Anfang Dezember wurde bekanntgegeben, dass das Internationale U19-Turnier in Oberndorf nicht weiter geführt wird. Unsere Redaktion hat mit Oliver Hauer und Thomas Schefold nochmals auf 30 Jahre Turniergeschichte zurückgeblickt. Die beiden bedauern die Entscheidung, halten sie aber für alternativlos.
Es war eine traurige Nachricht für viele Fußballfans in der Region: Vor gut drei Monaten gaben die Macher des Oberndorfer U19-Turniers in einer Pressemitteilung bekannt, dass das renommierte Turnier nicht fortgeführt wird. In einem Gespräch mit unserer Redaktion gaben Oliver Hauer und Thomas Schefold nun nochmals Auskunft zu den Gründen und schwelgten ein wenig in Erinnerungen.
Die Entscheidung, dass betonen die beiden mehrmals, sei ihnen alles andere als einfach gefallen. „Das war für mich schon ein großer Spagat, man hat bis zum Schluss darum gekämpft. Ich wollte auch im Verein nochmals das Bewusstsein schärfen, aber wir waren in einer Sackgasse“, betont Hauer. Der stetig steigende organisatorische Aufwand gepaart mit der nachlassenden ehrenamtlichen Beteiligung sei einfach eine zu schwierige Kombination geworden. Thomas Schefold meint: „Es war einfach zu viel. Beim Turnier selber ging es dann, aber wenn man selbst im Vorfeld mal keinen Spaß mehr hat, wird es einfach problematisch.“
Es gehen noch Anfragen ein
Schließlich ist die Turnierorganisation fast ein Ganzjahresjob. Ist eine Auflage vorbei, starten schon die Gedanken an das nächste Turnier. Hauer sagt: „Ich bekomme immer noch Anfragen von Teams, die sich ins Gespräch bringen. Am Wochenende kamen erst Nachrichten aus Ungarn, Brasilien und Japan.“ In Deutschland hat sich die Nachricht hingegen längst herumgesprochen. So gab es nach der Bekanntgabe mehrere Nachrichten von Stammgästen, die ihr Bedauern ausgedrückt haben. Auch auf der Fasnet war das Turnier noch Gesprächsthema in mancher Gesprächsrunde. Besonders groß war die „Trauer“ wohl im Breisgau. „Ich habe von mehreren Leuten gehört, dass beim SC Freiburg zwei Tage lang Trauer war. Für sie war das Turnier im Rahmen der Jugendausbildung immer ein besonderes Highlight“, so Hauer.
Besondere Momente hat auch die Neckarstadt in 30 Jahren Turniergeschichte erlebt. Egal ob Teams, Spieler oder Trainer – die Creme de la Creme des europäischen Fußballs war schon in Oberndorf zu Gast. Mario Götze und Antonio Rüdiger liefen einst zusammen für den BVB auf, der Brasilianer Thiago Silva dirigierte bereits in jungen Jahren die Abwehr und 2019 sorgte Xavi Simons für einen regelrechten Hype unter den jungen Zuschauern. Der junge Niederländer ist auch Schefold bestens im Kopf geblieben. „Er war damals 16, immer wenn ich ihn jetzt bei Leipzig sehe, muss ich daran zurück denken. Die Mannschaft von Paris hat morgens noch in Hopfau trainiert.“ Schefold war übrigens 1997 das erste Mal dabei, allerdings noch als Betreuer des VfB Stuttgart. „Jahre später kam ich dann zum Verein hierher und bin da reingewachsen.“
DJ Bobo springt ab
Seit Gründungstagen ist Hauer mit dabei. Er erzählt eine spannende Anekdote von der 5. Auflage des Turniers im Jahr 1998. „Das Turnier ist sehr schnell gewachsen. Wir hatten dann erstmals Brasilianer dabei und auch Real Madrid hatte zugesagt. Wir wollten es auf professionellere Beine stellen.“ So wurde ein Eventmanager engagiert, der neben dem sportlichen Aspekt noch Musik in den Vordergrund rückte. So wurde DJ Bobo engagiert und überregionale Sponsoren standen tatsächlich Schlange. Das Problem: Dieser machte kurz vorher von einer Kündigungsklausel Gebrauch und die Sponsorengelder stopfte der insolvente Eventmanager in die eigene Tasche. Caught in the Act traten stattdessen in Oberndorf auf, finanziell gab es trotzdem einen ordentlichen Verlust.
Hauer fährt fort: „Über Kontakte konnten wir zudem eine einwöchige Nil-Kreuzfahrt für das Gewinner-Team ausloben. Wir sollten uns nur um den Flug kümmern. Dafür war eigentlich das Geld aus den Musikevents eingeplant.“ Glück für die Organisatoren: Mit Al Ahly Kairo siegte ausgerechnet das ägyptische Team – immerhin dieses Problem löste sich also von selber. Diese Geschichte zeigt, dass über die Jahre natürlich nicht alles nach Plan lief, auch Hauer sagt: „Wir haben ganz viel probiert. Es waren auch Fehlgriffe dabei, aber das gehört dazu. Wir wurden auch mehrmals gefragt, ob wir das Turnier nicht an anderer Stelle fortführen wollen, das spricht schon für sich.“
Mehr Zuschauer erwünscht
Rückblickend meint er aber auch: „Ich finde schon, dass das Turnier in Summe mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Es war immer gut besucht, aber es hätte noch mehr Zuschauervolumen sein dürfen. Wir hatten viele sportliche Größen zu Gast, und das auf allen Ebenen.“ Für die Macher bleiben aber die Erinnerungen – und auch wieder mehr Freizeit. Was nun in dieser gemacht wird? Schefold schmunzelt: „Das ist tatsächlich die meistgestellte Frage. Emotional ist das Turnier natürlich noch im Hinterkopf, ich genieße aber die freie Zeit. Auch beruflich war es immer ein Spagat.“
Hauer und Schefold arbeiten bei einem Umzugsunternehmen in wichtigen Positionen – gerade im Sommer gibt es dort viel zu tun. Der Gründer sagt abschließend: „Es war mir eine Ehre. Ich erinnere mich gerne an die vielen schönen Ereignisse und Kontakte zurück. Diese werden für immer bleiben.“