Der neue Porsche Macan – die fünfte Baureihe von Porsche. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Porsche

Das Unterfangen ist gewagt: Porsche will unter allen Umständen ein besonders exklusiver Autohersteller werden – aber zugleich kräftig wachsen. Der neue kleine Geländewagen Macan soll zeigen, wie das geht.

Das Unterfangen ist gewagt: Porsche will unter allen Umständen ein besonders exklusiver Autohersteller werden – aber zugleich kräftig wachsen. Der neue kleine Geländewagen Macan soll zeigen, wie das geht.

 

Los Angeles - Vor mehreren Hundert Besuchern hat Porsche auf der Autoshow in Los Angeles seine fünfte Baureihe, den Porsche Macan, vorgestellt. Mit dem kleinen Geländewagen baut Porsche seine Modellpalette im – nach Maßstäben des Unternehmens – unteren Bereich aus. Der billigste Macan soll um die 50 000 Euro kosten – und ab 2015 um die 50 000 Fahrzeuge zum Absatz beisteuern.

Bei dem Fahrzeug stand Porsche auch vor der Frage, wie weit die Zusammenarbeit mit anderen Marken im Volkswagen-Konzern gehen kann, ohne dass der exklusive Anspruch des Autobauers leidet. Denn seit Porsche zum VW-Konzern gehört, verfolgen die beiden Hersteller die Strategie, möglichst viele Teile und Komponenten quer durch die Automarken des Gesamtkonzerns zu nutzen. Das soll nicht nur Geld sparen, weil die oft hohen Entwicklungskosten dann auf viel mehr Fahrzeuge umgelegt werden können – es spart auch Zeit, weil viele Komponenten, die ein neues Fahrzeug benötigt, dann möglicherweise schon im Baukasten des Konzerns vorhanden sind.

Macan und Boxster - zwei Fahrzeuge im unteren Modellsegment

Doch diese Strategie hat ihre Grenzen dann, wenn sie dazu führt, dass Autos zu verwechselbar werden. Besonders die Porsche-Kunden würden es nie verzeihen, wenn ihr Fahrzeug plötzlich wie ein Audi oder VW daherkäme – schließlich zahlen sie einen ordentlichen Aufpreis und wollen als Gegenleistung nicht nur ein paar Extras mehr, sondern ein Auto einer eigenen Klasse.

Vor dieser Frage stand Porsche nun bei der Entwicklung des Macan, der neben dem Boxster das zweite Fahrzeug im – aus Porsche-Sicht – unteren Modellsegment ist. Die Versuchung ist groß, im unteren Preissegment besonders viele Gleichteile zu verwenden, um Kosten zu sparen. Dieser Versuchung wollte man beim Macan aber nicht erliegen. Im Gegenteil: „Zwei Drittel der Teile sind neu oder modifiziert“, sagte Forschungsvorstand Wolfgang Hatz. Das ist ein ungewöhnlich hoher Anteil – und zeigt, dass sich Porsche die Exklusivität etwas kosten lässt. „Wir haben unzählige Probefahrten unternommen und keinen Zweifel daran, dass es wieder ein echter Porsche ist“, sagte Porsche-Chef Matthias Müller. Dabei habe man durchaus die Größenvorteile genutzt, die die Zugehörigkeit zu VW biete. „Das hat uns ermöglicht, Ressourcen im Entwicklungszentrum Weissach zu nutzen, um eigene Komponenten zu entwickeln.“ So gebe es neue Motoren, die bisher in keinem anderen Fahrzeug eingesetzt wurden.

Für den Autoexperten Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch Gladbach und früher selbst Produktmanager in der Autobranche, muss Porsche zwar „aufpassen, dass die Marke nicht zu stark gedehnt wird“, hat mit dem Macan aber ein Modell auf den Markt gebracht, das sich mit der Marke verträgt. Zum einen werde das Produktspektrum zwar im unteren Bereich erweitert, der Macan liege preislich aber nicht unter dem Roadster Boxster, der bisher eine Art Untergrenze gesetzt hatte.

Ausgleich zum schrumpfenden Sportwagensegment

Porsche tue auch gut daran, sich eine Art Untergrenze zu setzen: „Wenn Kunden, die ein 130 000-Euro-Fahrzeug kaufen wollen, auf diejenigen treffen, die für weniger als 50 000 Euro einen Porsche haben wollen, könnte das Exklusivitätsgefühl beeinträchtigt werden“, sagte Bratzel unserer Zeitung. Bisher habe es Porsche allerdings gut verstanden, die Sportwagenmarke auszudehnen, ohne sie zu gefährden. „Die Diskussion über die Verträglichkeit mit der Marke gab es auch schon beim Geländewagen Cayenne – und dieser ist sehr erfolgreich.“ Mit dem Einstieg in den Geländewagenmarkt, der mit dem Macan fortgesetzt wird, habe Porsche sogar eine sehr gute Möglichkeit gefunden, einen Ausgleich für das schrumpfende Segment der Sportwagen zu finden. Es sei gelungen, die „Marken-DNA auch auf Geländewagen zu übertragen“. Porsche sei Risiken eingegangen, was sich ausgezahlt habe. „Es gilt, immer das Besondere der Marke herauszuarbeiten. Das ist die Kunst des Produktmarketings“, sagte Bratzel.

Doch wie viele Porsche dürfen jedes Jahr vom Band rollen, ohne dass die Marke Abstriche von ihrem Anspruch machen muss? Das Ziel von 200 000 Fahrzeugen, das Porsche – vor allem dank des Macan – bald erreichen will, hält Bratzel mit dem Anspruch noch für vereinbar. Die Zahl beziehe sich ja auf die ganze Welt – und 80 000 neue Porsche jedes Jahr in den USA gefährdeten den Anspruch noch nicht. Wichtiger als eine starre Obergrenze sei es, jeden Markt daraufhin zu überprüfen, wie viele Fahrzeuge er verträgt. „Vom Massenhersteller ist Porsche auch mit 200 000 Fahrzeugen noch weit entfernt.“ Das sei immer noch ein Bruchteil von Daimler, BMW oder Audi, die alle weit über eine Million Autos im Jahr verkaufen.