Beim VfB Stuttgart tobt mal wieder in Machtkampf – Vorstandschef Thomas Hitzlsperger will Präsident Claus Vogt aus dem Verein drängen und dessen Posten übernehmen. Das bewegt natürlich auch die VfB-Fans in der Region.

Eigentlich könnten sich die Fans des VfB Stuttgart derzeit an den Auftritten ihrer Mannschaft in der Bundesliga erfreuen. Die junge Mannschaft des Aufsteigers überrascht mit attraktivem Offensivfußball und ist damit erfolgreich. Mit Platz zehn steht der VfB im gesicherten Mittelfeld.

Doch der sportliche Erfolg wird von einem Machtkampf in der Vereinsspitze überschattet. Ende Dezember kündigte Vorstandschef Thomas Hitzlsperger eine Kampfkandidatur gegen den amtierenden Präsidenten Claus Vogt für die im März stattfindende Mitgliederversammlung an. In einem offenen Brief warf Hitzlsperger dem Präsidenten Mängel in seiner Amtsführung vor. Von den Vorhaben, die Vogt in Angriff genommen habe, sei "so gut wie nichts" umgesetzt worden, schrieb Hitzlsperger. Die Antwort des Präsidenten ließ nicht lange auf sich warten. Laut Vogt sei aber die Datenaffäre das zentrale Thema des Konflikts. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung 2017 sollen persönliche Daten etlicher VfB-Mitglieder an Dritte weitergegeben worden sein, um die Pläne zur Ausgliederung der Profiabteilung des Clubs voranzutreiben. Nachdem dies vor einigen Monaten publik wurde, beauftragte Vogt eine externe Kanzlei mit Nachforschungen. "Man kann zu dem Eindruck kommen, dass es im und um den VfB Menschen/Personen gibt, die diese Aufklärung nicht wollen", schrieb der Präsident in seiner Antwort.

Mittlerweile haben sich Vorstandschef Hitzlsperger und Präsident Vogt persönlich ausgetauscht. Trotzdem bleibt die Lage angespannt – auch aus Sicht der Fans.

"Thomas Hitzlsperger ist ein echter Sympathieträger. Ich halte ihn für einen riesigen Sportsmann und wäre sehr enttäuscht, wenn er nur aus persönlichen Gründen für den Ärger gesorgt hätte. Ich bin überzeugt, dass sein Herz am VfB hängt und dass er den Verein und die Bundesliga-Mannschaft weiter voranbringen möchte."

Im Übrigen ist Marion Steiner vom Auftreten des VfB in den Bundesligaspielen angetan. "Das ist richtig klasse. Die Mannschaft spielt tollen Fußball. Die vielen Unentschieden haben vielleicht ein paar Punkte gekostet, aber eins muss ich sagen: Aus meiner Sicht war bei den bisherigen Spielen in dieser Runde kein schlechtes dabei."

Auch Stefan Pfrommer, Vorsitzender des Neubulacher Fanclubs Bravehearts Bualich, kann den Machtkampf bei "seinem VfB" nicht verstehen. "Jetzt läuft es endlich sportlich richtig gut und schon gibt es wieder Theater", meint er. "Ich bin schon immer VfB-Fan. Ich kann mich aber an kein Jahr erinnern, in dem wirklich Ruhe geherrscht hat". Jedes Mal seien aber andere Personen darin verwickelt. "Da fragt man sich als Fan schon, woher das eigentlich kommt und wer da im Hintergrund dafür verantwortlich ist", wundert er sich.

Pfrommer befürchtet, dass sich die Unruhe auch auf die sportliche Leistung der Mannschaft auswirken wird. Deshalb hoffe er, dass sich Hitzlsperger und Vogt schnell einig werden. "Am liebsten wäre es mir, wenn beide auf ihrem bisherigen Posten bleiben würden und sich alle im Verein wieder auf das Sportliche konzentrieren können."

Jörg Pusch, Vorsitzender der Gäu-Brigade aus Eutingen, bezeichnet das Verhalten von Hitzlsperger als "unglücklich". Vogt öffentlich zu diskreditieren werfe kein gutes Licht auf den VfB. "Ich sehe es als echtes Problem, wenn die AG und der Verein von der gleichen Person geführt werden würden." Eine Satzungsänderung, wie sie nun als Antrag bereits eingereicht wurde, halte er deshalb für sinnvoll, damit verschiedene Personen den VfB in den einzelnen Positionen vertreten und so Interessenskonflikte ausbleiben. Wie vermutlich jeder VfB-Fan, ist Pusch derzeit aber zumindest mit den sportlichen Erfolgen seines Vereins zufrieden. "Wenigstens was das angeht kann man zur Zeit gut schlafen", sagt der Eutinger, der seit der Gründung im Dezember 2015 Vorsitzender der Gäu-Brigade ist.

So geht es weiter

So geht es weiter im Führungsstreit

 In der kommenden Woche wird der Vereinsbeirat des VfB Stuttgart Gespräche mit den Bewerbern für eine Kandidatur um das Präsidentenamt führen beziehungsweise die Bewerbungen final prüfen. Der Beirat sehe es »als eine wichtige Aufgabe, den Mitgliedern auf der Mitgliederversammlung nach Möglichkeit zwei geeignete Kandidaten zu präsentieren«, heißt es. Das bedeutet aber: Er kann auch nur einen oder sogar keinen der insgesamt vier Bewerber – neben Hitzlsperger und Vogt sind das Volker Zeh und Friedhild Miller – zur Wahl zulassen. Der Beirat kann auch andere potenzielle Kandidaten ansprechen, sofern er sie für geeignet hält. Wann feststeht, welche Kandidaten letztlich ins Rennen geschickt werden, ist noch offen. Für die Zeit ab dem 20. Januar wurde eine Entscheidung bisher anvisiert.

 Gewählt werden soll am Donnerstag, 18. März. Dann findet in der Schleyerhalle die Mitgliederversammlung des VfB statt – teilweise oder komplett virtuell. Das Präsidentenamt wird dann für vier Jahre vergeben. Ebenfalls gewählt werden muss ein Mitglied des Vereinsbeirats. Aufgrund der vielen offenen Fragen rund um die Datenaffäre und den Führungsstreit haben Fanvertreter zuletzt eine Verschiebung der Mitgliederversammlung gefordert.

 Ein langjähriges Mitglied hat mit Blick auf die Versammlung einen Antrag auf Änderung der Vereinssatzung fristgerecht eingereicht. Ron Merz will damit erreichen, dass Doppelfunktionen, wie sie Rainer Mutschler als Präsidiumsmitglied und AG-Angestellter im NLZ derzeit ausübt und sie Thomas Hitzlsperger anstrebt, zukünftig nicht möglich sind. Dieser Antrag liegt derzeit zur Prüfung beim Vereinsbeirat.