gibt bei seinem Auftritt bei der Bad Wildbader Comedy-Woche auch so manchen "Brüllgedanken" von sich. Foto: Ferenbach

Zum Auftakt der ersten Bad Wildbader Comedy-Woche war gleich ein bekanntes Gesicht am Start. Und das im wahrsten Sinn des Wortes Gesicht. Denn das ist neben dem ausgeprägten Hessisch das Markenzeichen von "Maddin".

Bad Wildbad - Erstmals veranstaltet die Touristik Bad Wildbad eine Comedy-Woche im Kurhaus. An sechs Abenden, noch bis zum 24. Mai, sorgen namhafte Comedians mit ihrem jeweils aktuellen Programm für Spaß und Unterhaltung. Den Auftakt machte der Komiker und aus verschiedenen Klamauk-Filmen und TV-Shows bekannte Schauspieler Martin Rudolf Schneider, genannt "Maddin". Rund 150 Zuschauer verfolgten seine im breitesten Hessisch vorgetragenen Ratschläge zum Thema "Denke macht Kopfweh".

Dialekt als Markenzeichen

Äußerliche Markenzeichen des 57-jährigen, gebürtigen Hessen sind seine an den Komiker Marty Feldman erinnernden Fischaugen, die er immer wieder verdreht, und sein breites Grinsen, mit einem wie bei Rolling-Stones Frontman Mick Jagger unverkennbaren Mund. Sein Gesicht ist ein Kaleidoskop an Grimassen, mit denen er seine Lautmalereien gekonnt unterstreicht. Kultstatus hat auch sein übertriebener Dialekt mit Betonung des lang gezogenen "Sch" anstelle der gewöhnlichen Buchstaben "S" oder "G".

So möchte "Maddin" gleich zu Beginn seines rund zweistündigen Programms mit einem "Tieschertest" (Tigertest) den "Pegel an Leidenschaft" seines "temperamentvollen Publikums aus dem romantischen Schwarzwald" feststellen, das als die "Brasilianer Deutschlands" bekannt sei. So richtig "kräftig von unten raus" zu brüllen, wollte den Zuschauern allerdings nicht gelingen. "Unsere Gehirne sind voll von ›Schrottgedanken‹, von ›Schitt-Stoarm‹, von ›bekloppte Gedanken‹", stellt der Komiker fest. So würden wir – fern der Heimat im Urlaub – darüber grübeln, ob der Herd ausgemacht, das Bügeleisen ausgeschaltet oder die Tür abgeschlossen ist. Als Gedankenstütze empfiehlt er den Anwesenden, das Türabschließen mit einem körperlichen Reiz zu verbinden, der später beispielsweise als sichtbare Beule ein Zeichen für eine geschlossene Tür setze. Oder das Bügeleisen wie er nach getaner Arbeit im Garten zu vergraben.

Mongolische Trinklieder

Grundsätzlich rät "Maddin" davon ab, sich immer nur den "Wörscht Käs" (worst case oder schlimmsten Fall) auszumalen. Etwa, dass ein "Vögelsche" durch das offen stehende Fenster im Wintergarten fliegt, sich auf das "Hebelsche" vom "Toastersche" setzt und dadurch das ganze Haus abfackelt. Er warnt vor "Linker-Fuß-Aufwachgedanken" nach schweißtreibenden Albträumen zum Gelben Sack, den er nicht rechtzeitig rausgestellt hat, wofür er dann drei Ohrfeigen von seinem strengen Mathelehrer kassiert. Zur Ablenkung von diesen Gedankenkarussellen empfiehlt "Maddin" ins Mikrofon grölend das Singen mongolischer Trinklieder oder das für ihn "sinnliche Backen", insbesondere beim Kneten von Hefeteig. "Das is wie Sex für misch, wie des schmatzt und stöhnt, da bleib isch ausch ned kalt", gesteht "Maddin". Gegen "überflüssische Sohrsche" helfe die von seiner Oma erfundene "Scheiss-druff-Programmierung", lässt er wissen und dazu das Publikum in deren Spruch "Guhde Morsche, liebe Sorsche, leck misch am Arsch bis morsche" mit einstimmen.

Gegen den "Schpäm" im Kopf

Um gegen den sich idealerweise nachts um halb eins mit Martinshorn bemerkbar machenden "Schpäm" im Kopf anzugehen, gelte es, die Sorgen zu sortieren. So auch jene vor dem Alter, wenn sich "dramatische Verfallserscheinungen" mit Schlupflidern – den "Hängetitten der Männer" – bemerkbar machten und "Dreadlocks aus dem Hintern wachsen". "Die Missionarsstellung beim Sex kommt für mich daher nicht mehr infrage, denn da hilft auch kein Schönheitsschlaf", meint der in Bad Homburg geborene Spaßvogel und schüttelt den Kopf, dass alles nur so schwabbelt.

Auch die Geräusche im Bett seien nicht immer schmeichelhaft, womit er seine "damalige zukünftige Ex" Pia meint, die sich vom "schnuckeligen Zuggerschneckelschchen" am Tag in ein "abartisches Schnarschmonschter" in der Nacht verwandelt. "Frauen stehen bei mir ganz oben, aber ich kann nicht ab, wenn sie schnarchen wie eine Häckselmaschine", so "Maddin". "Frauen wandeln viel schneller ihre Gedanken in gesprochenen Worte um und laden dabei noch ihren Akku auf", lautet eine weitere Erkenntnis zum weiblichen Geschlecht. Live erlebt beim ersten Date mit Pia, als die beiden statt beim gemütlichen Kaffeekränzchen mit Schwarzwälder Kirschtorte in der Sauna landen, wo der ausgehungerte "Maddin" nach fünf Gängen Schwitzen zu Pias unaufhörlichem Schwätzen zu nichts mehr fähig ist und mit "ich muss heim, der Herd ist noch an" vor ihren "eindeutigen Signalen" flüchtet.

Testosterongesteuert Männer

Doch auch die Männer bekommen mit ihren nur schwer kontrollierbaren "Brüllgedanken" ihren Senf ab. "Hier werden – wie beim Knirsch-Schnarch-Syndrom in der Nacht – Aggressionen unterdrückt, die manchmal durchaus hörbar sind", führt der Komiker aus. Testosterongesteuerte Männer könnten ihre Emotionen dann nicht einfach ausleben, etwa mit Amok laufen im Supermarkt. Zur "Brüllgedankenfrüherkennung" empfiehlt er, das Wort "Gänseblümschenblütenbättschen" auszusprechen und testet den beruhigenden Effekt sogleich an den friedlich nachsprechenden Zuschauern. Auch Brennnesseln könnten gegen bohrende Gedanken, etwa an "grüne Affen", wie ihm "Meister Karlheinz" geraten hatte, helfen, so "Maddin". Beugt sich und macht vor, wie er sich mit nacktem Hintern in sie hineinsetzt, ganz nach Omas Devise "Brennt de Arsch, beruhischt sich de Kopp".

Mit Jubelrufen und Applaus fordert das begeisterte Publikum eine Zugabe ein. Und landet mit "Maddin" und dessen Freund Hansjörg im Whirlpool, wo sich zuvor verspeister Zwiebelkuchen in Form von duftenden Luftblasen bemerkbar macht.

Gelungener Auftakt

"Ein toller Auftakt der Comedy-Woche", meint Touristik-Chefin Stefanie Dickgiesser und überreicht Martin Schneider als Dankeschön ein "Wildbad-Package". Bereits gut verkauft ist laut Dickgiesser auch der Samstag, 21. Mai, mit Markus Maria Profitlich. Für die weiteren Comedyabende hofft sie noch auf spontane Kartenverkäufe an der Abendkasse, um die "nicht unerheblichen Kosten" für die Profis zumindest teilweise wieder einzuspielen. Tickets gibt es bei der Tourist Information Bad Wildbad, König-Karl-Straße 5, Telefon 07081/1 02 80 oder online unter www. reservix.de.