Geistesgegenwärtig schoss LZ-Redakteurin Nadine Goltz im März bei Ortenberg ein Foto des Autos, mit dem der verdächtige Mann vorgefahren war. Foto: Goltz

Die Polizei hat einen 61-Jährigen verhaftet. Ihm werden mehr als 40 Straftaten vorgeworfen. Eine entscheidende Rolle bei seiner Identifizierung spielte eine unserer Redakteurinnen.

Mehr als als 40 000 Euro Schaden soll der 61-jährige Franzose insgesamt verursacht haben: vor allem durch Fahrzeugaufbrüche und weil er mittels gestohlener Scheckkarten die Konten seiner Opfer leerräumte. Der Aktionsradius des Mannes dürfte sich laut Polizei von Rastatt bis in den Raum Freiburg erstreckt haben.

 

Ausschlaggebend für die Identifizierung des mutmaßlichen Autoknackers war der gemeinsame Hinweis einer Bankmitarbeiterin und von unserer Redakteurin Nadine Goltz.

Letztere hatte den Tatverdächtigen Ende März im Allmendgrün in Ortenberg dabei beobachtet, wie er mit einem Auto an ihr am Wegrand geparktes Fahrzeug heranfuhr, ausstieg und schließlich auffällig in ihren Wagen hineinblickte, in dem ihre Handtasche abgelegt war.

Verdächtiger späht den Fahrzeuginnenraum aus

„Ich kam gerade mit meinem Hund vom Joggen zu meinem Auto zurück. Er hatte mich offenbar zunächst nicht gesehen“, erinnert sich die 32-Jährige im Gespräch. Es schien, als habe er gezielt den Innenraum ausgespäht, den Blick auf ihre Handtasche gerichtet. Auf ihre direkte Ansprache, ob mit ihrem Auto alles okay sei, habe er sich erschrocken – offenbar ertappt gefühlt – vom Fahrzeug weg direkt auf sie zubewegt. Während er an ihr vorbeilief, wurden ein paar Worte gewechselt, er hob dabei die Arme hoch und habe dabei den Satz „Ich wollte nichts“ mehrfach wiederholt. Dann verschwand er aus ihrem Blickfeld hinter den Kinzigdamm.

„Irgendwie war das komisch: Er hatte keinen Hund dabei und schien auch nicht zum Sport machen dort zu sein“, erläutert die aufmerksame Redakteurin nun. Aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung sei sie dann doch misstrauisch geworden – und habe ein Foto seines Autos und dessen Kennzeichen gemacht. „Allerhöchstens fünf Minuten später kam er wieder, hat sich ins Auto gesetzt und ist weggefahren – da war für mich klar, da stimmt was ganz und gar nicht.“

Nach Rücksprache mit einer guten Freundin, Mitarbeiterin einer Bank, habe sie beschlossen, sich bei der Polizei zu melden. Sie stellte den Beamten das Foto zur Verfügung, machte eine schriftliche Zeugenaussage – beides erwies sich nun als ausschlaggebend für die Identifizierung.

Haftbefehl bleibt zunächst ohne Folgen

Mitte Mai 2025 konnte gegen den Tatverdächtigen auf Antrag der Staatsanwaltschaft Offenburg ein Haftbefehl beim Amtsgericht Offenburg erwirkt werden. Trotz umfangreicher Fahndungsmaßnahmen war es zunächst seit Erlass des Haftbefehls nicht gelungen, den in Frankreich wohnhaften Mann zu fassen, berichtet nun die Polizei.

Seit Samstag sitzt der Mann nun aber trotzdem in Untersuchungshaft. Er hatte sich am Samstagvormittag in Berghaupten erneut an einem Fahrzeug zu schaffen gemacht, dabei die Scheibe eines abgestellten BMW eingeschlagen und aus dem Wageninnern eine Handtasche gestohlen.

Ein Zeuge wurde auf die Alarmanlage aufmerksam und sah noch einen grauen Renault davonfahren. Bei der sofort eingeleiteten Fahndung machte eine Streifenbesatzung den Flüchtenden auf der L 98 im Bereich Langhurst aus – und nahm die Verfolgung auf. Nachdem der Renault-Fahrer in ein Waldstück abgebogen war, stellten ihn die Beamten und nahmen ihn fest.

Nach Vorfall in Berghaupten gelingt die Festnahme

Wie sich bei den folgenden Überprüfungen herausstellte, handelte es sich um den 61-Jährigen, der bereits seit Mitte Mai mit Haftbefehl gesucht wurde. Er wurde nach seiner Festnahme und der Vorführung bei einem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Offenburg in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.

Unsere Redakteurin Nadine Goltz zeigt sich nun einfach froh, im März rechtzeitig zu ihrem Auto zurückgekommen zu sein – und geistesgegenwärtig reagiert zu haben. „Es hat mich so gefreut, da meinen Beitrag geleistet und auf mein Bauchgefühl gehört zu haben“, verrät sie im Gespräch. „Und das hat mir einmal mehr bestätigt: Immer wenn man etwas komisch findet, sollte man sich an die Polizei wenden.“